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Aschersleben Aschersleben: Mit der Wende kam der Schock

Von MARION POCKLITZ 19.12.2010, 15:43

ASCHERSLEBEN/MZ. - Kurz vor Weihnachten geht die Suche danach los. Denn meistens ist nur ein Stück davon im Haushalt vorhanden. Nicht so bei Karl-Heinz Wandelt. Er hat die Qual der Wahl. 110 Christbaumständer besitzt der Ascherslebener zur Zeit und hat, so sagt er selbst, noch längst nicht alle, die es auf dem Markt wohl gibt.

"Die 110 Stück stehen zur Zeit in einer Ausstellung in meiner Heimatstube. Einige restauriere ich noch. Die habe ich nicht mitgezählt", erzählt der Sammler stolz. Und so gibt es in der Handwerkerstube in der Ascherslebener Fleischhauer Straße eine Vielfältigkeit an Weihnachtsbaumständer zu betrachten, die ihresgleichen sucht.

Mehr der Zufall oder die Suche nach dem Christbaumständer vor vielen Jahren hat Karl-Heinz Wandelt zum Sammler werden lassen. "Es gab zu DDR-Zeiten diese dreibeinigen Baumständer, die man zusammenklappen konnte. Natürlich war der zum nächsten Fest verschwunden", erinnert er sich mit einem Lächeln und zeigt auf solch ein Stück. So sei er losgezogen, habe einen neuen gekauft und sich auf Flohmärkten umgeschaut. "Da habe ich eine Vielfalt und Schönheit an Christbaumständern gesehen, die mich verblüfft hat. Ich habe nie geahnt, dass es so eine Leidenschaft an handwerklichem Können gibt", erzählt er.

So ist dann das eine und andere Stück zu ihm nach Hause gekommen. "Ich habe ein Faible für alte Handwerkskunst", gibt er gern zu. Liebevoll wird jeder Christbaumständer auf Funktion getestet und notfalls repariert. Auf viele seiner Stücke ist er sehr stolz. Zum Beispiel auf das Holzkreuz, das in Kirchen für den Weihnachtsbaum verwendet wird. "Es ist cirka 500 Jahre alt", vermutet er. Auch die "Marke Eigenbau" fasziniere ihn. Hier wurde ein Christbaumständer aus dem Antriebsrad einer Dreschmaschine gefertigt.

Ende des 19. Jahrhunderts waren die Eisengießereien in voller Blüte und die Modellbauer haben versucht, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Damals wurden viele schöne Stücke mit Mustern hergestellt. Eine Vielfalt an pflanzlichen, aber auch christlichen Darstellungen zeugt davon. Tannenzapfen, Tannenbaum, ganze Waldböden, Pilze, aber auch Vögel und Eichhörnchen sowie viele Weihnachtssprüche kann man beim genaueren Betrachten entdecken. "Bestimmte Muster kommen immer wieder", weiß Karl-Heinz Wandelt.

Schon seit etwa 100 Jahren gibt es Weihnachtsbaumständer, die man mit Wasser oder Sand füllen konnte. "So konnte der Baum drei bis vier Wochen halten", weiß er weiter. Und sogar die Böttcher haben einen Weihnachtsbaum-Eimer in verschiedenen Größen hergestellt. "Vor etwa 100 bis 150 Jahren waren die Weihnachtsbäume etwa einen halben Meter hoch. Doch mit dem Wohlstand wuchsen auch die Bäume", erzählt der Sammler.

Der eigentliche Christbaumständer-Schock kam mit der Wende. Modern wurden Ständer aus Dünnblech und Bäume aus Plaste. "Einen echten Tannenbaum konnte man darin allerdings nicht mehr zum Halten kriegen", weiß er aus Erfahrung. Neben den "alten" Christbaumständern hat Karl-Heinz Wandelt aber auch ganz "neue". Zum Beispiel den ganz bunten mit vielen Teddybären aus Tschechien oder die riesige Weihnachtsmannzipfelmütze, die jede Menge Geschenke auskippt und trotzdem noch als Baumständer dient.

Ebenso in seiner Sammlung sind auch welche zu finden, die ein Alarmsignal ertönen lassen, wenn das Wasser knapp wird. Egal, ob mit Spannseil- oder mit Schraubentechnik - in der Heimatstube kann man sich über die Geschichte der Christbaumständer informieren. "Wenn ich zu Hause bin, dann steht das Hinweisschild zur Ausstellung vor der Tür. Meistens bin ich am Wochenende da", sagt er.

Und welchen Weihnachtsbaumständer ist sein Favorit in diesem Jahr? "Das kann man nicht sagen. Meine Frau kauft den Baum und ich bin für die Sicherheit zuständig. Meistens muss der große, silberne aus Gusseisen, in den große Bäume passen, uns treue Dienste leisten."