Wunderschön weiblich: 20-Jährige entwirft Pin-up-Mode
Hannover/dpa. - Die Kleider der Pin-ups aus den 30er bis 50er Jahren haben es Melanie Weigel angetan. «Die Frauen sahen damals noch so wunderschön weiblich aus - das vermisse ich heute sehr oft», sagt die 20 Jahre alte Modedesignerin aus Hannover.
Zum Abschluss ihres Modedesignstudiums an der Fahmoda-Akademie in Hannover hat sie eine Kollektion zum Thema Pin-up entworfen und nach einem halben Jahr Vorbereitung sechs Models mit ihren Kleidern auf den Laufsteg geschickt.
«Ich habe noch bis in die Nacht hinein letzte Knöpfe und andere Details angenäht», erzählt die Modeschöpferin. Von der Planung über erste Zeichnungen bis hin zur letzten Naht habe sie alles selbst gemacht - in den letzten vier Monaten gar 14 bis 20 Stunden täglich gearbeitet.
Zur Mode der Pin-ups ist Melanie Weigel über Umwege gekommen. «Ich bin schon etwas länger selbst Model, als ich dann aber letztes Jahr mein erstes 50er-Jahre-Shooting hatte, war es um mich geschehen.» Sie zählt sich selbst zur Rockabilly-Szene, die sich neben dem Rock'n'Roll der 50er Jahre auch für die Mode der Zeit begeistert. Die Szene ist in Deutschland zwar noch relativ klein, ist in den letzten Jahren jedoch gewachsen.
Pin-up sei ein weltweiter Trend, der noch anhält, glaubt Marnie van Helsing, die vor fünf Jahren das Modelabel «Lucky Diva» in Berlin gegründet hat. In den großen Modehäusern gebe es seit zwei Jahren immer wieder Anspielungen auf das 50er-Jahre-Motiv, wie etwa Pünktchen-Kleider im Korsagenschnitt. «Pin-up hat Platz für viele Körperformen - besonders Frauen mit sehr weiblichen Figuren können sie tragen», betont die Designerin. Gerade das fehle ihr sehr in der heutigen Mode, die oft nur für Magermodels Platz biete.
Gepunktete und karierte Stoffe gehören für Marnie van Helsing ebenso dazu wie die Farben Rot, Schwarz und Weiß. Ihre junge Kollegin Melanie Weigel will dagegen einen neuen Trend setzen. Sie verarbeitet die historischen Vorbilder der Pin-up-Bilder zu moderner Kleidung in Trend-Farben wie Lachs, Apricot und Flieder. «Ich will wegkommen von den typischen Rockabilly-Farben und Pünktchen-Mustern - das hat es schon zu oft gegeben.»
«Pin-up ist das Mädchen von nebenan - das funktioniert bei jeder Frau», sagt Pin-up-Model Sari aus Düsseldorf. Sie entdeckte die spezielle Mode in einem Buch mit Pin-up-Zeichnungen der 40er und 50er Jahre. Amerikanische Soldaten hängten die Bilder in dieser Zeit gern in ihre Spinde. «Diese Bilder sind gleichzeitig süß, sexy, unschuldig und witzig», beschreibt sie. Vor allem die Verbindung von Erotik und Humor ist für die Düsseldorferin dabei sehr wichtig.
Alle drei Frauen mögen die selbstbewusste Art der Erotik, die auf den Pin-up-Bildern zu sehen ist. Für sie sind Erotik und Emanzipation kein Widerspruch. «Pin-up-Models sind selbstbewusste Frauen, die sich nicht nur Männer, sondern vor allem auch Frauen gern ansehen», sagt Melanie Weigel. Dadurch hebe sich das Pin-up positiv von heutigen Gogo-Tänzerinnen ab, die oft nur knapp bekleidet seien. Für das Model Sari kann mehr Stoff sogar erotischer sein. «Der Reiz beim Pin-up ist vor allem, dass man nicht alles sieht - so bleibt viel der Fantasie überlassen.»