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Bushaltestelle in Frose Bushaltestelle in Frose: Streit über 300 Meter

Von regine lotzmann 30.04.2014, 17:14
Die Bushaltestelle Frose befindet sich etwa 300 Meter von der Grundschule entfernt. Räte und Eltern möchten, dass der Bus vor der Schule hält.
Die Bushaltestelle Frose befindet sich etwa 300 Meter von der Grundschule entfernt. Räte und Eltern möchten, dass der Bus vor der Schule hält. Frank Gehrmann Lizenz

frose/MZ - Mario Kempe ist sauer. In wenigen Wochen wird die Grundschule von Frose ihre Türen für immer schließen. Denn schon ab kommendem Schuljahr werden die Froser Mädchen und Jungen in Nachterstedt unterrichtet. Doch die von Eltern, Stadtrat und Stadtverwaltung geforderte Bushaltestelle, die eigentlich direkt vor der Froser Schule - in der sich dann noch der Hort befindet - entstehen sollte, lehnt der Landkreis ab.

„Das war eine zentrale Forderung der Eltern“, meint Kempe, der nicht nur im Froser Ortschaftsrat mitarbeitet, sondern auch Vorsitzender des Stadtrates ist. „Wir haben der Schulentwicklung sehr zeitig entsprochen, hatten Einsicht in die Notwendigkeit, aber das war verbunden mit einigen Forderungen“, erzählt Kempe vom Hort, der in Frose bleiben soll, und von der neuen - nur für die Grundschulkinder gedachten - Bushaltestelle vor der Schultür. Damit die Kinder früh im Dunkeln, bei Wind und Wetter nicht draußen stehen müssen, sondern direkt vom Frühhort in den Bus steigen können.

Der Stadtrat der Stadt Seeland musste sich schweren Herzens entscheiden, welche Grundschulen er in seinem Gebiet schließen will. Denn die vom Land vorgegebenen Schülerzahlen sind so hoch - erst 60 dann 80 Kinder pro Schule -, dass die Jungen und Mädchen in der Stadt nicht ausreichen, um alle vier Grundschulen am Leben zu erhalten. Deshalb einigten sich die Räte, zum Ende dieses Schuljahres die Froser Schule zu schließen und später dann auch die Hoymer. Die Kinder sollen dann in Nachterstedt beschult werden.

„Wie war der Slogan vom Land? ,Kurze Beine, kurze Wege’“, lacht er sarkastisch angesichts der Aussagen vom Landkreis, dass es diese geforderte Bushaltestelle nicht geben soll. Mit der Begründung, dass es ja in 300 Metern eine Bushaltestelle gebe und das eine zumutbare Entfernung sei. „Wir haben hier über 100 Schulkinder, die morgens zur Sekundarschule und zum Gymnasium fahren, wenn dazwischen auch noch die 45 Grundschüler stehen, wo sollen die hin, wenn es regnet oder schneit, wenn es so richtig kalt ist?“, fragt er angesichts der zwei - zudem ziemlich lädierten - Bushaltestellen am kleinen Anger.

Deshalb wurde es ja extra so geplant, dass sich die Kleinen früh noch im Hort aufhalten können, bis der Bus da ist. „Ich denke, dass uns der Landkreis das einfach schuldig ist, einen Schritt auf uns zuzukommen“, meint Kempe und weiß, dass der Stadtrat das genauso sieht.

