Wohnungseinrichtung Wohnungseinrichtung: Neuer Glanz für alte Möbel

Hamburg/Leonberg/dpa. - Eine mühsame Suche auf dem Flohmarkt ist gar nicht immer nötig: Für eine paar schicke alte Möbel in der Wohnung lohnt sich oft ein Ausflug auf den eigenen Dachboden. Dort können sich unbekannte Schätze finden, die nach ein bisschen Arbeit wieder in neuem Glanz erstrahlen. Wer selbst einen alten Schrank odereine Kommode aufarbeitet, spart nicht nur Geld, sondern hat am Ende auch ein paar ganz persönliche Deko-Objekte.
Zunächst lohnt ein genauer Blick auf das gute Stück. «Jedes Möbel hat einen eigenen Charakter und irgendetwas, das besonders schön ist. Das würde ich herausarbeiten», sagt Maike Groeneveld, die für die Hamburger «wohnbar» in der eigenen Werkstatt Sperrmüll-Kandidaten ein neues Design verpasst. Besonders schön kann der Holzton sein oder eine außergewöhnliche Form.
«Das Thema Farbe bietet sich natürlich an», sagt Frank Michel,Geschäftsführer der Deutschen Heimwerker Akademie (DHA) in Leonberg. Dunkle Holztöne liegen im Trend. Wer es lieber südländisch mag, wählt mediterrane, frische Farben. «Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt», sagt Groeneveld. «Man kann sogar Streifen oder Quadrate auf Möbel malen.» Glasscheiben bekommen durch eine spezielle Klebefolie einen Milchglaseffekt, das ist laut Michel momentan sehr beliebt.
Steht die Idee für das Möbel fest, wird sein Zustand untersucht.«Ein Möbelstück dient nicht nur der Dekoration, sondern muss auch funktionieren», sagt Michel. Geprüft wird zum Beispiel, ob Schubladen und Türen schließen oder Scharniere und Schlösser ausgetauscht werden müssen. Beine oder Schubladen müssen manchmal neu geleimt werden.
Dann geht es an die Oberfläche: «Man kann es sich leicht machen,und einfach einen neuen Lack auftragen und das Möbel eine Weilestehen lassen», sagt Michel. Zuvor sollte die alte Schicht allerdings kurz mit Schleifpapier aufgeraut werden, damit die neue Farbe hält.
Aufwendiger wird es, wenn der natürliche Holzton herausgearbeitet werden soll. Dann muss der alte Lack erstmal entfernt werden. «Wenn es sich um ein antikes Möbelstück handelt, sollte man es nicht selbst abschleifen oder abbeizen, sondern in professionelle Hände geben», rät Michel.
Auch Werner Baumann vom Institut für Umweltforschung (INFU) an der Universität Dortmund würde an Omas Kleiderschrank oder Holztisch die Profis lassen - nicht für die gesamte Aufarbeitung, sondern zum Ablaugen der alten Farbe. Fachleute befreien in speziellen Laugenbäder alte Möbel von ihrem Lack. Im Rohzustand bekommen die Kunden Tisch und Stuhl dann zurück. Dafür müssen sie zum Beispiel bei einem Kleiderschrank mit Kosten von 100 bis 120 Euro rechnen.
Wer das Geld sparen und selbst mit den Chemikalien hantieren will, sollte vorsichtig sein. «Säuregeschützte Kleidung und Handschuhe sind wichtig, weil sich die ätzenden Lösungsmittel sonst durch den Stoff fressen», sagt Michel. Beim Mundschutz reiche kein einfaches Stofftuch, nur eine Maske mit Aktivkohlefilteraufsatz schütze vor den Lösungsmitteldämpfen.
Auch sollte die Arbeit an der frischen Luft oder zumindest in gut gelüfteten Räumen erledigt werden. Eine Garage ist ideal. Ein Keller dagegen nicht, weil hier die Dämpfe durchs Haus wieder in die Wohnung gelangen können. «Manche Tischlereien vermieten für solche Arbeiten auch Teile ihrer Werkstatt stundenweise», sagt Baumann.
Ist die Abbeize aufgetragen, rät Michel, das Möbel mit einerPlastikfolie zu umwickeln: «Dann ziehen die Dämpfe besser ein, und man kann sich den ein oder anderen Arbeitsschritt sparen.» Je nach Dicke der Lackschichten muss das Abbeizen nämlich drei- bis fünfmal wiederholt werden.
Eine Alternative zum aufwendigen Abbeizen bietet der Heißluftföhn, der in Baumärkten gekauft oder geliehen werden kann. Der alte Lack lässt sich dann ablösen wie eine Folie. Allerdings funktioniert diese Technik nicht bei allen Lacken gleich gut. Auch kann zu langes Föhnen Brandspuren hinterlassen. Eine fachkundige Beratung ist in jeden Fallzu empfehlen.
Auch bei den Farben, Grundierungen, Wachsen und Ölen, die nunaufgetragen werden, entwickeln sich zum Teil starke Dämpfe.«Acrylfarben riechen nicht so schlimm, sind aber auch nicht sostoßfest», so Groeneveld. «Kunstharze seien zwar robuster, entwickeln aber auch mehr Dämpfe.» Ganz vermeiden kann der Kunde die Gesundheitsbelastungen meist nicht: Das Umweltzeichen «Der Blaue Engel» bezeichne schadstoffarme Produkte, so Baumann. Schadstoffreie Mittel würden nicht extra ausgewiesen. Die Belastungen hielten sich aber in Grenzen, weil Laien nicht jeden Tag mit den Mitteln arbeiten.
Neben den traditionellen Anstrichtechniken rät Michel zu kleinenExperimenten wie der Krakeliertechnik: Dabei wird auf einenBasisanstrich in einer bestimmten Farbe, zum Beispiel Gold, derKrakelierlack aufgetragen. Ist dieser trocken, kommt Lack in einer zweiten Farbe, etwa in weiß, darüber. «Im Trocknungsprozess wird der Lack gebrochen, die Basisfarbe Gold schimmert an den Rissen durch, was sehr antik und schön aussieht», sagt Michel.
Schöne Effekte ergeben sich auch, wenn einfach zwei verschiedenefarbige Schichten aufgetragen werden und dann die Kanten in eineRichtung leicht angeschliffen werden. «Dann schimmert die Basisfarbe durch», sagt Michel. Die Experten der Heimwerker Akademie, aber auch gute Verkäufer in Baumärkten könnten Hobbyrestauratoren beraten.