Zimmerpflanze Zimmerpflanze: Bogenhanf ist hart im Nehmen

Bonn/dpa. - Zu den Agavengewächsen gehören die weltweit rund 60Sansevieria-Arten, die vorwiegend in Afrika, aber auch in Südostasienund Südamerika wachsen. Wie die Agaven besitzen sie zähe Fasern, ausdenen Stricke geflochten wurden, die zum Bespannen von Bögen benutztwurden. Der Name Bogenhanf erzählt noch heute davon.
Weniger schmeichelhaft ist der Name Schwiegermutterzunge, der aufdie lange, zugespitzte Form der Blätter von Sansevieria trifasciataanspielt. Mit ihren verschiedenen Sorten ist sie die häufigsteZimmer-Sansevieria. Ausgewachsen und gut ernährt recken die spitzzulaufenden Blattschwerter sich bis zu 70 Zentimeter hoch. Lebendigwirken sie durch die hellgrünen Querstreifen auf dunkelgrünem Grund.Die beliebte Sorte 'Laurentii' fügt noch einen gelben Saum dazu.
1904 wurde sie im damaligen Belgisch Kongo entdeckt. Heute gibt esaußer ihr auch Farbsorten wie 'Ivory', die ein lichtes, kaummarmoriertes Grau zeigt. 'Onyx Black' gefällt durch einaußergewöhnliches Blaugrau, 'Silver Queen' wirkt wie silbernüberhaucht. 'Black Gold' kombiniert sehr dunkles Grün mit goldenemRand und 'Laurentii White' zeigt statt des gelben Rands einen fastweißen Rand.
Wer keinen Platz für die hoch aufragenden Exemplare hatte, konnteschon in den sechziger Jahren zu 'Hahnii' greifen. Sie wächstgedrungen mit rosettenartig angeordneten Blättern. Das Farbenspielder hohen Sorten findet man weitgehend auch bei ihr wieder. 'GoldenHahnii' schmückt sich mit goldgelbem Rand und gelben Längsstreifen.Nicht ganz so gedrungen wachsen die kräftig gemusterte 'Superba' und'Moonshine'. Letztere wirkt edel durch ihr schönes Silbergrau mitfeiner dunkelgrüner Musterung am Rand.
Ein Hingucker ist die Sorte 'Twister' mit ihren stark gewelltenBlättern. Aber noch ungewöhnlicher wirkt Sansevieria stuckyi: Sieentwickelt graugrüne, fast zylindrische Blätter, die keine Rosettebilden, sondern fächerartig angeordnet sind. Mit bis zu 90 Zentimeter Höhe kommt sie gut als Solitär in Wohnung oder Büro zur Geltung.
Erstaunlich ist die Regenerationsfähigkeit der bewährten SortenSansevieria trifasciata und Sansevieria trifasciata 'Laurentii':Schon ein fünf bis sechs Zentimeter langes Stück ihrerdickfleischigen Blätter reicht, um eine neue Pflanze heranwachsen zulassen. Die Blattabschnitte werden flach in ein Torf-Sand-Gemischgesteckt. Das untere Ende muss aber nach unten zeigen, sonst wird esnichts mit den neuen Pflänzchen. Nun sind Bodenwärme und Gedulderforderlich. Denn es dauert, bis sich am Grunde des Blattstücksetwas regt. Mit Wasser sollte gegeizt werden, sonst beginnt dieSchnittstelle zu faulen.
Einfacher als der Weg über die Blattstecklinge ist Teilung zu großgewordener Exemplare. Das Auseinanderreißen der durchwurzelten Ballenerfordert einige Kraft. Umso problemloser wachsen die gut bewurzeltenTeilstücke im neuen Topf weiter.
Diese mühelose Vermehrbarkeit war vermutlich einer der Gründe fürdie Karriere der Sansevieria als Wirtshauspflanze. Oft schmückenganze Reihen ihrer Blatthorste die Fenster von Gaststätten undKneipen. Fast unverwüstlich erträgt sie dort seltene Wassergaben,noch selteneres Umtopfen, knappes Licht und Zigarettenqualm. Abernicht nur das. Sie ist sogar in der Lage Schadstoffe aus dem Rauch -beispielsweise Benzol - unschädlich zu machen.
Am Südfenster, wenn die Sonne auf sie herab brennt, lebtSansevieria allerdings erst richtig auf. Allenfalls die Umstellungvon Schatten auf Sonne fällt ihr schwer. Notfalls hilft alsSchattenspender dann ein Stück Papier, damit die fleischigen Blätterkeine hässlichen Verbrennungen bekommen. Hat sie sich auf ihrenStandort eingestellt, wird sie völlig anspruchslos: Das Gießen darfman ruhig mal vergessen. Krankheiten stellen sich nur ein, wenn siezu feucht gehalten wird. Nährstoffe braucht sie wenig. Ihr ganzerStoffwechsel ist auf karge Steppenbedingungen eingestellt.
Gibt man ihr das Wenige, das sie braucht, wächst sie gut undüberrascht mit Blütenständen voll cremeweißer Blüten. Sie quellenüber vor süßen Nektartropfen und erfüllen das ganze Zimmer mitbetörendem Duft.