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Der Traum vom Fußballspiel

Von MARION POCKLITZ 19.06.2009, 17:22

ASCHERSLEBEN/STENDAL/MZ. - "Niclas ist ein starker Kämpfer. Er hat die Knochenmarktransplantation gut überstanden. Seit der vergangenen Woche ist er zu Hause und hat mit dem Inhalt seiner Spielzeugkiste intensiv Wiedersehen gefeiert", erzählt sein Opa Jörg Punzel glücklich.

Vor fast vier Jahren wurde die Krankheit Blutkrebs bei ihm diagnostiziert. Damals haben die Ärzte den Krebs mit einer Chemo-Therapie erfolgreich bekämpft. Niclas konnte eingeschult werden und das erste Schuljahr erfolgreich abschließen. In den Sommerferien 2008 dann die erneute Diagnose und die Nachricht, dass er einen Knochenmarkspender braucht, um wieder gesund zu werden. "Doch die Zellenwerte des Blutes von Niclas sind sehr selten. Das hieß für uns, die Nadel im Heuhaufen zu finden", berichtet er weiter.

Damals starteten dann jede Menge Spendenaktionen. Auch hier im Salzlandkreis. Zum Beispiel spendeten Schüler der Grundschule Neu Königsaue Geld und auch die Landbäckerei Behrens aus Wilsleben half mit dem Verkaufserlös einer über drei Meter langen Stolle (die MZ berichtete). In Stendal versuchten die Menschen zu helfen und bei einer Benefizveranstaltung kamen über 6 000 Euro zusammen. Mit diesem Geld wurden Typisierungen durchgeführt. Eine kostet 50 Euro. "Dann wurden zwei mögliche Spender in Amerika und einer in Deutschland gefunden. Doch von zehn Faktoren besaßen diese Spender nur acht. Niclas brauchte die Transplantation dringend und so entschieden die Ärzte der Berliner Charité, diese dort mit dem Spender aus Deutschland durchzuführen."

Der Transplantationsvorgang dauerte nicht länger als eine halbe Stunde. Danach hat der kleine Junge zu Hause bei seinem Opa angerufen und ihm erklärt: "Opa, ich habe eben mein neues Leben bekommen." Für Jörg Punzel sind das Worte für die Ewigkeit. Was dann folgte, waren sehr harte Wochen. Bis April war er in einem Isolierzelt abgeschottet. "Kinder, die so etwas durchmachen und so einen Kampf führen, müssten einen Orden erhalten", findet er. Und Niclas hat gekämpft. Nach der Isolierzelle kam erst der Umzug in ein größeres Zimmer, dann in ein sogenanntes Elternhaus. "Wenn wir ihn dort besucht haben, dann haben wir oft in der Wohnung mit dem Ball gespielt. Raus durfte er noch nicht. Aber dieser Umzug in dieses Elternhaus gab ihm die Motivation, immer gesünder zu werden."

Jetzt ist Niclas zu Hause und kämpft in kleinen Schritten weiter für seinen Traum. Am 24. Juni ist er zur Zeugnisausgabe eingeladen. Und geplant ist auch, dass er im August wieder in seiner alten Klasse mit dem Lernen anfängt. Im Krankenhaus wurde er von einer Lehrerin unterrichtet, im Augenblick von seiner Mutter. "Nach dieser Zeugnisausgabe, er bekommt übriges auch eins überreicht, werden bestimmt auch die Schulfreunde mal zu Besuch kommen können." Auch jetzt am kommenden Sonntag wird Niclas seinem Traum ein Schritt näher kommen. Mit Mundschutz und dichter Kleidung wird er um 15.30 Uhr einen Ehrenanstoß zum Oldie-Spiel im Stendaler Fußballstadium "Am Hölzchen" vornehmen. Die Fußballer des Vereins SV Oldies Magdeburg organisieren dieses Benefizspiel. Der Erlös sowie eine Zuwendung aus der Franz-Beckenbauer-Stiftung wird der Aktion Knochenmarkspende Sachsen-Anhalt in Erweiterung "Stendal für Niclas" zur Verfügung gestellt.

Bereits um 9 Uhr beginnt ein Sommerturnier der F-Jugend, an dem zehn Mannschaften teilnehmen. Die Veranstaltung endet gegen 17.30 Uhr.