Aschersleben Aschersleben: Johannes Richter liebt seit fast 20 Jahren alte Schachteln
ASCHERSLEBEN/MZ. - Nicht für die Zigarette selbst, sondern für die Streichhölzer. Genau genommen für deren Schachteln. Johannes Richter besitzt über 100 000 Streichholzschachteletiketten.
"Wie viele es genau sind, kann ich nicht sagen. Irgendwann hört man mit dem Zählen auf. Das ist typisch für einen langjährigen Sammler", erklärt Johannes Richter. Das Sammeln habe eher unspektakulär und weniger mit Absicht vor 20 oder 25 Jahren angefangen. "Wann es genau war, kann ich nicht sagen. Ich war ein Raucher und habe irgendwann einmal Streichholzschachteln aus dem Ausland bekommen. Die sahen toll aus. Nur deshalb habe ich sie nicht weggeworfen. Und irgendwann hatte ich dann so viele, das ich beschlossen habe sie zu sammeln", erzählt er weiter. Allerdings habe er nie geahnt, wie viele unterschiedliche Streichholzschachteln es auf der Welt gibt.
Sein ältestes Etikett stammt von 1850. "Damals begann die Entwicklung. Heute geht sie zu Ende. Denn die Raucher als Hauptverbraucher benutzen lieber Feuerzeuge", erklärt er. Und langsam werde es auch für einen Sammler schwierig, immer wieder neue Stücke zu bekommen. Nur noch in Polen, Indien und China werden sie produziert. Die Fabrik in Ostdeutschland, in Riesa, habe man 1993 geschlossen. Damals wurden die Etiketten mehr mit Schriften versehen, heute sieht man unter anderem Sehenswürdigkeiten aus vielen Ländern darauf.
"Ich habe Streichholzschachteln aus etwa 30 Ländern", ist er stolz. Und auch die Bezeichnung der Streichhölzer habe sich verändert. Liest man heute "Sicherheitszündhölzer" auf der Verpackung, waren es früher Streichhölzer, Zündhölzer, Schwefelhölzchen oder Reibezündhölzer - je nach Zusammensetzung. Und damals habe man sich mit den Schachteln auch richtig Mühe gegeben, heute werde das Bild einfach aufgedruckt. Einige Streichholzschachteln lässt er deshalb im "Ganzen" hinter dem Glas einer Schrankwand stehen. Ein langer Schrank, der übrigens alle seine Schätze birgt.
Die restlichen haben ihren Platz in Alben gefunden. Auch wenn es viele sind und diese unübersichtlich erscheinen, mit einem Handgriff hat der Sammler die gefunden, die er sucht. Am liebsten sammelt er Etiketten aus Osteuropa. "Das stammt wohl aus DDR-Zeiten. Da kamen viele aus der Sowjetunion. Heute interessiere ich mich gerade für die Nachfolgestaaten", gibt er gern zu. Von den Kosaken zu Beispiel habe er allein über 100 Stück.
Viele seiner Schätze bekomme er von Tauschpartnern. "Wir haben einen Verband, dem ich angehöre. Außerdem fahre ich regelmäßig zu Tauschbörsen. Dort trifft man jede Menge Gleichgesinnte, mit denen man ins Gespräch kommt und auch den Kontakt hält. Leider gibt es in Deutschland offiziell nur 150 bis 200 Etikettensammler," so der 78-Jährige. Eigentlich Schade. Aber die Welt der Briefmarkensammler sei größer. "Wir sind die kleinen und armen Brüder der Briefmarkensammler. Die Etiketten sind einfach nicht so wertvoll. Auch nicht wenn die Schachteln in Ordnung, gefüllt und unbeschädigt sind," lacht er.
Übrigens, das Rauchen habe er schon lange aufgegeben. Und die Streichhölzer selbst, werden verbrannt oder einen Bastler geschenkt. Aber für die Schachteln oder Etiketten schlägt sein Herz immer noch voller Leidenschaft.