3. September: Verkehrsunfall 3. September: Verkehrsunfall: Oberbürgermeister Michelmann schläft am Lenkrad ein

ASCHERSLEBEN/MZ. - Das Stadtoberhaupt selbst blieb unverletzt. Sein Auto, ein schwarzer BMW, ist aber vorerst nicht fahrbereit. Für die drei Poller, die die Fahrt nicht zu bremsen vermochten, kam jede Hilfe zu spät, und der Baum, der im Weg stand, ist jetzt Grünschnitt.
Gegen 14.15 Uhr schrecken die Anwohner der Langen Reihe auf. Kurz vor der Einfahrt in die Karlstraße hat's geknallt. Ein schwarzer BMW steht in der Rabatte. Die Front ist komplett demoliert. Findige Ascherslebener erkennen sofort, wem das Auto gehört, spätestens in dem Moment, in dem der Oberbürgermeister aussteigt. Gleichzeitig der, in dem der Buschfunk zu trommeln beginnt. Leise, aber hörbar. Für Polizei und Feuerwehr ist es ein Einsatz wie jeder andere, routiniert nehmen sie den Unfall auf und beseitigen dessen Spuren. Der Unfallverursacher sei vom Carl-von-Ossietzky-Platz gekommen und nach links in die Lange Reihe abgebogen, um auf die Alte Burg zu fahren. Soweit kam er aber nicht. "Er hat eingeräumt, in Sekundenschlaf verfallen und erst wieder aufgewacht zu sein, als das Auto schon gegen den Baum gefahren ist", schildert Jens Putzmann, der Leitende Einsatzbeamte vom Dienst im Polizeirevier Salzlandkreis, den Hergang.
Und den bestätigt das Stadtoberhaupt auf Nachfrage der Ascherslebener Zeitung. "Ich bin erst wieder munter geworden, als es gerumpelt und dann gekracht hat", schildert Andreas Michelmann. Im Prinzip sei er am Baum munter geworden. Und er kann sich durchaus einen Reim darauf machen, wie es zu dieser Situation gekommen war. Die ganze Arbeitswoche hatte sich der Oberbürgermeister neben dem normalen Dienstgeschehen auch intensiv mit dem Haushalt der Stadt beschäftigt. "Eine anstrengende Angelegenheit, die viel Kraft und Konzentration fordert", ist Andreas Michelmann überzeugt. Dann kamen am Sonnabendmorgen noch die Fahrt zur einer Veranstaltung des Landessportbundes nach Osterburg und die extreme heiße Witterung dazu. "Diese Umstände und der Stress haben wohl dazu geführt, dass ich auf der Rückfahrt 800 Meter vor meiner Wohnung in den Sekundenschlaf gefallen bin", resümiert der Oberbürgermeister.
Auch wenn der materielle Schaden hoch sei - es müssen noch Werkstatt und Versicherung ihr Urteil abgeben - sei er sehr froh, dass kein anderer zu Schaden gekommen ist und die Erkenntnis gereift: "Es hat schon seinen guten Grund, dass Leute, wenn sie gestresst sind, einen Fahrer haben." "Ich ärgere mich trotzdem, dass mir das passiert ist", meint Andreas Michelmann, dem, so der Oberbürgermeister, die Polizei eine professionelle und freundliche Behandlung zuteil werden ließ. Zurückhaltend wurden die Beamten, als sie ihrer Pflicht nachkamen und den Unfallverursacher zur Kasse baten. "Es war ihnen unangenehm, mir die 35 Euro Strafe abzunehmen", sagte das Stadtoberhaupt. Schwerer ertragen ließ sich die Häme, die ein Bewohner eines Hauses am Unfallort über Andreas Michelmann ausschüttete. Der hatte, nachdem der Oberbürgermeister den Unfallwagen verließ, diesem erst einmal mit einem Glas zugeprostet und damit angedeutet, dass wohl Teufel Alkohol im Spiel ist. "Ich habe keinen Tropfen getrunken", erklärt Andreas Michelmann, was durch die Untersuchungen der Polizei bestätigt wurde. Doch ganz ohne Sticheleien wird er die nächsten Tage nicht überstehen können. Denn er hat nicht nur die Schäden an den öffentlichen Anlagen zu begleichen, sondern ein Stück mehr Arbeit zu erledigen: Der Oberbürgermeister muss jetzt die Neupflanzung von einem Baum durch den Bauwirtschaftshof "absegnen".