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Aschersleben Aschersleben: Schwebender Betonklotz sorgt für Strom und Fernwärme

Von Erik schmidt 14.03.2012, 18:51

Aschersleben/MZ. - Gebannt verfolgten die Beteiligten den Betonklotz, der über ihnen schwebte. Ein fast sieben Meter langes, vier Meter breites und drei Meter hohes Trafohaus wurde am Mittwoch am Blockheizkraftwerk der Stadtwerke Aschersleben in der Mehringer Straße errichtet. "Der große Vorteil des Neubaus wird sein, dass neben Strom auch Fernwärme produziert wird", erklärt Michael Koge, Netzmeister Strom der Stadtwerke Aschersleben GmbH, und fügt an: "Die entstehende Abwärme wird nicht einfach abgelassen, sondern weiterverarbeitet. Das macht das Ganze viel effektiver." Bei diesem Prozess spricht man von Kraftwärmekopplung.

Umgesetzt wird das Vorhaben von der Firma Kraftanlagen Hamburg. Wolfgang Flath, Projektleiter im Bereich Energietechnik, machte sich vor Ort ein Bild. "Im Endeffekt wird hier der Strom von 400 Volt auf 20 Kilovolt hochtransformiert, um ihn in das Ascherslebener Stromnetz einspeisen zu können. Insgesamt wird eine elektrische Leistung von 1,99 Megawatt produziert", gibt der Diplom-Ingenieur Auskunft. Damit können bis zu 4 500 Ascherslebener Haushalte versorgt werden. Bis es soweit ist, dauert es wohl noch ein paar Wochen. Die Fertigstellung des Trafohauses soll jedoch noch in dieser Woche gelingen. Dass dies im wahrsten Sinne des Wortes ein Drahtseilakt ist, wurde am Mittwoch deutlich. Das mit Dach rund 38 Tonnen schwere Haus wurde mit Hilfe eines Krans über das Heizwerk gehoben und nicht einmal einen halben Meter dahinter platziert.

Für diese Präzisionsarbeit war höchste Konzentration gefordert. "Das ist ein ordentlicher Aufwand, immerhin hat der Kran eine Auslage von etwa zwanzig Metern", erzählt Günter Schade, Montageleiter der Firma Betonbau GmbH Bockenem, die für die Herstellung und den Aufbau des Rohkörpers verantwortlich war. Eine weitere Schwierigkeit bestand in der Tatsache, dass Monteure und Kranfahrer nicht in ständigem Sichtkontakt standen. So musste mit Funkgeräten gearbeitet werden. Trotzdem waren nur wenige Stunden nötig, um erst eine Bodenplatte einzulassen, darauf das Haus zu platzieren, anschließend die Schaltanlagen und den Transformator hineinzuheben und zuletzt das Dach draufzusetzen.

"Die Genauigkeit und der geringe Zeitaufwand sind beeindruckend", stellte Michael Koge fest. Ein weiterer Vorteil des Fertigbaus sei, dass er explosionsgeschützt ist, klärt Günter Schade auf. "Das resultiert aus dem sogenannten Glockengussverfahren, mit dem das Haus hergestellt wurde", fügt er an. Des Weiteren hat der Fertigbau auch im Preis keinen großen Unterschied zum gemauerten Haus. "Ein solches Häuschen kostet um die 50 000 Euro", gibt Wolfgang Flath Auskunft und fügt hinzu: "Eine ähnliche Summe wird für den Transformator fällig und die Summe der Schaltanlagen beläuft sich auf rund 70 000 Euro." Jene Schaltanlagen, die den Strom zum Netz führen, werden in den nächsten Tagen installiert, dazu müssen noch Anschlüsse gelegt werden. Neben den genannten Firmen waren außerdem die Kran- und Transport GmbH Brand und Wangler, die Tiefbaufirma Udo Weber sowie die Transportfirma Bruns am Drahtseilakt beteiligt. Sie sorgten für die gelungene Landung des Klotzes.