Warum die zweite, für den Ort so wichtige Bushaltestelle nun abgelehnt wird? So konkret will sich der Landkreis nicht dazu äußern. Dem Salzlandkreis und auch der Kreisverkehrsgesellschaft Salzland würde kein Antrag auf Errichtung einer Haltestelle im Bereich der jetzigen Grundschule vorliegen. „Demzufolge wurde auch keine Versagung erteilt“, erklärt Landkreis-Pressesprecherin Ingrid Schildhauer auf MZ-Nachfrage. Unbekannt scheint die Problematik dort allerdings nicht zu sein. „Ausgelöst durch eine Anfrage des Bauamtes der Stadt Seeland im November“, erklärt sie nämlich weiter, „haben sich der Salzlandkreis ... und die Kreisverkehrsgesellschaft ... mit dem Wunsch nach einer zusätzlichen Bushaltestelle befasst, die Erforderlichkeit jedoch als fraglich eingeschätzt.“ Warum, diese Antwort blieb aus. Es hieß lediglich: „Die Zuständigkeit für eine etwaige Aufwertung der vorhandenen Bushaltestelle mit einer Wetterschutzeinrichtung liegt bei der Stadt.“

Eine Auskunft, die der Bauausschuss der Stadt und die Bürgermeisterin selbst mit einem verständnislosen Kopfschütteln quittieren. Denn bereits am 13. November 2013 hatte die Stadtverwaltung genau jenes Schreiben auf den Weg geschickt, in dem es um die Einrichtung dieser Bushaltestelle geht.

„Gleich mit dem Beschluss, die Froser Schule zu schließen, hat der Stadtrat festgelegt, dass vor der Grundschule eine Bushaltestelle entsteht - es war den Räten sehr wichtig, dass die Kinder in sicheren Händen sind“, erinnert sich die Bürgermeisterin und weiß: „Wir haben damit die Sorgen der Eltern aufgefangen, das war unser Hauptanliegen.“ Gut, der Landkreis wolle für ein Jahr eine Busbegleitung stellen, die die Kinder vom Hort zur weiter entfernten Bushaltestelle begleitet, weiß Heidrun Meyer. Aber darum gehe es nicht. Die Zwerge sollten nicht bei Wind und Wetter draußen stehen - inmitten der großen Schüler.

Dass hier sehr viel Feingefühl walten müsste, macht Heidrun Meyer außerdem klar. Der Stadt sei es nicht leichtgefallen, den Forderungen des Landes zu folgen und sich für die Schließung der Grundschule zu entscheiden. „Es ist wichtig, dass wenigstens im Nachgang im Sinne der Kinder entschieden werden muss“, findet die Bürgermeisterin und meint: „Das war der Wunsch des Stadtrates.“

Dass der Landkreis diesem Wunsch nicht entsprechen will, erfuhr die Stadt im März, als sie endlich das Antwortschreiben auf ihren Brief vom November erhalten hatte. Bürgermeisterin Heidrun Meyer sucht die Begründungen für die Ablehnung aus diesem Schreiben heraus: „Für die Busse würde ein Umweg von etwa 600 Metern entstehen und die Bedingungen in der Thomas-Müntzer-Straße und in der Hoymer Straße seien nicht gut , die Fahrbahn sehr schmal, Parkplätze im Weg...“

Für Mario Kempe eine Erklärung, der er nicht folgen kann. „Als die Froser Kinder zum Schwimmen nach Aschersleben transportiert wurden, hat der Bus auch direkt vor der Schule gehalten - da war das auch möglich“, zeigt er sich ratlos. Und auch Heidrun Meyer sichert zu: „Der Bauausschuss würde alles umsetzen, was für die Einrichtung der Haltestelle notwendig wäre, und die verkehrlichen Einschränkungen beseitigen.“ So könnten die Einbahnstraße in umgekehrter Richtung befahren und die Parkplätze vor der Schule beseitigt werden. „Wenn die Schule weg ist, muss ja auch niemand davor parken.“ Die Bäume, die im Bereich der Müntzer-Straße im Weg wären, könnten umgesetzt werden. „Zudem reicht ja auch ein Haltepunkt aus, so wie es in Gatersleben oder Nachterstedt praktiziert wird“, findet die Bürgermeisterin, die Gespräche mit dem Landkreis ankündigt. „Wir werden uns nicht kampflos geschlagen geben“, meint auch Kempe.