Aschersleben Aschersleben: «Hiss» verdient sich einen «Kiss»
ASCHERSLEBEN/MZ. - Die Folkrock-Polka-Band "Hiss", benannt nach ihrem Bandleader und Gründer Stefan Hiss, tourt nun schon seit 13 Jahren durch Deutschland und machte vor kurzem zum bereits siebenten Mal im Ascherslebener "Grauen Hof" Station, wo sie mit ihren feurigen Rock-Polka-Rhythmen ihre große Fangruppe begeisterte.
Vorfreude ist die schönste Freude
Gerade in der Vorweihnachtszeit sagt man ja, dass die Vorfreude die schönste Freude ist. Doch wer die herumspringenden und lauthals mitsingenden Hiss-Fans jetzt gesehen hat, der mag schon glauben, dass ihnen dies mehr Freude bereitete als das Warten in den Wochen zuvor. Besonders, nachdem der erste geplante Auftritt am 26. November wegen der Erkrankung des Bandleaders kurzfristig abgesagt werden musste. Doch davon ließen sich die eingefleischten Anhänger der Stuttgarter-Band nicht enttäuschen. "Der Kartenrücklauf war minimal bis nicht vorhanden. Keiner wollte sich das Event entgehen lassen. Und ich muss es der Band hoch anrechnen, dass sie außerhalb ihres normalen Tourplans extra noch einmal aus Stuttgart hierher gekommen ist", so Ernst Karl vom Böckel, Organisator den Konzertes. Doch auch der Band scheint es in der Eine-Stadt zu gefallen, wie Michael Roth, den Fans besser bekannt als Roy, verriet: "Man freut sich wirklich nicht auf jeden Auftritt so wie auf Aschersleben. Die Fans hier sind schon echt eine besondere Marke", so der virtuose Mundharmonikaspieler.
Erste Töne ab 20.30 Uhr
Bereits um 19.15 Uhr versammelten sich die ersten Konzertbesucher in den Gemäuern des "Grauen Hofes" um sich die Zeit des Wartens an der Bar zu vertreiben. Zwar war der Startschuss für 20 Uhr geplant, doch wie so oft im Showgeschäft kommt es auch mal anders. Doch als dann ab 20.30 Uhr die ersten Töne aus Bass, Gitarre und Co. drangen, hielt es keinen mehr an der Theke. Hits aus 13 Jahren Bandgeschichte ließen die Menge zu einem bunten Knäuel verschmelzen, welches sich zu den Rhythmen der Musik hin und her bewegte. Ein bunter Mix aus älteren Songs wie "Ich trinke" (1997), "Friedhofspolka" (1998) oder "Polka für die Welt" (2004) wechselte
mit aktuellen Krachern wie "Männer in der Nacht" (2008) oder "Zeugen des Verfalls" (2008). Besonders begehrt war, und das nicht nur an der Bar, der "Tequilla", welchen sich die Fans lauthals von ihrer Band wünschten und dann auch bekamen. Besonders treue Fans sind Anja und Thomas Hertel aus Aschersleben, die bereits zum dritten Mal auf einem Konzert waren und sich mehr als begeistert zeigten: "Diese Band ist wirklich unglaublich. Solche Veranstaltungen sollte es viel öfter im Grauen Hof geben. Wirklich ein ganz besonderes Flair, dieses Konzert!" Und auch Nico Bormann, der zum ersten Mal dabei war, zeigte sich zufrieden: "Meine Frau wollte schon lange mal her und ich muss sagen, der Besuch hat sich gelohnt!"
Fans kommen auf ihre Kosten
Bis 23 Uhr heizten die Vollblutmusiker dem Ascherslebener Publikum kräftig ein, so dass jeder auf seine Kosten kam. Doch wie nimmt es die Band, die sonst vor vollen Sälen in Berlin, Hamburg, Dresden, Köln, Chemnitz, Hannover oder Münster spielt, auf, dass sich in einem kleinen Städtchen wie Aschersleben, noch dazu mehr als 450 Kilometer fern der schwäbischen Heimat, eine solche Fangemeinde gebildet hat? "Auch wir sind überrascht, dass wir so weit weg von zu Hause so viele Fans haben. Gerade im eher ländlichen Bereich hat das zugenommen. Wir nehmen es als Kompliment, was uns auch die Stimmung heute Abend gezeigt hat. Auch wenn der Raum niedrig war, hatten alle, Zuschauer und Band, einen Riesenspaß", erklärte Bandchef Stefan Hiss.
Veranstalter sehr zufrieden
So sah es auch Organisator Ernst Karl vom Böckel, der es sich nicht nehmen ließ, trotz seines wachsamen Auges für den Ablauf, hin und wieder einen Ausflug auf die Tanzfläche zu wagen. "Ich kann nur sagen, dass wir mit der Veranstaltung zufrieden sind. Wir haben viele neue Titel gehört und die Fans waren zufrieden. Für 2012 versuchen wir, ein Konzert im Sommer zu organisieren, um im Freien mit mehr Leuten noch besser feiern zu können", so der Veranstalter.
Eine Ähnlichkeit zwischen Hiss und Kiss fand sich dann übrigens doch noch: das politische Engagement. Denn Hiss setzt sich auch regional ein und trat bereits zum Demo-Konzert gegen "Stuttgart 21" auf. Dazu Schlagzeuger Patch Pacher: "Wir wollen, dass jeder seine Meinung frei sagen kann. Nur über Kommunikation kommen wir zu einer vernünftigen Lösung!" Für so viel soziales Engagement hat sich Hiss einen Kiss verdient. Von den Fans bekommen sie den sowieso.