Altstadt in Aschersleben Altstadt in Aschersleben: Wiederaufbau nach historischem Vorbild

Aschersleben - „Ich bin froh, dass es jetzt endlich los geht.“ Ein Blick auf den Bagger am Hopfenmarkt begleitet den Stoßseufzer von Wolfgang Adam. Für den Geschäftsführer der Aschersleber Gebäude- und Wohnungsgesellschaft (AGW) markieren die Abbrucharbeiten den Beginn eines großen Projekts in der Aschersleber Altstadt an Hopfenmarkt und Halken.
2,9 Millionen Euro wird die städtische Gesellschaft in das historische Quartier stecken. Die Gebäude Hopfenmarkt 16, 17, 18 und 19 werden abgerissen und nach historischem Vorbild neu gebaut. Die Nummer 20, an der eine verblasste Aufschrift noch an den „Konsum“ erinnert, soll erhalten bleiben. Insgesamt entstehen in der Häuserzeile zehn moderne Wohnungen.
Viele Jahre lang sah es so aus, als würde das urige Viertel im Schatten der Stephanikirche weiter verfallen. Der Verein „Zukunft für den Halken“, der zwei Häuser besitzt, hat nicht die finanzielle Kraft, mehr als diese beiden Häuser vor dem endgültigen Tod zu bewahren. Mehrere private Investoren, die sich im Laufe der Jahre für das Areal interessierten, zuckten letztlich doch zurück im Angesicht der gewaltigen Aufgabe, das uralte Quartier zu entwickeln.
Auch Wolfgang Adam hat lange gezögert. „20 Jahre lang habe ich weggesehen und immer wieder gesagt, ich mache es nicht“, sagt Adam. Die Gesellschaft sah die Prioritäten zunächst in der Sanierung der eigenen Gebäude, an und in denen es nach der Wende wahrlich genug zu tun gab. Ende 2014 schließlich hat der Aufsichtsrat dann doch den Beschluss gefasst, im Halken tätig zu werden. „Alle haben gesagt, die AGW kriegt das hin“, erzählt der Chef. Seitdem ist Zeit ins Land gegangen, die gut gefüllt war mit einem Berg von Arbeit und einem langen Ritt durch die Instanzen.
Denkmalschützer haben lange gezögert
Insbesondere der Denkmalschutz hat lange gezögert, die alten Häuser, die aus der Zeit um 1710 stammen, abreißen zu lassen. Die Nummer 19, ein handtuchschmales Häuschen, das sich zwischen die beiden größeren Gebäude quetscht, wollte die AGW eigentlich auch erhalten. „Aber es geht nicht. Das Haus hat keinen eigenen Giebel, es fällt zusammen, wenn wir die anderen Gebäude anfassen“, erklärt Adam. Nach vielen Gesprächen in Bau- und Kultusministerium sowie beim Landesverwaltungsamt flatterte die Abrissgenehmigung dann doch noch auf den Tisch. Am Ende war es wohl eine politische Entscheidung in dem Wissen, dass die AGW das Projekt fallengelassen hätte. Das nächste Problem, mit dem schon die Erbauer des Altstadt-Centers zu kämpfen hatten: Schwemmsand als Baugrund. Um einen tiefen Erdaustausch und eine damit verbundene riesige Baugrube zu vermeiden, werden die Bauleute Stahlpfähle fünf Meter tief in die Erde treiben und die Bohrungen mit Stahlbeton auspressen. Als Grund dient dann eine Stahlbetonplatte. „Allein daran wäre ein Privatmann schon verzweifelt“, denkt Adam.
Nach seiner Schätzung sind die Abrissarbeiten in etwa drei Wochen beendet. Dann könnte es eigentlich losgehen, mit dem Bau. „Wir stehen in den Startlöchern, warten aber noch auf die Baugenehmigung“, berichtet Adam von 14 dicken Ordnern Unterlagen, die von der Stadt bereits geprüft wurden und vor einer Woche zum Landesverwaltungsamt gegangen sind. Ein vorzeitiger Maßnahmebeginn ist beantragt. Für dieses Jahr hat die Gesellschaft 950 000 Euro eingeplant, damit soll die Nummer 20 ausgebaut werden. „Dieses Objekt wollen wir in der zweiten Hälfte 2017 übergeben“, so Adam. Anfang 2018 soll der ganze Komplex fertig sein, weist er auf die Zeichnung. Die lässt erkennen: Das Aussehen der neuen Häuser wird sich dem historischen Vorbild nähern. Auch die vorhandene Kleinteiligkeit wird im Neubau nachempfunden. Das kleine, schmale Mittelhaus wird Fachwerk bekommen und die Nummer 20 werden Fensterläden im Erdgeschoss zieren.
Die Fertigstellung des Projektes wird Wolfgang Adam nicht mehr als Chef begleiten. Er geht in diesem Jahr in den Ruhestand. Traurig ist er deswegen aber nicht. „Wenn es danach geht, könnte ich nie aufhören.“ (mz)