Sommerfest im Seeland Auf dem Gaterslebener Hühnerhof feiern die Vereine
Traditionell haben die Vereine des Ortes zum Fest geladen und die Feuerwehr öffnet parallel die Türen ihres Depots.

Gatersleben/MZ - Für Ralf Jungtorius hatte der Sonnabend schon mitten in der Nacht begonnen. „Seit 4.40 Uhr bin ich hier am Heizen“, zeigt der Ortswehrleiter der Gaterslebener Feuerwehr auf die Gulaschkanone, in der eine dicke Erbsensuppe köchelt. Die ist zum Sommerfest der Vereine, das die Wehr mit ihrem Tag der offenen Tür koppelt, einer der Höhepunkte auf dem Hühnerhof.
Schon am Freitag hatten die Feuerwehrleute dafür alles vorbereitet: Kartoffeln schälen, Fleisch kochen, Zwiebeln braten. Darin hat Jungtorius Erfahrung, der schon bei Opa und Mutter immer mitgekocht hatte. Nur sein Spannemann Stefan Teige sei dieses Mal gerade im Urlaub. Ihm habe er extra Fotos geschickt und dafür das T-Shirt vom Junggesellenabschied getragen. Doch Mike Biber hilft aus, der Vorsitzender vom Förderverein der Feuerwehr ist. „Und meine Mama schmeckt die Suppe ab“, sagt Jungtorius.
Rund 350 Portionen gibt die Gulaschkanone her. „Was uns ärgert ist, dass die Preise für Fleisch und Erbsen sich fast verdoppelt haben“, bedauert Jungtorius. „Die Leute sollen uns nicht böse sein, dass wir da ein bisschen mehr Geld nehmen müssen.“
Doch nicht nur für die Versorgung ist die Feuerwehr an diesem Wochenende verantwortlich. Zum Tag der offenen Depot-Tür, zu dem am Ende etwa 200 Gäste kamen, wird die Technik gezeigt. Die Gaterslebener Kfz-Meisterwerkstatt Paulick hatte den Kameraden zudem ein Autowrack zum Üben zur Verfügung gestellt. Auch das ist auf dem Hühnerhof zu sehen. Weiter hinten hat die Jugendwehr einen Stand fürs Zielspritzen aufgebaut. „Und die Leute können mal unsere Feuerwehrsachen anprobieren, um zu sehen, wie schwer das alles ist“, sagt der Ortswehrleiter und meint: „So 20 bis 22 Kilogramm kommen da schon zusammen.“

Markus Salewski, der mit seiner Familie zum Fest gekommen ist, probiert das aus. Die Feuerwehrfrauen Kerstin Fiola und Juliane Langer helfen ihm in die Jacke, reichen Helm und Handschuhe, setzen ihm das Beatmungsgerät auf. „Er schwitzt noch nicht“, ruft Ralf Jungtorius lachend. Und Salewski wehrt ab: „Ich bin solche schweren Sachen durch meine Arbeit in der Recyclingfirma gewohnt, wir tragen da auch dicke Silbermäntel.“ Feuerwehrfrau Juliane Langer schüttelt aber schmunzelnd den Kopf: „Ich glaube, da gewöhnt man sich nie dran.“ In voller Montur und unter Atemschutz unterwegs zu sein, sei anstrengend. „Aber die Sicherheit steht an erster Stelle.“
Auf dem restlichen Hühnerhof ist derweil alles fürs Feiern vorbereitet: Zelt, Bühne, Karussells, Buden und Bierwagen stehen. „Wir waren gestern beim Aufbauen viele, fast aus allen Vereinen war jemand da“, freut sich Marita Nix, die Präsidentin des Gaterslebener Carnevalclubs und Organisatorin des Sommerfestes der Vereine ist. Auch die Frauen vom Gartenverein 1929 sind gerade fertig geworden. Sie haben auf den Tischen hübsche Blumengestecke verteilt. „Wir machen das immer frisch, dann halten sie auch länger - heute Nachmittag und morgen früh gibt es noch einmal einen Schluck Wasser, dann ist alles gut“, sagt Sandra Lange vom Gartenvorstand. Die Blümchen stammen aus ihren Gärten, bestätigen auch Beate Harke, die erst seit einem Monat einen Schrebergarten hat und Bärbel Meger, die mit ihrem Mann schon seit 40 Jahren ihre Parzelle bewirtschaftet. Auch Angelika Winter-Schmidt und Yasmina Lange sind zum Dekorieren gekommen.

„Der Gartenverein hat das schön gemacht, aber das tut er jedes Jahr“, lobt Marita Nix und freut sich über das tolle Wetter und die Schotten von den Barbarossa Pipes and Drums aus Sangerhausen, die am Nachmittag für ordentlich Stimmung sorgen werden. „Und unsere Tanzmädchen vom GCC - Teeni-, Mini- und Prinzengarde - geben sich hier ebenfalls alle die Ehre.“
Derweil versucht sich David Allner ein Stück weiter am Schießstand der Schützengesellschaft. Hier wird mit Kleinkaliber auf eine 50 Meter entfernte Zielscheibe geschossen. Der Sieger bekommt Schützenscheibe und den Titel des Bürgerschützenkönigs. „Wir sehen das gleich ein bisschen als Mitgliederwerbung“, meint Steffen Thiemann, Chef des 17-köpfigen Vereins. „Es ist schwierig in diesen Zeiten, aber wir bleiben dran.“ David Allner hat jedenfalls Spaß an der Aktion.
Die Verantwortlichen sind am Ende des Wochenendes zufrieden. Auch Ralf Jungtorius, der die Feuerwehr-Präsentation als Übung für das Jubiläum im nächsten Jahr sieht. „Da feiern wir 130 Jahre Feuerwehr. Der Termin steht schon zu 80 Prozent fest“, nennt er den 1. Juli, wo es Technikschau, eine Dorf-Ralley für die Jugendwehren und vielleicht auch Band und Bühne geben soll.