Deutsches Rotes Kreuz Deutsches Rotes Kreuz: Kleiderkammer in Aschersleben macht dicht

aschersleben - „Wir schließen die Kleiderkammer Vor dem Johannistor“, so Kathrin Fries. Bereits im Juli 2012 geisterten solche Gerüchte durch die Stadt und wurden damals entkräftet. Der aktuelle Schritt kommt nicht nur für die Betroffenen ziemlich überraschend, auch andere Wohlfahrtsverbände schütteln ob der aktuellen Situation den Kopf.
Gerade die zunehmende Flüchtlingszahl stelle die Träger vor große Herausforderungen. Die geschäftsführende Pfarrerin des evangelischen Kirchspiels, Anke Bremer, kann das nur bestätigen. Ihre Gemeinde betreibt am Stephanikirchhof mit Ehrenamtlern eine eigene Kleiderkammer. „Die Nachfrage ist wegen der Flüchtlingsströme so angestiegen, dass wir Zusatzkräfte benötigen. In der kommenden Woche wollen wir unsere weiteren Pläne der Öffentlichkeit vorstellen.“ Dass die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes in Aschersleben nun dichtgemacht wird, verwundert auch aus einem anderen Grund. Vor genau zehn Monaten ist die Einrichtung erst von der Lindenstraße in das neue Domizil gezogen.
Vollmundig hieß es damals: „Es war uns ganz wichtig, dass wir die Kleiderkammer in Aschersleben erhalten konnten. Und mit dem neuen Domizil sind wir in Aschersleben sogar noch zentraler gelegen“, freute sich Annekatrin Voss vom DRK-Kreisverband Staßfurt-Aschersleben. Deren Chefin Kathrin Fries begründet nun auf MZ-Anfrage die Schließung. „Es gab eine gewisse Unzufriedenheit der Kunden mit den dortigen Ein-Euro-Kräften, was ja dem DRK-Image nicht zuträglich ist. Wir konnten die Abläufe von unserer Geschäftsstelle in Staßfurt aus schlecht steuern.“
So können am 4. Dezember letztmalig Bekleidungsteile in der Kleiderkammer abgegeben werden, eine Woche darauf schließt auch die Ausgabe. In Bernburg und Schönebeck unterhalte das DRK schon länger keine Kleiderkammern mehr.
Der DRK-Kreisverband Staßfurt-Aschersleben habe die bereits bestehende Kammer in Aschersleben 1998 übernommen. „Es hört sich vielleicht nicht gut an, aber am Standort Aschersleben rechnet sich die Kleiderkammer für uns nicht. Die Kleidung wird kostenlos ausgegeben, aber es fallen als Kostenfaktoren Miete, Strom und Wasser an, einen Kleider-Container konnten wir uns dort auch nicht vors Haus stellen“, gesteht Kathrin Fries. „Als freier Träger der Wohlfahrtspflege kriegen wir auch keine staatliche Unterstützung für eine Kleiderkammer, auch wenn in gewisser Weise durch das DRK Leistungen für die Schwächeren der Gesellschaft mit erbracht werden.“
So zieht das Deutsche Rote Kreuz jetzt die Notbremse, obwohl Kreisverbandsgeschäftsführerin Kathrin Fries bestätigt: „Die Frequenz hat sich auch bei uns erhöht: Es wird mehr abgegeben, aber auch mehr ausgegeben.“ Die Kleiderkammer gilt oftmals für Bedürftige als rettender Anker. „Wir unterhalten weiter die Kleiderkammer auf unserem eigenen Gelände in Staßfurt, die auch von Bedürftigen aus Ascherleben genutzt werden kann“, kündigt Fries an. „Das erlaubt uns, flexibel zu reagieren, wenn beispielsweise ein Sozialarbeiter des Ascherslebener Ameos-Klinikums für einen Patienten Wäsche benötigt oder uns aus der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge ein Hilferuf ereilt.“
Mit der Kleiderkammer verschwindet ein weiterer DRK-Standort aus Aschersleben. Vor einem Jahr kam bereits das Aus für die „Beratungsstelle für Schwangere und deren Familienangehörigen“ des DRK-Kreisverbandes in der Ascherslebener Lindenstraße und nach einem Vergleich die Umprofilierung zum Familienberatungszentrum.
Nun bleiben vorerst die Erste-Hilfe-Lehrgänge in Kooperation mit dem Gesundheitszentrum Weststraße 18 das einzige DRK-Angebot in der Eine-Stadt. „Das wollen wir aufrechterhalten“, verspricht Kathrin Fries.
DRK-Kleiderkammer,
Telefon 03925/3 72 10,
Bodestraße 35, 39418 Staßfurt
Angebot in Aschersleben:
Kleiderkammer des evangelischen Kirchspiels, Stephanikirchhof 8