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Barocker Taufengel ist wieder zu Hause

Von Petra Korn 10.11.2006, 18:22

Meisdorf/MZ. - Kaum ist er ein Stück nach oben gezogen und schwebt gut eineinhalb Meter über dem Erdboden, da beginnt der Taufengel sich zu drehen. Erst langsam, dann immer schneller. "Er muss sich jetzt die Kirche erst einmal angucken", vermutet Pfarrerin Gabriele Lättig mit einem Schmunzeln. Dürfte es doch ein gutes Jahrhundert her sein, als der Engel letztmals seinen Dienst in der Kirche Meisdorf (Stadt Falkenstein / Harz) versehen hat.

Punkt 13.26 Uhr läuteten am Freitag die Glocken des Gotteshauses und verkündeten so den Interessenten, die zur Kirche gekommen waren, aber auch allen anderen Meisdorfern, dass der Himmelsbote wieder zu Hause ist. Im Jahr 1686 von der Meisdorfer Familie Grasshoff gestiftet, hatte der Engel vor 320 Jahren die Kirche bezogen. Vor etwa 100 Jahren wurde er aus der Kirche verbannt, weil er nicht mehr zeitgemäß war, erinnerte Gabriele Lättig. Glücklicherweise nicht weggeworfen, fristete die Skulptur ihr Dasein dann auf einem Dachboden. Als der Engel, der den Meisdorfern immer in Erinnerung geblieben war, vor einigen Jahren gefunden wurde, befand er sich in einem beklagenswerten Zustand: So fehlten beispielsweise die Füße, Teile des Flügels und der Zahn der Zeit hatte überall am Holz genagt (die MZ berichtete).

Dass der barocke Engel nun wieder in der Kirche ist, sich hier mit seinem verschmitzten Lächeln, seinen goldenen Locken und den aufstrebenden Flügeln in seiner ganzen ursprünglichen Schönheit zeigen kann - "daran haben viele mitgearbeitet", so die Pfarrerin. Sie nannte hier besonders den Förderverein für die Meisdorfer Kirche, dessen Mitglieder immer wieder an den Engel erinnert und für dessen Restaurierung Spenden gesammelt haben, den Architekten Gerd Srocke, die Restauratorin Anja Stadler, die dem Engel wieder zu seiner alten Schönheit verhalf, und Helmut Unterschütz, der die Konstruktion errichtete, die dem Himmelsboten das Schweben ermöglicht. Ein Himmelsbote, der noch keinen Namen hat. "Wir wollen unserem Taufengel auch einen Namen geben", sagte Gabriele Lättig, die sich möglichst viele Vorschläge wünscht.

Am Heiligen Abend soll der restaurierte Taufengel ganz offiziell seiner Funktion übergeben werden. Und das am besten natürlich mit einer Taufe: "Das wäre mir eine ganz, ganz große Freude", hofft die Pfarrerin darauf, dass sich jemand findet, der sich Heiligabend taufen lassen möchte.