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Stich um Stich in der Pandemie „Alle vier Hausärzte im Seeland helfen hier mit“

Auch das Seeland hat nun endlich im Ortsteil Gatersleben eine eigene Impfstation. Wie es dort läuft.

17.04.2021, 08:00

Gatersleben - „Was, schon passiert?“, fragt die 81-Jährige ungläubig, nachdem Friedrichsaues Ortsbürgermeister Robert Käsebier - hauptberuflich Rettungssanitäter - ihr die Spritze gesetzt hat. Sie habe gar nichts gemerkt, gesteht die Froserin, deren Kinder seit Monaten vergeblich versucht hatten, einen Impftermin für sie zu ergattern. Obwohl die ältere Dame zur ersten Priorität gehört. Dass es nun so schnell ging, hat sie vor allem der Stadt Seeland zu verdanken, die seit wenigen Tagen in Gatersleben eine eigene Impfstation vor Ort betreibt.

Hier geht es nun Schlag auf Schlag. „An den ersten beiden Tagen haben wir jeweils 50 Dosen verimpft, danach 100“, zieht Christin Tischendorf-Herm, die als Leiterin der Impfstation fungiert, Bilanz über die erste Woche. „Und wir könnten noch mehr bekommen, dann brauchen wir aber einen zweiten Arzt“, gesteht die Hoymerin.

Termine gab es völlig unkompliziert

Doch auch so haben in diesen wenigen Tagen endlich alle Über-80-Jährigen der Stadt Seeland, die sich für die Impfung entschieden hatten, ihren ersten Corona-Schutz bekommen. „350 waren es“, sagt Tischendorf-Herm und freut sich, dass parallel zur Station auch die vier Hausärzte der Stadt mit dem Impfen beginnen durften. Nun kommen die Über-70-Jährigen dran. 890.

Die ersten haben ihre Termin schon ganz unkompliziert bekommen. Denn die Stadt hat alle Impfberechtigten angeschrieben, dann in einer Fleißarbeit die Senioren angerufen und Termine verteilt. Nun kommen die älteren Herrschaften, meist von ihren Kindern gestützt, im Fünf-Minuten-Takt.

Dass in Gatersleben alles so reibungslos läuft, sei ein Gemeinschaftswerk ganz vieler Beteiligter, findet Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer. So verzichten die Gaterslebener in den nächsten Wochen auf ihr Bürgerhaus, in dem die unterschiedlichen Stationen - von der Anmeldung über das Zelt fürs Arztgespräch und die vier Impfkabinen bis hin zum Ausruhbereich - aufgebaut sind.

„Wir müssen endlich aus der Corona-Situation herauskommen“

Die Schadelebener haben die modernen Trennwände aus ihrem Seelandforum zur Verfügung gestellt, die Seeland-Gesellschaft kümmert sich um die Versorgung der Helfer und die Reinigung. Und die Ascherslebener, deren Impfstation schon einige Tage länger in Betrieb ist, gaben Tipps für die Organisation. Der Landkreis sorgt zudem für Computerausstattung und Impfdosen, die Kassenärztliche Vereinigung für die Bereitstellung der Ärzte.

„Alle vier Hausärzte im Seeland helfen hier mit“, so Meyer. „Damit wir so schnell wie möglich die Impfquote bekommen, denn in den Arztpraxen allein schaffen wir das nicht“, erklärt Sabine Runkwitz, die Hausärztin aus Nachterstedt. Und meint: „Wir müssen endlich aus der Corona-Situation herauskommen. Denn vor allem bei den Älteren verläuft die Krankheit sehr, sehr schwer.“ Wichtig sind aber auch die anderen Helfer.

Am Eingang des Bürgerhauses begrüßen Peter Röhrig und Steffen Mathes vom S&W Security die älteren Herrschaften mit einem aufmunternden Lächeln, prüfen die Terminliste ab und messen Fieber. Dazu kommen an den Stationen viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung wie Stationsleiterin Tischendorf-Herm, die eigentlich im Personalamt arbeitet, zahlreiche freiwillige Helfer - auch vom Seniorenrat der Stadt - und der ASB. Der hat nicht nur eine medizinische Station für den Notfall aufgebaut, sondern auch das Impfen übernommen.

„Wir sind im Rettungsdienst, da ist das für uns kein Neuland“, sagt Notfallsanitäter Nico Schmidt. Und sein Kollege - Rettungssanitäter Jos Kienast - ergänzt: „Wir wollen dazu beitragen, die Pandemie so schnell wie möglich einzudämmen.“ Christin Tischendorf-Herm ist begeistert von diesem Einsatz. „Wir sind hier sehr gut aufgestellt“, sagt sie. „Solche Bedingungen gibt es selten.“ Das findet auch die Stadt, für die die Station Priorität hat. (mz/gin)