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Ballhaus Aschersleben Ballhaus Aschersleben: Trendsport Zumba begeistert Massen

Von Kerstin Beier 09.11.2015, 19:21
Einer macht vor, alle machen nach. Das Fitness-Konzept Zumba ist schon in den90er-Jahren von einem Tänzer aus Kolumbien entwickelt worden.
Einer macht vor, alle machen nach. Das Fitness-Konzept Zumba ist schon in den90er-Jahren von einem Tänzer aus Kolumbien entwickelt worden. Gehrmann Lizenz

aschersleben - Die Arena ist bunt. Und laut. Drei Stunden lang geht es im Ballhaus um eine der beliebtesten Trendsportarten zurzeit: um Zumba.

Tags zuvor in der Redaktion hatte ich den Mund ein wenig voll genommen: Wenn man drüber schreiben will, muss man da auch mitmachen. Tönte ich und bot an, den Text zu verfassen. Jetzt kommen mir aber doch leise Zweifel. Schließlich bin ich vollkommen untrainiert, tanze wie eine Bratwurst und manche der Mädels, die kurz vor 10 Uhr die Halle bevölkern, sehen verdammt sportlich aus. Zumba kenne ich bisher nur vom Namen. Es ist meine allererste Erfahrung mit diesem Sport, der in aller Munde zu sein scheint. Kein Fitness-Studio, das keinen Zumba-Kurs anbietet. Es sollen weltweit 14 Millionen Menschen sein, die in 185 Ländern an Zumbakursen teilnehmen. Die die Hüften und zuweilen den ganzen Körper schwingen nach heißen Rhythmen aus Mambo, Salsa, Merengue, Samba und mehr.

Mitreißende Musik

Jetzt also Zumba-Party im Ballhaus. Acht Trainer auf der Bühne sind angetreten, den ungefähr 120 Leuten - fast ausschließlich Frauen - ordentlich einzuheizen und gute Stimmung zu verbreiten. Nico, Cora, Manuela, Josi, Oksana, Petra, Tino und Anja kommen nicht nur aus Aschersleben, sondern auch aus Halberstadt, Gernrode und Magdeburg. Mit Nico Hilger aus Magdeburg steht gar ein waschechter Weltmeister im Breakdance auf der Bühne.

Zu überaus mitreißender Musik geht es los. Ich will alles richtig machen und bin ein bisschen angespannt. Viele der Mittänzer um mich herum scheinen die Choreografien zu kennen, sie beherrschen die Schritte, Drehungen und Bewegungen aus dem Effeff. Ich muss ganz schön angestrengt nach vorn schauen, versuche, die Schritte nachzumachen und verhaspele mich immer wieder. Wenn ich eine Schrittfolge „gefressen“ habe, machen die Jungs und Mädels da vorn schon wieder was anderes. Trotzdem: Es macht Spaß, wenn ringsum alle das halbwegs Gleiche tun. Zu meiner Erleichterung entdecke ich auch einige ältere Semester, und längst nicht alle haben die Idealfigur. Der 20-jährige Benjamin schräg vor mir gehört zu den wenigen Männern in der Menge. Er kommt aus Langenstein und macht dort seit Mitte des Jahres einen Kurs mit. Er wollte etwas tun gegen sein Übergewicht. Fünf Kilo hat er schon runter. „20 muss ich noch“, sagt er. Er ist das erste Mal auf einer Zumba-Party. „Es ist anstrengend, aber faszinierend“, findet er. Die Kombination aus Tanz und Fitness ist es, die ihm gefällt. „Gerätetraining ist mir zu eintönig.“

In mir reift derweil die Erkenntnis: Zumba ist was für alle. Alt und jung, groß und klein, schlank und dick. Überfordern muss sich hier niemand. Wer genug hat, macht zwischendurch ein Päuschen. So wie Susann Pohl und Jana Frohberg aus Aschersleben. Auch für die beiden ehemaligen Synchronschwimmerinnen ist die Party, die zum zweiten Mal im Ballhaus stattfindet, eine Premiere. Die beiden tanzen gern und sind nicht unsportlich, trotzdem findet die 45-jährige Susann: „Es ist ein Mordsunterschied zum Synchronschwimmen. Man muss viel lockerer sein.“ Die Frauen, seit über 30 Jahren befreundet, bereuen keine Minute, ins Ballhaus gekommen zu sein. „Die Musik macht viel aus“, finden sie, „denn die hat richtig Bums.“ Und: Sie genießen den Vormittag noch aus einem anderen Grund. Heute machen wir mal keinen Haushalt, freuen sie sich und sind schon wieder mittendrin.

Gruppendynamik "beflügelt“

Hauptverantwortlicher für das Event in diesem Jahr ist Ben Retzel, der jedes Lob für die gelungene Veranstaltung sofort an seine Mitstreiter vom Ballhaus-Team weitergibt. Denn der Inhaber einer Praxis für Leistungsdiagnostik und Trainingsplan in Hettstedt war bis vor wenigen Tagen noch als WM-Trainer bei den Iron-Man-Meisterschaften auf Hawaii und konnte sich deshalb weniger um die Vorbereitung kümmern als gewollt. Umso mehr freut er sich über den gelungenen Mix aus alternativem Sportangebot und den gesunden Snacks, mit denen sich jeder Teilnehmer zwischendurch stärken konnte. Der Spaß an der Bewegung sei den Leuten anzusehen. Das liege einfach an der Gruppendynamik, sagt er. „Das beflügelt.“

Recht hat der Mann. Ich schwitze schon wie verrückt und mag trotzdem nicht aufhören. Die Frau da links von mir scheint ein Zumba-Könner zu sein. Mein Blick heftet sich auf ihre Beine. Ich versuche, mich von der Musik tragen zu lassen. Sind die Schrittfolgen zu schnell, mache ich irgendwas. Ganz egal. Hauptsache Bewegung. Der junge Trainer auf der Bühne wirkt wie aufgezogen. Er scheint überhaupt nicht müde zu werden. Die Leute rings um mich herum aber auch nicht. Wer nach drei Stunden noch nicht genug hat, so erfahre ich, kann später noch mit Aqua-Zumba in der Schwimmhalle weitermachen. Nun, ich glaube, das verkneife ich mir. Die drei Stunden vergingen zwar viel schneller als gedacht, es reicht jetzt aber trotzdem. Ich bin stolz, durchgehalten zu haben und freue mich jetzt so richtig auf zweierlei: auf die Dusche und frische Klamotten. Auf dem Weg zum Auto fühle ich mich anders als noch am Morgen: irgendwie beschwingt. (mz)

Wer beim Training schwitzt, der muss viel Trinken.
Wer beim Training schwitzt, der muss viel Trinken.
Gehrmann Lizenz
Die 120 Teilnehmer an der zweiten Zumba-Party im Ballhaus haben Spaß und fühlen sich mitgerissen von der motivierenden Musik, den Trainern und der großen Gruppe.
Die 120 Teilnehmer an der zweiten Zumba-Party im Ballhaus haben Spaß und fühlen sich mitgerissen von der motivierenden Musik, den Trainern und der großen Gruppe.
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So hundertprozentig klappt das noch nicht mit den Schritten nach Salsa, Samba und Cha Cha Cha.
So hundertprozentig klappt das noch nicht mit den Schritten nach Salsa, Samba und Cha Cha Cha.
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