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Nach 30 Jahren am Stephaneum Deutschlehrerin Andrea Janzen will ihren Ruhestand nicht planen

Pädagogin organisierte Tanzfestivals, begleitete Studienfahrten und gründete mit Kollegen den„Stephanus“-Schreibwettbewerb. Nun freut sie sich auf „freie Wochenenden ohne Rotstift“.

Von Anja Riske 01.10.2021, 10:00
Nach 41 Jahren als Lehrerin - davon 30 am Stephaneum - geht Andrea Janzen in den Ruhestand.
Nach 41 Jahren als Lehrerin - davon 30 am Stephaneum - geht Andrea Janzen in den Ruhestand. Foto: F. Gehrmann

Aschersleben/MZ - Sie hat Generationen von Schülern begleitet: Insgesamt 41 Jahre lang hat Andrea Janzen als Lehrerin gearbeitet, davon ganze 30 Jahre am Gymnasium Stephaneum in Aschersleben. Am Donnerstag hat sie sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Wenn Andrea Janzen an ihre eigene Schulzeit zurückdenkt, überwiegen die positiven Erinnerungen. „Ich bin gerne zur Schule gegangen“, erzählt die 63-Jährige, die in Gernrode geboren wurde und in Quedlinburg die Erweiterte Oberschule besucht hat.

Besonders der Sport hatte es ihr als Schülerin angetan. „Ich habe Sport geliebt“, sagt sie und erzählt, dass sie bereits damals selbst Sportgruppen trainiert habe. Schon zu Janzens eigener Schulzeit war ihr späterer Weg also beinahe vorgezeichnet:

„In den 1990ern waren Schüler stärker im Klassenverband integriert, durch das Kurssystem fehlt heute diese Stabilität heute.“

Andrea Janzen, Lehrerin für Deutsch, Sport und Psychologie

Sie beschloss Lehrerin zu werden. Nach dem Abitur begann sie in Magdeburg ihr Studium in den Fächern Sport und Deutsch. Später, im Jahr 2000, studierte sie außerdem noch Psychologie auf Lehramt.

In den Jahren, in denen Andrea Janzen unterrichtet hat, hat sich viel verändert im Bereich Bildung. Allein seit der Wende war sie unter zehn verschiedenen Kultusministern in Sachsen-Anhalt tätig, wie sie selbst ausgerechnet hat.

Jeder von ihnen wollte sich gewissermaßen selbst verwirklichen, ein reges Hin und Her im Bildungssystem des Landes war die Folge. „In den 1990ern waren die Schüler stärker in einen Klassenverband integriert“, blickt Janzen zurück. „Durch das Kurssystem fehlt diese Stabilität heute und die Schüler vermissen das.“

Umso wichtiger war der Lehrerin stets ihr außerschulisches Engagement, das ihr immer geholfen habe, die Kinder und Jugendlichen besser kennenzulernen, als wenn sie sie lediglich im Unterricht vor sich sitzen gehabt hätte.

So organisierte sie von 1996 bis 1998 gemeinsam mit einer Kollegin drei Tanzfestivals. Von den Gruppen, die sie in diesem Rahmen trainierten, schafften es zwei sogar bis zu den Deutschen Meisterschaften. Als Deutschlehrerin zählte Janzen außerdem viele Jahre zu den Organisatoren und Begleitern der Studienfahrten in der zwölften Klasse.

„Ich habe 41 Jahre lang nach Plan gelebt, da will ich mir jetzt keinen machen. Mal sehen, was kommt.“

Andrea Janzen

Dabei war sie mit Schülern unter anderem in Wien, Prag und Venedig, und unterstützte die Abiturienten bei der Erstellung ihres Abibuchs sowie gemeinsam mit Kollegin Grit Geschke bei der Vorbereitung ihres „Concert for Abi“. „Ein Deutschaufsatz ist Schülern oft ein Gräuel“, stellt Janzen fest.

Bei solchen außerschulischen Aktivitäten, zu denen auch der Balladen- oder der kürzlich ins Leben gerufene „Stephanus“-Schreibwettbewerb zählen, könnten sich die Schüler jedoch ausprobieren und viele würden regelrecht aufgehen. Und so konnte Andrea Janzen ihrem großen Ziel als Lehrerin womöglich ein Stück näher kommen: bei ihren Schülern die Liebe zur Literatur zu wecken.

Obwohl sie ihren Beruf sehr schätzt und gerne ausgeübt hat, freut sich die Lehrerin nun auf den Ruhestand, vor allem auf „freie Wochenenden ohne Rotstift“, denn sie gibt zu: „Korrekturen werde ich nicht vermissen.“ Stattdessen will sie regelmäßig Sport treiben, wandern und Radfahren, viel Zeit mit ihrem Enkelkind und dem Rest der Familie verbringen, Bücher lesen und sich vielleicht sogar selbst einmal als Autorin versuchen. Trotzdem möchte sie sich nicht zu viel vornehmen: „Ich habe 41 Jahre lang nach Plan gelebt, da will ich mir jetzt keinen machen. Mal sehen, was kommt.“