Aschersleben Aschersleben: Fünf Stunden auf dem Rad geschwitzt

ASCHERSLEBEN/MZ. - Hatte man sich im Datum geirrt? Nein, denn der Grund war sportlicher Natur.
Denn bevor am Samstagabend das Tanzbein geschwungen wurde, lud die Spinning-Gemeinde zum fröhlichen Schweißvergießen ein. Der erste Ascherslebener Spinning-Marathon war ein Wunsch, der vielen einheimischen Sport- und Fahrradfans lange auf dem Herzen lag und nun in einer gelungenen Zusammenarbeit aller örtlichen Fitnessanbieter endlich erfüllt wurde, so der Grundtenor der fleißigen Radler nach dem Event.
Schon seit fast 15 Jahren findet das Spinning, oder auch "Indoor-Cycling" (engl. "drinnen Rad fahren"), immer mehr Anklang in unseren Breiten. Besonders in der kalten Jahreszeit dient es vielen Ausdauer- und Gesundheitssportlern als Ausgleich zum Radeln in der Natur. Über die Jahre hinweg etablierten sich zusätzlich zu den üblichen 60-Minuten-Veranstaltungen auch Spinning-Events, die zwischen drei und 24 Stunden umfassen können.
Doch bisher fand sich in unserer Region niemand, der ein solches Event organisieren wollte. "Wir waren schon auf einigen Spinning-Events und waren stets von der Atmosphäre begeistert. Doch leider musste man zu den Veranstaltungen immer recht weit fahren. Es wurde Zeit, dass wir so etwas in Aschersleben veranstalten", so Ines Birnbaum, Spinning-Instructorin im Ballhaus. Dabei geisterte die Grundidee schon lange in den Köpfen herum, wie Dirk Schirmeister vom Gesundheitszentrum zu berichten weiß: "Bereits vor etwa zwei bis drei Jahren hatten wir die erste Idee, das Festzelt, welches am Freitag ohnehin leer steht, für ein Spinning-Event zu nutzen. Dann hat es leider doch nie geklappt. In diesem Jahr war es dann auch ein sehr kurzfristiger Entschluss."
Innerhalb von nur fünf Wochen galt es, den gesamten Umfang der Veranstaltung zu stemmen. Federführend bei der Organisation war Erik Ganter, Diplomsportlehrer im Gesundheitszentrum: "Wir suchten zuerst den Kontakt zu anderen Studios in Aschersleben und Umgebung und waren sehr überrascht über das positive Feedback. Ich denke, zum ersten Mal ist es der Fall, dass alle Studios an einem Strang ziehen, was eine sehr guter erster Schritt ist!"
So engagierten sich neben dem Gesundheitszentrum das Ballhaus und der Funmaker, indem sie Räder zur Verfügung stellten und die Formalitäten für ihre Mitglieder erledigten. Zusätzlich konnten Verstärkungen aus dem Sportland in Halberstadt und aus Staßfurt begrüßt werden. Nur das Injoy Bernburg musste kurzfristig absagen, sicherte seine Teilnahme für 2012 jedoch bereits zu.
So ging es mit über 50 Rädern um 17 Uhr los mit dem bunten Programm. Die Eröffnung übernahm Heiko Henneberg, der eine Warm-Up-Stunde fuhr, in der noch einmal alle Techniken erläutert wurden, um auch Anfängern die Chance zu geben, mitzuhalten.
Nach 60 Minuten übernahm dann Steffi Böttcher das Führungsrad und inszenierte ein sogenanntes Fahrtspiel. Dabei wissen die Fahrer nicht, was sie im nächsten Lied erwartet, was es noch schwieriger macht als sonst, da es schwerer fällt, sich Kräfte einzuteilen. Jede Stunde durften zudem vier Teilnehmern zusammen mit dem Instructor die 60 Minuten von der Bühne aus in Angriff nehmen und den Blick über das gesamte Fahrerfeld genießen.
Ab 19 Uhr trat dann Dirk Schirmeister als Antreiber in die Pedale. Er hatte sich als Thema eine Bergstunde ausgewählt, wo, mit hohem Widerstand gezielt, die Beinmuskulatur trainiert wurde. In der vorletzten Stunde lud Meik Maltzahn die Teilnehmer zu einer Quer-Feldein-Tour ein. Dabei bot er einen bunten Mix aus Berg- und Flachlandpassagen sowie aus Sprint- und Erholungsstücken. Das große Finale stieg dann um 20 Uhr. Alle vier Instructoren des Tages bestiegen nun gemeinsam die Bühne und schufen mit dem Thema "Rock" einen gelungenen Übergang zur Maitanz-Party am nächsten Abend. Bekannte Partylieder dröhnten aus den Boxen und zusammen mit den Diskolichtern und der einsetzenden Dunkelheit dürften sich die erschöpften Radler schon fast wie in der Diskothek gefühlt haben.
Um 21 Uhr war die Tortur schließlich vorüber. Ermattet, aber lächelnd stieg das Teilnehmerfeld von den Rennmaschinen und stärkte sich am vorbereiteten Büfett, ehe man den Abend in der Mitternachtssauna oder eben in gemütlicher Runde im Festzelt ausklingen ließ.
Ringsum fanden sich nur positive Meinungen. Wie Thomas Batzel, der schon seit einigen Jahren im Ballhaus Kurse leitet: "Das war von Anfang bis Ende eine super Veranstaltung. Mir fällt nichts Negatives ein. Die Organisation, die Musik. Ich bin komplett zufrieden!" In die- selbe Kerbe schlug auch Magda Jettke, die im Gesundheitszentrum bereits seit sechs Jahren in die Pedale tritt: "Ein tolles Event. Wir waren schon in Bremen mit 1 000 Rädern unterwegs, doch für Aschersleben ist das definitiv ein Event und ich hoffe auf eine baldige Wiederholung."
Somit dürften auch die Organisatoren zufrieden mit dem Ablauf sein. Denn kaum war das letzte Lied verstummt, so begannen bereits die Planungen für die Zukunft: "Ich denke, wir sollten am Ball bleiben und weiter zusammenarbeiten. Die Leute hatten Spaß und wir werden weitere Events, vielleicht auch mal an anderen Standorten, in Angriff nehmen", so Ines Birnbaum. Und auch ihr Instructoren-Kollege Dirk Schirmeister träumt von Größerem: "Wir haben heute nur ein Viertel der Zeltfläche genutzt. Und das in nur fünf Wochen Vorbereitungszeit. Mit dem heutigen Erfolg im Rücken, wollen wir den Kontakt zu weiteren Studios, vielleicht in Quedlinburg und Hettstedt oder auch Magdeburg und Halle, suchen, um noch mehr Fahrer zu gewinnen. Denn je mehr Fahrer, desto mehr Spaß. Ich denke, wir können hier locker über 200 Räder unterbringen."
Doch weiter sollten die Planungen an diesem Abend nicht gehen. Zuerst galt es, den Erfolg beim bevorstehenden Maitanz gebührend zu feiern. Denn vielleicht war dies die Geburt eines eigenen festen Events im Ascherslebener Veranstaltungskalender, das bald aus dem Schatten des Maitanz-Vorprogramms treten könnte.