87 Leute 348 Jahre jünger
Aschersleben/MZ. - "Von den 169 Anrufern wurden ab dem 28. März in mehreren Etappen 110 Frauen und Männer eingewiesen. Bei Start des Programms wurde ihr biologisches Alter festgestellt. Das wiederholte sich am Ende der Studie, welche 87 Leute - gut zwei Drittel davon Frauen - durchhielten."
Trainer Dirk Schirmeister liest die Zahlen vom Display seines Computers ab. Ohne moderne Technik geht es auch in einem Fitnesscenter wie dem "Gesundheitsstudio Injoy med" in der Ascherslebener Weststraße nicht; Computer sind in aller Regel unbestechlich, insofern also gnadenlos aufrichtig selbst bei so sensiblen Themen wie dem biologischen Alter. Das erlebten auch die 87 Frauen und Männer, die sich auf die Studie eingelassen hatten - auf eine Studie, die ihnen zwar kein Geld, wohl aber fürs Training wöchentlich mindestens zweimal Kraft und Schweiß und für jeweils eine Theoriestunde im krassesten Fall Überwindung gekostet hatte.
Schirmeister, der gemeinsam mit Aileen Witzel die Teilnehmer der Studie eingewiesen, getestet und betreut hatte, kann nach wenigen Mausklicks weitere Zahlen nennen: "Das chronologische, also echte Alter der Teilnehmer, die bis zum Schluss durchgehalten haben, lag zu Beginn der Studie bei durchschnittlich 47,35 Jahren, das biologische Alter bei 51,70 Jahren. Am Ende der Studie lag das biologische Alter bei 47,83 Jahren." Es wurde also eine Verjüngung erzielt.
In Summe, so errechnet der Computer, wurde das biologische Alter aller Teilnehmer um 348 Jahre gesenkt. In nur einem Fall verschlechterte sich das biologische Alter um ein Jahr. Schirmeister erklärt es: "Der Mann kam direkt aus dem Urlaub zu uns. Vier Wochen extremer beruflicher Stress genügten, und er war wieder urlaubsreif. Ohne Sport wäre es ihm sicher noch schlechter gegangen." Bei zwei Frauen blieb das biologische Alter gleich. Alle anderen profitierten von der Studie, verjüngten. Sie schafften es mit Hilfe von Sport, Änderung von Essgewohnheiten und, wo machbar, Stressabbau.
Aileen Witzel zeigt sich in mehreren Punkten zufrieden. So sei die logistische Herausforderung gut gemeistert worden; immerhin musste das Fitnesscenter, Gastgeber der Studie, an manchen Tagen auf einen Schlag knapp 100 Menschen zusätzlich verkraften. Und dann freut die Studentin vor allem die von den meisten Teilnehmern bestätigte Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens.
Witzel, die als Trainerin bei Injoy arbeitet, ist auch Freizeitsportlerin, und eine erfolgreiche dazu. So siegte sie, um Beispiele zu nennen, beim jüngsten Einetallauf über 15 Kilometer, beim St. Jakobuslauf in Hettstedt über 21,1 Kilometer und bei weiteren Halbmarathons.
Sie zeigt sich am Ende der Studie erleichtert, denn: "Wir konnten immer das hohe Betreuungsniveau und die vom Tüv erwartete Qualität halten. Dirk und ich hatten auch persönlichen Nutzen - in Form von Erfahrungen im Umgang mit so unterschiedlichen Menschen."
Die Auswertung der Studie ist aufwendig, die Ergebnisse sind interessant. Eine Erkenntnis (Teil einer anonymen Befragung) belegt: Die meisten Beteiligten wollen sportliche Aktivitäten in der Gruppe; die Geselligkeit hat einen viel höheren Stellenwert als Individualität.
Rückblickend meint die Studentin: "Ich frage mich manchmal: Was wird der eine oder andere für sich mitnehmen? Wird er irgendwo weiter Sport treiben?"
Dirk Schirmeister weiß inzwischen, dass sich einige Studienteilnehmer bei Kursen, auch bei den von Krankenkassen bezahlten, und andere als Clubmitglied angemeldet haben. Er hofft: "So wie wir das tägliche Putzen der Zähne brauchen, damit sie gesund bleiben, sollte jedem Menschen körperliche Bewegung zum Bedürfnis werden, um gesund und fit zu bleiben."
Den Satz würde Bärbel Richter glatt unterschreiben. Die 67-Jährige, die nach einer schweren Rücken-OP und dem Einsetzen einer Knieprothese nur noch mit einer Gehhilfe laufen konnte, ist wieder völlig selbständig. Sie betont: "Das Zentrum hier hat mir unglaublich geholfen. Vor allem, weil die Beratung von Dirk fachmännisch und individuell war." Sie werde weiter in das Gesundheitszentrum gehen, sagt sie und begründet es: "Wer einmal in seiner Bewegung so eingeschränkt war wie ich, weiß Beweglichkeit zu schätzen. Ich trainiere weiter. Das ist mir meine Gesundheit wert."