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Zweite Haut fürs Haus Zweite Haut fürs Haus: Hinterlüftete Fassaden schützen das Mauerwerk

Von Eva Neumann 24.08.2005, 12:54
Der Pflegeaufwand einer Holzfassade richtet sich nach ihrer Behandlung. Wann sie nachgestrichen werden muss, hängt von der Qualität der Erstbehandlung und dem Standort ab. (Foto: dpa)
Der Pflegeaufwand einer Holzfassade richtet sich nach ihrer Behandlung. Wann sie nachgestrichen werden muss, hängt von der Qualität der Erstbehandlung und dem Standort ab. (Foto: dpa) Holzabsatzfonds

Berlin/dpa. - Werden bei der Konstruktion einer solchen Fassade allerdings Fehlergemacht, so kann dies zu Problemen wie Schimmelbildung führen.

Das Prinzip klingt einfach, muss jedoch sorgsam ausgeklügeltwerden. «Im Mauerwerk wird eine Unterkonstruktion, eine Art Gerippeaus Holz, Aluminium oder Stahl, verankert», erklärt Gert Moegenburg,Sprecher des Fachverbandes Baustoffe und Bauteile für vorgehängtehinterlüftete Fassaden in Berlin. «Darauf wird eine Dämmschichtgeklebt oder mechanisch befestigt. Dann folgt ein Hinterlüftungsraumund zuoberst die Bekleidung.»

Durch die zusätzlichen Schichten wird das Mauerwerk erheblichdicker als zuvor. Beim Neubau wird dies von vornherein so eingeplant.Beim Altbau erfordert es aber möglicherweise umfangreicheAnpassungsmaßnahmen. «Die Fenster sitzen jetzt tiefer im Mauerwerk.Das bedeutet eine Belichtungsverringerung - vor allem bei kleinenFenstern», gibt Ulrich Zink, Vorsitzender des BundesarbeitskreisesAltbauerneuerung in Berlin, zu bedenken. Wer das nicht in Kauf nehmenmöchte, muss die Fenster aus- und neu einbauen.

In vielen Fällen reicht auch der Dachvorsprung nicht mehr aus.Dann kann es sein, dass das Dach komplett aufgenommen werden muss.«Solche Maßnahmen sind mit hohem Aufwand verbunden. Der Bauherrsollte sich frühzeitig überlegen, ob er dies in Kauf nimmt», sagtZink. Wenn es ihm nur um die Außenwanddämmung geht, ist ein - meistgünstigeres - Wärmeverbundsystem eine Alternative.

Um den Kostenaufwand einschätzen und mögliche Energieersparnissegegenrechnen zu können, ist es ratsam, in der Planungsphase einenArchitekten oder einen Bauberater zum Beispiel einerVerbraucherzentrale zu konsultieren. Er sollte bauphysikalischeBerechnungen aufstellen und mögliche Fördermittel mit einbeziehen.«Es ist durchaus denkbar, zunächst eine reine Beratung mit einemFachmann zu vereinbaren», sagt Jürgen Stange, Bausachverständiger ausMünster. «Er kann dann auch erfahrene Handwerkerfirmen empfehlen.»

Welches Bekleidungsmaterial gewählt wird, richtet sich vor allemnach Wohnumfeld, Geschmack und Kosten. «Im Ein- und Zweifamilienhauswerden Kupfer oder Titanzink sehr selten verwendet. Dies macht dannSinn, wenn das Dach mit einem dieser Materialien gedeckt wird undeine optische Einheit von Fassade und Dach geschaffen werden soll»,erläutert Verbandssprecher Moegenburg. Gefragt sind stattdessenFaserzementplatten, Schindeln, kleinformatige Steinzeugfliesen, mitSchiefer bekleideter Rauspund oder Spanplatten, Well- undTrapezprofile aus Metall oder Kunststoff und Holzbekleidungen.

«Ideal ist langsam gewachsenes Holz der A-Klasse, zum BeispielLärchenholz», sagt Altbauexperte Zink. Der Pflegeaufwand einerHolzfassade richtet sich nach ihrer Behandlung. «Wir verwenden gerneunbehandeltes Holz. Das braucht keinerlei Pflege, es verwittert imLaufe der Zeit und setzt eine silbergrau-schwarze Patina an», sagtder Bochumer Architekt Matthias Hermann. «Alternativ werden dieHölzer mit einer Lasur, möglichst auf Wasserbasis, vorbehandelt»,schlägt Zink vor. Wann sie nachgestrichen werden müssen, hängt vonder Qualität der Erstbehandlung und dem Standort ab.

Mit der qualifizierten Ausführung steht oder fällt die Fassade.«Ich empfehle unbedingt, eine Teilabnahme durchzuführen, bevor dieOberflächenbekleidung befestigt wird», sagt Stange. Nur dann sindMängel in der Konstruktion noch erkennbar - und die sind später nurmit viel Aufwand reparabel. «In der Endabnahme wird das gesamteBauwerk inklusive Bekleidung kontrolliert. Für diese Etappen ist eswieder sinnvoll, einen Fachmann hinzuzuziehen.»

Das besondere Augenmerk gilt zunächst der Dämmung: Wurde dasvereinbarte Material in der vereinbarten Stärke verwendet? Ist dieDämmschicht absolut winddicht eingebracht? Der Hinterlüftungsraumsorgt dafür, dass Bau- und Nutzungsfeuchte abgeführt werden und dassdie Außenfassade in kürzester Zeit abtrocknet. Dazu muss er nicht nurgroß genug sein. «Es darf auch keine vertikalen Abschottungen geben:Wenn die Balken der Unterkonstruktion den Luftraum stark verengen,kann die Luft nicht mehr ausreichend zirkulieren», erläutert Stange.Lüftungsschlitze oder -siebe oben und unten in der Fassade sind eineweitere Voraussetzung für eine gute Durchlüftung.

Schwachstellen einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade sindFenster- und Türöffnungen. «Die Fensterbank darf nicht bündigabschließen, sondern muss überstehen, sonst kann Wasser hineinlaufen», warnt Verbandssprecher Moegenburg. Auch am Dachrandabschlussgilt es auf einen Überstand, eine Tropfkante, zu achten.

Selbst wenn die neue Fassadenbekleidung nach außen glänzt und dasBauwerk abgenommen ist - der Bauherr sollte auch in den Folgemonatensorgsam die Innenwände des Hauses beobachten. «Ausblühungen oderVerfärbungen sind Anzeichen von Schimmel. Sie zeigen sich bei starkenWitterungsschüben schon innerhalb eines Jahres», sagt Stange. Dannsollte schnell kontrolliert werden, wo der Fehler liegt.

Schwachstellen einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade sind Fenster- und Türöffnungen. Die Fensterbank muss überstehen, sonst kann Wasser in die Fassade laufen. (Foto: dpa)
Schwachstellen einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade sind Fenster- und Türöffnungen. Die Fensterbank muss überstehen, sonst kann Wasser in die Fassade laufen. (Foto: dpa)
Holzabsatzfonds