Aschersleben Aschersleben: Rostige Nägel halten den Nordturm von St. Stephani
ASCHERSLEBEN/MZ. - Dutzende Stufen ist Matthias Büdke in dem engen Treppenhaus hinauf zum Nordturm der St.-Stephani-Kirche gelaufen. Er schaut in fast 30 Meter Höhe aus dem Fenster, die Stadt Aschersleben liegt majestätisch vor ihm. Doch für die beeindruckende Aussicht hat er keine Zeit, sein sorgenvoller Blick gilt den Dachziegeln aus Schiefer. Die werden zum Teil mit letzter Kraft von rostigen Nägeln gehalten.
Licht am Horizont
Stark sanierungsbedürftiger ist der Nordturm schon lange - und trotz aller Bemühungen fehlen immer noch 100 000 Euro, um mit den Reparaturarbeiten beginnen zu können. Doch jetzt sieht Pfarrer Büdke langsam Licht am Horizont. Die ersten Spenden von Aschersleben sind eingegangen. "Das ,Projekt 100 000 Euro' beginnt zu leben", freut sich der Geistliche über die Unterstützung aus der Bevölkerung.
Insgesamt 635 Euro wurden bereits auf das Spendenkonto überwiesen. Weitere knapp 400 Euro kamen bei der so genannten "Church night" (englisch: "Kirchennacht") zusammen. Für diese Veranstaltung hatte die Kunstdesignerin und Keramikerin Helga Haring-Knolle eigens 100 Glocken aus Keramik in unterschiedlichen Größen hergestellt, die gegen eine Spende abgeben wurden. "Das war eine tolle Idee, die sehr gut angenommen wurde und die uns weitergebracht hat", so Pfarrer Matthias Büdke weiter. Deswegen soll es bereits Ende November eine Neuauflage geben, um weiteres Spendengeld einzusammeln.
Das ist auch dringend notwendig, denn dem "Projekt 100 000 Eu
ro" läuft die Zeit davon. "Wir müssen so schnell wie möglich etwas tun. Geht es nicht bald los, dann werden die Schäden am Nordturm immer schlimmer und eine Sanierung immer teurer", sagt Hildegard Ramdohr, die Vorsitzende des Förderkreises "Restaurierung und Erhaltung der historischen Stadtbe-
festigungsanlagen von Aschersleben". Der Verein will gemeinsam mit der Evangelischen Kirche Aschersleben, der Stadt Aschersleben und der Zeit-Stiftung die Sanierung des Daches des Nordturmes der St.-Stephani-Kirche vorantreiben. Schließlich nagt der Zahn der Zeit an der altehrwürdigen Kirche. Bereits im Juli wäre es fast zu einer Katastrophe gekommen, als ein Ziegel vom Dach des Nordturms über 50 Meter in die Tiefe fiel. Wie durch ein Wunder traf es auf dem Stephanikirchhof keinen Passanten, sondern ein abgestelltes Auto. Doch nicht nur das Dach ist völlig marode, auch der eiserne Glockenstuhl ist durch Wind und Wetter in den vergangenen 100 Jahren nach Einschätzung des Glockensachverständigen der Landeskirche Mitteldeutschlands stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Kosten von über 250 000 Euro
Die Evangelische Kirche Aschersleben weiß schon lange um das Problem und hat sich um die Finanzierung der Dachsanierung auch gekümmert. Über 250 000 Euro werden laut Pfarrer Matthias Büdke insgesamt benötigt. 150 000 Euro sind dank Eigenmittel der Kirche, einer 25 000-Euro-Spende des "Förderkreises zur Restaurierung und Erhaltung der historischen Stadtbefestigungsanlagen", einer Förderung der "Zeit"-Stiftung sowie der Stadt Aschersleben bereits zugesagt. Doch die restlichen 100 000 Euro fehlen eben noch.
Kein Geld vom Land bislang
Zwar hatte die Evangelische Kirche nach Informationen von Pfarrer Büdke beim Landesverwaltungsamt einen Fördermittelantrag gestellt. Allerdings gab es bislang kein Geld, da die Kirche nicht in der Prioritätenliste des Landes steht, heißt es aus der Behörde. "Deswegen müssen wir jetzt den unkonventionellen Weg mit dem Spendenaufruf an die Ascherslebener Bevölkerung gehen. Schließlich geht es hier um die Erhaltung einer der schönsten Kirchen des Landes", so Hildegard Ramdohr.
Spenden für die Sanierung des Daches des Nordturmes der St.-Stephani-Kirche in Aschersleben können auf das folgende Bankkonto unter dem Vermerk "Nordturm Stephani Aschersleben" überwiesen werden. Empfänger: Kreiskirchenamt Wanzleben; Kontonummer: 30 34 10 61 99; Bankleitzahl: 800 555 00; Bank: Salzlandsparkasse