1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. "Sehr gute Auslastung": 100-Tonnen-Bauteil einer Biegepresse verladen Anlagentechnik Aschersleben: Schwertransport fährt zum Elbe-Hafen in Aken

"Sehr gute Auslastung" 100-Tonnen-Bauteil einer Biegepresse verladen Anlagentechnik Aschersleben: Schwertransport fährt zum Elbe-Hafen in Aken

Von Kerstin Beier 27.11.2019, 08:56
Zentimeter für Zentimeter wird der 100-Tonnen-Koloss auf den Auflieger abgesenkt - so, dass sich die Last möglichst gleichmäßig verteilt.
Zentimeter für Zentimeter wird der 100-Tonnen-Koloss auf den Auflieger abgesenkt - so, dass sich die Last möglichst gleichmäßig verteilt. Frank Gehrmann

Aschersleben - Metallische Schläge dröhnen durch die Werkhalle, unter einem der riesigen Bauteile regnet es Funken und ein Schweißgerät projiziert flackerndes bläuliches Licht auf die Hallenwände. Im hinteren Teil der Halle wartet ein gut 100 Tonnen schweres, fertiges Bauteil auf den Abtransport. Das grüne Ungetüm ist eins von vier Teilen, das in der Firma Anlagentechnik Aschersleben (A.T.A) gefertigt wurde bzw. wird. Die Einzelteile werden später beim Kunden zu einer gigantischen Biegepresse zusammengesetzt, die dann eine Höhe von 14 Metern erreicht.

Zwei 15 Meter lange Teile wurde bereits ausgeliefert, nun folgt das dritte

In der vergangenen Woche und am Montag sind zwei der großen, 15 Meter langen Teile bereits auf die Reise gegangen, das dritte soll nun ausgeliefert werden und das vierte geht nach Aussage von Betriebsleiter Karsten Matthes Mitte Dezember raus.

Das mehrfach zertifizierte Unternehmen A.T.A. wurde 2005 in Aschersleben gegründet und arbeitet im Verbund mit ATB Anlagentechnik Bielefeld. Zum Portfolio gehören Anlagen- und Sondermaschinenbauteile, die auch in „Übergröße“ gefertigt werden können. Dafür stehen zwei große Werkhallen zur Verfügung.

Die Krise im Maschinenbau hat A.T.A. bisher nicht erfasst, wie Geschäftsführer Norbert Buschmeier auf Nachfrage sagt. „Zum Glück haben wir bis ins erste Quartal hinein eine sehr gute Auslastung.“ Dies liege unter anderem am guten Branchenmix der Kunden.

Anlagentechnik Aschersleben hat 65 Beschäftigte, darunter sieben Auszubildende

Auftraggeber sind Anlagenbauer für die Automobilindustrie, Hersteller von Energieanlagen sowie diverse kleinere Anlagenbauer in ganz Deutschland.

Seit Jahren arbeitet der Betrieb nach Unternehmensangaben stabil mit 65 Angestellten, darunter sieben Auszubildende. Hinzu kommen bei guter Auftragslage bis zu 20 Zeitarbeiter.

Bis ein Bauteil wie das, was jetzt verladen werden soll, fertig ist, braucht es bis zu zwölf Wochen. Es sei eher ungewöhnlich, vier Großteile für einen Kunden zeitgleich zu fertigen. „Es ist viel Arbeit, und da ist man dann froh, nun endlich eine Rechnung schreiben zu können“, sagt Buschmeier.

Betriebsleiter Matthes zählt einige der technologischen Schritte auf: Die maßgerechten Bleche zwischen 15 und 120 Millimetern Stärke werden bestellt und gestrahlt, anschließend geschweißt. Nach jedem Arbeitsschritt erfolgen strenge Qualitätskontrollen.

Nach dem Schweißen wird das gesamte Bauteil in einen überdimensionalen Ofen geschoben, in dem das Metall bei einer gleichbleibenden Temperatur zwischen 520 und 580 Grad Celsius geglüht wird. Damit soll die Spannung, die beim Schweißen zwangsläufig entsteht, herausgenommen werden.

Schwerlasttransport fährt zum Hafen nach Aken und von dort aus per Schiff weiter ins Ruhrgebiet

Dies alles ist bei dem Teil, das nun transportiert werden soll, Geschichte. Die letzten Handgriffe sind erledigt, das Bauteil an den dicken Haken des Hallenkrans befestigt. Draußen vor dem Gebäude warten bereits Tino Schöps und Franco Toscano von der Spedition Bender mit ihrem Schwerlasttransporter, um das Bauteil zunächst nach Aken zum Hafen und später im Ruhrgebiet noch ein Stück auf der Straße bis zum Kunden zu bringen.

Eigentlich Routine für die beiden, aber: „Man muss vor jeder Ladung Respekt haben, egal wie groß oder klein sie ist“, sagt Toscano, während er beobachtet, wie das Riesenteil nun etwa zwei Meter über dem Hallenboden schwebt.

Flankiert von Polizei und einem Begleitfahrzeug, geht der Schwertransport auf Reisenr

Auf ein Zeichen setzt sich Schöps ans Steuer der Zugmaschine und lenkt den 14-achsigen Auflieger vorsichtig rückwärts in die Halle, während sein Kollege, ausgestattet mit einem Walkie Talkie, Anweisungen ins Fahrerhaus schickt. „Hier ist das nicht kompliziert, weil wir genügend Platz haben“, sagt er. Martin Klingebeil von A.T.A. und ein weiterer Kollege lassen den Metallkoloss langsam, Zentimeter für Zentimeter, auf die Ladefläche sinken. Zunächst überprüfen sie mit dem Maßband, ob das Bauteil gleichmäßig aufliegt.

Anschließend kontrolliert Tino Schöps, der als Fahrer die Verantwortung für die Ladung trägt, die Lastenverteilung mittels Manometer. Alles passt, und die Männer können beginnen, alles mit Hilfe von schweren Ketten zu verzurren.

Flankiert von Polizei und einem Begleitfahrzeug, das von Franco Toscano gelenkt wird, soll der Transport in der Nacht auf die Reise gehen. „In Sachsen-Anhalt sind solche Transporte nur nachts erlaubt“, so Tino Schöps. Wenn alles gut geht und es keine Komplikationen gibt, ist das Pressenteil in etwa drei Stunden in Aken, wo es umgeladen wird. (mz)

***

A.T.A. Anlagentechnik Aschersleben hat sich 2005 in Aschersleben angesiedelt und ist Zulieferer für den Schwermaschinen- und Stahlbau.

Zum Lieferprofil zählen Teile für den Maschinenbau, für die Automobil-, Papier-, Holz- und Textilmaschinenindustrie, Stahlkonstruktionen, Brückenteile, Getriebegehäuse, Ständerwerke und Pressen. Im A.T.A.-Glühofen können Teile von bis zu 160 Tonnen spannungsarm geglüht werden.

A.T.A.-Mitarbeiter Martin Klingebeil befestigt das Bauteil am Hallenkran.
A.T.A.-Mitarbeiter Martin Klingebeil befestigt das Bauteil am Hallenkran.
Gehrmann
Geschafft! Nach fast zwölf Wochen Fertigungszeit wird geliefert.
Geschafft! Nach fast zwölf Wochen Fertigungszeit wird geliefert.
Gehrmannn