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Rätsel bei Ausgrabungen Auguste ist ein August

Der Schriftzug in der Gruft im Ascherslebener Stadtpark ist entziffert.

23.04.2021, 12:00
Hat sich hier nur der Totengräber verewigt?
Hat sich hier nur der Totengräber verewigt? Foto: Detlef Anders

Aschersleben - Da ist der August glatt zur Auguste geworden! Und: Dieser ist vielleicht gar keiner von jenen, die in der Gruft unter dem Stadtpark bestattet wurden, sondern der Baumeister der Anlage. In der vorgestrigen Ausgabe hatte die MZ über archäologische Arbeiten an einer Gruft berichtet, die bei Baumpflanzarbeiten im Stadtpark Aschersleben entdeckt wurde.

Das Rätselraten ist nach der Entdeckung eines Namens auf einem Ziegelstein im Mauerwerk der Gruft momentan groß. Drei Menschen wurden dort einst in Särgen bestattet, die vor ein paar Tagen zusammengefallen auf dem Boden der Gruft gefunden wurden (die MZ berichtete). Der prachtvollste Sarg war der einer sehr alten Dame, berichtete eine Archäologin des archäologischen Landesamtes nach einer Untersuchung dieser Gruft am Montag.

In den Kirchenbüchern gesucht

Anne Bremer, die Pfarrerin des evangelischen Kirchspiels Aschersleben, hat anschließend einen ganzen Abend über den Kirchenbüchern gesessen. Aber sie konnte nichts finden, was mit der Gruft im Stadtpark, der von 1829 bis 1866 als Gottesacker genutzt wurde, im Zusammenhang stehen könnte. Erschwerend kam hinzu, dass der Friedhof in ihren Büchern einen anderen Namen hat, erzählt sie.

Die Pfarrerin hat Kenner der altdeutschen Handschrift, in der der Name geschrieben wurde, an der Hand. „Meine Fachleute meinen alle, dass es August heißt“, berichtet die Pfarrerin. „E“ und „A“ würden anders geschrieben. Ob das ein Vorname ist oder der Monat gemeint ist, dass könnten sie nicht sagen.

„Das ist vermutlich der Erbauer der Gruft“

Matthias Poeschel, Vorstand der Aschersleber Kulturanstalt, hat ebenfalls erfahren, dass dort „August“ steht. Er nennt sogar einen vollständigen Namen: August Peter Rausch. „Das ist vermutlich der Erbauer der Gruft“, denkt er.

MZ-Leser Udo W. Stephan hat gleichfalls „August Pet(e)rau(s)ch“ gelesen. „Die Schreibweise des Namens ist in den Adressbüchern von 1867 und 1870 und in der Gruft uneinheitlich“, hat er recherchiert. Bei dem Namen handelt es sich höchstwahrscheinlich nicht um den Namen einer in der Gruft bestatteten Person, sondern um den Namen des Totengräbers, der dort einst zu „arbeiten“ hatte, teilt er der MZ mit.

Er habe sich dort wohl einfach erfolgreich verewigen wollen. „Er wohnte seinerzeit Herrenbreite 945e. Dem entspricht seit 1875 die Anschrift Herrenbreite 12“, hat Udo W. Stephan herausgefunden und berichtet weiter, dass es genau das Haus ist, „wo ich mit meiner Frau derzeit wohne“. Was man wohl aber mit Sicherheit annehmen könne, sei, dass eine der dort beerdigten Personen 1865 aus dieser Welt geschieden ist, teilt der Ascherslebener Heimatforscher mit.

Archäologin Claudia Schaller entdeckte an einer Ziegelwand einen  Namen mit der Jahreszahl 1865.
Archäologin Claudia Schaller entdeckte an einer Ziegelwand einen Namen mit der Jahreszahl 1865.
Foto: Detlef Anders

Im Jahr 1865, das ist die Jahreszahl, die neben dem Namen steht, sind in Aschersleben 300 Menschen gestorben, weiß Anne Bremer. Weder eine „Auguste“ noch einen „August“ konnte sie finden. Ob da der Verstorbene reich war oder nicht – in einer Gruft wurden in der Regel reiche Bürger bestattet, lässt sich in den Kirchenbüchern nicht erkennen, bedauerte Anne Bremer. Allerdings denkt sie nach der Recherche ebenfalls, dass es nicht der Name einer der hier bestatteten Personen ist. Denn dann hätte neben der Jahreszahl vermutlich ein Kreuz als Symbol des Todes gestanden.

„Das ist schon sehr spannend“, schätzt die Pfarrerin ein. Und trotz aller Suche in Kirchen- und Stadtakten denkt sie: „Das wird ein Geheimnis bleiben.“ (mz/Detlef Anders)