Bestehornhaus Bestehornhaus: Mark Benecke referiert zu "Insekten auf Leichen"

aschersleben/MZ - Sein Vortrag war nichts für Menschen mit zartem Nervenkostüm und bei einigen von seinen Bildern könnte sich der Magen umdrehen – dennoch war der Saal im Bestehornhaus bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Interesse der Öffentlichkeit an der Arbeit des Kriminalbiologen Mark Benecke ist ungebrochen groß und so kam er wiederholt nach Aschersleben, um aus seinem beruflichen „Nähkästchen“ zu plaudern. Ein umfangreiches Angebot von Fanartikeln und Büchern im Foyer, rauchig-herbe Musikvideos in den Vortragspausen stimmten ebenso auf den Abend ein wie Schaben, die man sich auf die Haut setzen konnte – für das Gänsehautfeeling sozusagen.
Der Kölner Kriminalbiologe und Forensiker widmet sich seit über zwanzig Jahren diesem biologischen Spezialzweig und konnte mit Hilfe seiner Analysen bei der Aufklärung ungezählter Verbrechen weltweit mitwirken. Aus diesem Erfahrungsschatz berichtet der auch als „Herr der Maden“ bekannte Kriminalbiologe in öffentlichen Vorträgen auf absonderlich-eklige Weise und außerordentlich redegewandt, beschönigt nichts und lässt nichts aus. „Insekten auf Leichen“ war in Aschersleben noch nicht dran und wurde zum Thema . Die Einführung gestaltete sich mit Bildern zu Experimenten zum „Busenmord im Wohnmobil“ vergleichsweise harmlos und die Frage stand im Raum, ob die Experimente zum Tathergang in dieser Form stattfanden oder ob dem Auge der Zuschauer in Anbetracht der dann folgenden Bilder noch etwas Schönes vergönnt sein sollte. Als der Kölner zum Hauptthema wechselte, wurden Worte und Bilder dann doch etwas heftiger und der eine oder andere im Saal schaute dann doch lieber zur Seite, wenn es zu schlimm wurde. Mit Sicherheit sind bestimmte Insekten und Maden wichtige Helfer für Spezialisten und lassen Rückschlüsse auf Ort, Zeit und Hergang von Verbrechen zu. „Maden sind wie kleine Roboter, haben immer die gleichen Verhaltens- und Überlebensmuster, man kann sich genau auf sie verlassen und Rückschlüsse ziehen“, klärte der Biologe auf.
Nicht immer liegen Verbrechen vor, wenn Kriminalisten herangezogen werden und Spezialisten wie Mark Benecke Schlüsse ziehen, Gutachten schreiben und die Wahrheit herausfinden. „Zur Gerechtigkeit verhelfen wir nicht, dafür sind die Juristen da“, stellte er deutlich heraus. Und so wusste er von einer Reihe von Beispielen zu berichten, bei denen die Aussagen von Kriminalbiologen zur Klärung von Fällen herangezogen wurden. Die Zusammenarbeit zwischen allen wie beispielsweise Polizei und Kriminaltechnik sei wichtig, so der „Herr der Maden“ , aber auch Menschen, die sich eher mit der Seele auskennen, seien bedeutsam. Mit Lydia hat er so eine Frau an seiner Seite, sie beschäftigt sich als Psychologin mit der Materie und hatte am Abend auch ein Fallbeispiel parat. Es ging um den Mörder Ed Gein aus den USA, das Verbrechen lag schon fast 30 Jahre zurück, war aber umso schockierender. Die Zuschauer waren entsetzt davon zu hören, aber verstanden die Ausführungen der Psychologin, als es um das Motiv ging. Es ist mitunter gruselig, wenn es um die Wahrheitsfindung geht, mit dieser Erkenntnis ließen sich auch schreckliche Bilder und schockierende Worte des Vortrags aushalten.