Mehringen Bauernladen Dirk Winkler Mehringen bei Aschersleben: Am Automaten gibt es frische Eier

Mehringen - Die zwei Euro-Stücke klimpern im Geldschlitz des Automaten, ein leises Klicken und eine Scheibe öffnet sich. Nein, hier gibt es keine Zigaretten oder Süßigkeiten, keinen Kaugummi oder Kaffee mit milchigem Schaum.
Hier - am Mehringer Bauern-Laden von Landwirt Dirk Winkler - gibt der graue Automat eine 10er Packung Hühnereier frei. Ein Eierautomat sozusagen. Der einzige in der Region. Und einer, der eigentlich gar keiner ist.
Früher standen Kartons vor der Tür neben „Kasse des Vertrauens“
„Früher habe ich die Eierkartons stapelweise vor der Tür gehabt, mit einer Kasse des Vertrauens“, erzählt der Landwirt, der auf seinem Hof neben Schweinen auch 800 Hühner hält. Lohmann Browns, eine besondere Zuchtlinie des Haushuhns, für die braunen Eier und die klassischen Lohmanns für die weißen.
„Doch eines Tages bin ich nach Hause gekommen und da waren nicht nur die Eierstapel weg, sondern auch noch die ganze Kasse mit dem Geld und damit das Vertrauen“, sagt Dirk Winkler. Enttäuscht war er, gibt er zu. Und richtig sauer.
In solchen Automaten wurden früher belegte Brötchen in Kantinen verkauft
Im Internet informierte der Landwirt sich deshalb über sicherere Möglichkeiten, die Eier an den Mann oder die Frau zu bringen - auch und vor allem zu Zeiten, wo der Bauern-Laden geschlossen ist. Nach einigem Suchen wurde der Mehringer dann auf einen Automaten aus einer Kantine aufmerksam.
„Da waren mal belegte Brötchen drin“, sagt der 49-Jährige und lacht. Der Umbau, dass hinter jede Scheibe auch ein Eierkarton passt, war ohne Probleme machbar. „Und so bin ich mit einem Pferdeanhänger ins Eichsfeld gefahren, um den Automaten abzuholen, denn der war groß und richtig schwer“, erzählt Dirk Winkler von der Abhol-Aktion.
Bauernladen in Mehringen existiert seit dem Jahr 2000
Seit der Landwirt nun den Riesenschrank vor seinem Laden stehen hat, stimme das Vertrauen wieder, sagt der Landwirt und schmunzelt. Seit 2.000 hat er einen Bauernladen, seit sechs Jahren verkauft er aber nur noch Kartoffeln und Eier. Keine Wurst mehr, so wie früher. Den grauen Automaten, neben den er witzigerweise ein geschnitztes Huhn gestellt hat, bestückt er im Moment jede Stunde. „Normal verkaufe ich 500 Eier pro Tag, jetzt vor Ostern sind es 700.“
Da sei er jeden Tag komplett ausverkauft. „Meist wollen die Leute gerade weiße, zum Färben, aber diese Wünsche kann ich gar nicht alle erfüllen“, erklärt der Landwirt, der deshalb in jede Packung mit braunen Eiern auch zwei weiße steckt. „Als Überraschung sozusagen.“
Vor Ostern wollen die meisten Kunden weiße Eier kaufen - zum Bemalen
Dirk Winkler arbeitet schon seit 1995 in der Landwirtschaft. Mit seiner Familie bewirtschaftet er in dem Ascherslebener Ortsteil Mehringen einen hübschen Vier-Seiten-Hof direkt an der Ortsdurchfahrt - und das dazugehörige Land: Felder, auf denen er Kartoffeln oder auch Getreide anbaut.
„Das macht mir einfach Spaß - zum einen die Arbeit mit den Tieren und dann der Kontakt zu den Kunden, es ist wirklich schön, wenn die eigene Arbeit honoriert wird“, findet der Mehringer. Und freut sich über das Lob der Kundschaft.
Winkler bestückt die Drehteller im Eierautomaten neu
„Eier“, sagt er lachend, „sind nicht nur zu Ostern eine gute Währung. Die Leute wissen es nämlich zu schätzen, wenn die ganz frisch sind.“ Und schon holt Winkler, in dessen Scheune seit Jahren auch die Mehringer Erntekrone gebunden wird, ein paar neue Kartons nach draußen. Mit einem Schlüssel öffnet er den Eierautomaten und bestückt die Drehteller neu. Ostern kann kommen!
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Ob ein Ei weiß oder braun wird, das verraten meist die Ohrscheiben der Hühner. Tiere mit weißen Ohrscheiben legen nämlich normalerweise weiße Eier, die mit roten Ohrlappen braune. Und es gibt sogar grüne Eier. Die stammen zum Beispiel vom Araucana-Huhn, das aus der Südsee stammen soll. Zum Ostereierfärben eignen sich aber auch braune Eier, die ergeben eine kräftigere Farbe. (mz)