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Der Hakel bei Heteborn Der Hakel bei Heteborn: Kiefern ja Tannen nein

Von Anne Schneemelcher 03.12.2014, 16:58
Revierförster Falko Friedel ist täglich mit Dackel Michel im Hakel. Zurzeit werden Eichen gepflanzt. Die Rinde muss vor Hirschgeweihen geschützt werden.
Revierförster Falko Friedel ist täglich mit Dackel Michel im Hakel. Zurzeit werden Eichen gepflanzt. Die Rinde muss vor Hirschgeweihen geschützt werden. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben/Cochstedt - Die Buche fühlt sich im Hakel pudelwohl. Doch die will man hier nicht ausschließlich haben. Eichen haben Priorität. Deswegen sieht es auch schlecht mit einem Weihnachtsbaum aus. „Wenn Sie eine Tanne wollen, müssen Sie in den Schwarzwald fahren“, sagt Revierförster Falko Friedel vom Landesforstbetrieb Ostharz und lacht dabei. Die Fichte komme im Harz vor, Auf der Alten Burg gibt es ein paar Kiefern und an die zwanzig wachsen auch im Hakel.

Die wurden dort vor ungefähr 120 Jahren gepflanzt. Schon unsere Vorfahren haben sich für Artenvielfalt eingesetzt und darauf geachtet, dass möglichst viele verschiedene Bäume im Hakel wachsen. Ihnen ist auch das Eichenbiotop zu verdanken, das man bis heute nicht aus den Augen verliert - obwohl eben vor allem Buchen das Harzvorland bevorzugen. Nadelbäume sind und bleiben die Ausnahme.

Wie der Hakel zu den Eichen kam

Bei einer gemeinsamen Fahrt durch den Hakel mit dem Revierförster und seinem Dackel Michel, klärt Friedel auf, wie der Hakel zu den Eichen kam: Schon 934 wurde der Hakel erstmalig urkundlich erwähnt. Bis nach Schneidlingen und Groß Börnecke soll er im 15. Jahrhundert gereicht haben. Nach 1813 bewirtschafteten die Preußen den Wald, der bis dahin hauptsächlich zur Jagd genutzt wurde. Sie teilten den Wald in 80 Einheiten ein.

Die sind je 15 bis 25 Hektar groß. Steine mit Nummern an den Wegen weisen auf die Einteilung hin. „Im großen Stil wurden dann Eichen gepflanzt“, so Friedel. Aber auch seltene Bäume, wie die Elsbeere, gibt es, die er mit einem gelben Strich auf der Rinde markiert hat.

Seine Aufgabe ist es, den Bestand des Waldes zu betreuen. „Wir säen heute und ernten in 200 Jahren“, sagt er. Für jede der 80 Einheiten liegen genaue Zahlen und Vorgaben vor, die in Zusammenarbeit mit Gutachtern und Naturschützern entwickelt wurden. Friedel weiß durch die Auflistung, wie viele Eichen wo stehen, wo die Kiefern wachsen und wo die Buche dem bevorzugten Eichenbaum das Sonnenlicht streitig macht. Das große Ziel sei es, dass man einen homogenen Baumbestand aus alten und neuen Pflanzen hat, beschreibt der Revierförster eine seiner Aufgaben.

Pflege des Baumbestandes und Treibjagden

Zurzeit werden Bäume im östlichen Teil Richtung Cochstedt gepflanzt. Teilweise werden die Eichen sogar eingezäunt, damit der Hirsch mit seinem Geweih den Pflanzen nicht auf die Pelle rückt und sich an der Rinde vergeht, erklärt Friedel, der seit fast 30 Jahren im Wald unterwegs ist. Neben der Pflege des Baumbestandes organisiert er auch Treibjagden. „Das ist wichtig, um den Wildbestand unter Kontrolle zu haben“, sagt er. Füchse, Dachse, zu viele Waschbären und Marderhunde gibt es im Hakel. Geschützte Eulenarten fühlen sich hier wohl, auch die Haselmaus und die Wildkatze. Der Hakel ist nicht nur artenreich in Bezug auf seine Pflanzen, sondern auch, was die Bewohner betrifft.

Von November bis Februar hat der gebürtige Ballenstedter am meisten zu tun. Dann ist nämlich „Vegetationsruhe“. Das heißt: Keine Brutzeit, keine Jungtiere. Bevor der Frost kommt, wird gepflanzt. „Schnee und Frost sind perfekt. Da zerfährt man mit den Fahrzeugen die Wege nicht und richtet keinen Schaden an“, so der Förster. In sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH) ist das zudem Vorschrift. Der Hakel steht unter dieser Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union. Alle zehn Jahre erfolgt in dem FFH-Gebiet Hakel deshalb eine Inventur. Dabei wird festgelegt, was neu gepflanzt werden muss und was auch aus wirtschaftlichen Gründen gefällt werden kann.

Blick für die Nachhaltigkeit

Der Hakel finanziert sich selbst aus dem Verkauf seines Holzes. „Unser Lindenholz geht zum Beispiel ins Erzgebirge. Die stellen dann aus dem Hakel-Holz Volkskunstartikel her“, so Friedel, der auch an heimische Sägewerke verkauft, dabei aber nie den Blick für Nachhaltigkeit verliert.

Die Hälfte des Naturschutzwaldes erstreckt sich über den Salzlandkreis, die andere Hälfte gehört zum Harz. Nördlich des Hakels befindet sich Hakeborn, südlich liegen die Ortschaften Schadeleben und Friedrichsaue. Ostsüdlich ist der Flughafen von Cochstedt und westlich Heteborn. Während im Winter auf Hochtouren im Hakel gearbeitet wird, kümmern sich Friedel, Vierbeiner Michel, zwei Waldarbeiter und Forstbetriebe im Sommer um andere Dinge. Dann werden Gatter erneuert, damit die Eichen für die nächsten zweihundert Jahre Wurzeln schlagen. (mz)