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Bäcker und Bauer kooperieren Bäcker Behrens Wilsleben und Landwirt Strudel Winningen kooperieren: Roggen für regionales Brot geerntet

Von Harald Vopel 02.08.2019, 05:56
Der Roggen ist auf einem Feld des Klostergutes Winningen in Wilsleben gewachsen.
Der Roggen ist auf einem Feld des Klostergutes Winningen in Wilsleben gewachsen. Frank Gehrmann

Wilsleben - Mehrere Rehe wechseln mit weiten Sprüngen über die Straße ins Maisfeld. Offensichtlich aufgestöbert vom Brummen des Mähdreschermotors. Gesteuert wird die Erntemaschine vom Sohn des Winninger Landwirts Arthur Strudel, Philipp.

„Das ist so etwas wie der Jungferndrusch“, sagt Arthur Strudel und meint das auf dem rund dreieinhalb Hektar großen Schlag am Ortsausgang von Wilsleben nach Neu-Königsaue stehende Getreide. Es ist Roggen - und damit Neuland für den Chef des Winninger Klostergutes. Der Roggenanbau sei für die hiesige Region eher untypisch. Er selbst baue ansonsten vorwiegend Raps, Körnermais, Zuckerrüben und Weizen an.

Bäcker Hartwig Behrens aus Wilsleben hat ein Rezept für ein neues Roggenbrot entwickelt

Auf die Idee mit dem Roggen habe ihn der Wilslebener Bäcker Hartwig Behrens gebracht. Der hat nämlich ein Rezept für ein neues Roggenbrot entwickelt, das aus Mehl und Schrot aus regionalem Anbau gebacken wird. Regional heißt in diesem Fall - das Getreide ist nur wenige hundert Meter vom Backofen entfernt gewachsen.

Eine gute Sache, finden Bäcker und Bauer. Und gut für die Umwelt, wenn das Getreide nicht durch die halbe Welt gefahren werden muss, bevor es verarbeitet werden kann. Was jetzt noch fehle, das sei ein zugkräftiger Name für das Brot. „Vielleicht Klosterbrot - oder Hartwigs Klosterbrot“, sinniert der Bäcker, der gemeinsam mit Arthur Strudel am Feldrand steht und die Ernte des für ihn bestimmten Roggens beobachtet.

Die Namensgebung kann Behrens allerdings nicht auf die lange Bank schieben. Schließlich soll das neue Brot schon in der kommenden Woche - ab Dienstag - in den Filialen der Landbäckerei in und um Aschersleben angeboten werden.

Bäcker Behrens würde gern auch ein Weizenbrot mit Mehl von Getreide aus der Nachbarschaft backen

Wenn das Brot bei den Kunden ankommt, dann habe er schon ein weiteres Projekt im Hinterkopf, erzählt der Bäcker. Sozusagen das Gegenstück zum Roggenbrot. Nämlich ein Weizenbrot, das ebenfalls ausschließlich aus hiesigem Getreide hergestellt wird.

Auch das werde dann vom Klostergut Winningen geliefert. Für beide Produkte würden etwa 100 Tonnen Getreide benötigt, um diese spezielle Brotherstellung für ein ganzes Jahr zu sichern, rechnet Behrens vor. Gemahlen wird die erste Roggenernte übrigens ebenfalls in der Region. Nämlich in der Schröderschen Wassermühle in Thale.

Angebot aus Wilsleben folgt dem Trend zu mehr regionalen Produkten

Die Wilslebener Landbäckerei und der Winninger Landwirt folgen mit dem neuen Angebot einem Trend zu mehr Regionalität. Zumindest schätzen nach einer aktuellen Umfrage von Consors Finanz etwa 94 Prozent der Deutschen die Qualität der jeweils regionalen Produkte.

Die Verbraucher bringen diesen Erzeugnissen großes Vertrauen und Wertschätzung entgegen, heißt es. Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass heimische Produkte ein Selbstläufer wären und wie warme Semmeln über die Ladentische gehen.

Zwischen Wertschätzung und tatsächlichem Kauf regionaler Produkte liegen nämlich Welten. So gaben nach der Consors Finanz-Umfrage lediglich 29 Prozent der Befragten an, dass sie beim Einkauf ganz bewusst zu Produkten aus der Region greifen. Außerdem sei es oft noch der Preis, der Kunden vom Kauf regionaler Produkte abhalte. (mz)

Drei Generationen Strudel: Arthur, Sohn Philipp und Vater Peter (v.l.).
Drei Generationen Strudel: Arthur, Sohn Philipp und Vater Peter (v.l.).
Frank Gehrmann