Belegschaftsversammlung bei Schiess Belegschaftsversammlung bei Schiess: Detlef Kiel: «Mögliche Investoren gibt es»

Aschersleben/MZ. - "Das wird wohl unsere letzte Betriebsversammlung gewesen sein. Wir sind einfach zu teuer für die", meinte ein Mann deprimiert beim Rausgehen. Er gehört zu den Schiess-Mitarbeitern, deren Arbeitsvertrag mit Schiess aufgelöst wird und die in eine Auffanggesellschaft gehen - weil sie derzeit nicht beschäftigt werden können. Für sechs Monate erhalten sie nun Kurzarbeitergeld und müssen ansonsten für den ersten Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Für 72 Mitarbeiter bleibt der alte Arbeitsvertrag gültig - sie bleiben für die Lohnfertigung und den Service beim Verwalter, für weitere 42 Leute im Maschinenbau soll es sofort weitergehen, wenn die vier auf Eis liegenden China-Aufträge abzuarbeiten sind. Die Chancen dafür stehen laut Detlev Kiel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Schönebeck, gut.
Untergangsstimmung herrscht nicht bei Schiess. In einer Betriebsversammlung wurden die knapp 230 Mitarbeiter am Dienstag darüber informiert, dass drei Investoren "schriftlich hohes Interesse bekundet haben", so Kiel. Dies sei in der Vorinsolvenzphase relativ selten. Er selbst habe es darüber hinaus noch nie erlebt, dass "eine Stadt konsequent helfen will und bereit ist, eine große Summe von 300 000 Euro aus der Stadtkasse für eine Auffanglösung zur Verfügung zu stellen". Hilfe zugesagt haben auch das Land und der Insolvenzverwalter
Einige Mitarbeiter kritisierten, dass der Betriebsrat zu lange geschwiegen und damit für Verunsicherung unter den Kollegen gesorgt habe. Kiel bat um Verständnis für seine Gewerkschafterkollegen vor Ort: "Wir wollten erst an die Belegschaft herantreten, wenn die Finanzierung für die Auffanglösung klar ist." Ein Mitarbeiter fragte nach den monatlich hundert Euro, die anstelle von Weihnachtsgeld gezahlt und in die Alterssicherung gegeben werden sollten. Inzwischen hätten die Versicherungen die Verträge gekündigt, weil das Geld vom Betrieb nicht überwiesen wurde. Die Schuld daran trage der Vorstand, hieß es von verantwortlicher Seite. "Ich nenne das Betrug", so der Mitarbeiter.