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Wintersport Wintersport: Moderne Skibekleidung mit einem Hauch von Nostalgie

Von Sandra Cantzler 28.09.2004, 07:46
Auf den ersten Blick nicht mehr als ein ganz normaler Fleece-Pullover: So genannte Softshells revolutionieren derzeit die Ski- und Outdoor-Mode. Dünn und leicht halten die Hightech-Stoffe so warm wie manche Daunenjacke.(Foto: dpa)
Auf den ersten Blick nicht mehr als ein ganz normaler Fleece-Pullover: So genannte Softshells revolutionieren derzeit die Ski- und Outdoor-Mode. Dünn und leicht halten die Hightech-Stoffe so warm wie manche Daunenjacke.(Foto: dpa) XS-Exes

München/dpa. - Winddicht, wasserfest und atmungsaktiv musssie sein - noch vor kurzem stellten lediglich Extrem-Skifahrer dieseAnsprüche an ihre Bekleidung. Mittlerweile achtet jedoch auch derganz normale Wintersportler beim Anorakkauf verstärkt auf dieseFunktionen, obwohl sie für lockere Schwünge auf sonnigen Hängen nichtunbedingt benötigt werden. Dabei verlieren die Pistengänger aber auchden modischen Aspekt keineswegs aus den Augen: DieHigh-Tech-Errungenschaften müssen schön verpackt sein, in der baldbeginnenden Saison 2004/05 am besten nostalgisch inspiriert von denfünfziger und sechziger Jahren oder lässig im Look der Achtziger.

«Der Trend geht eindeutig in Richtung gutes Aussehen, gepaart mithöchst zuverlässiger Funktion», heißt es bei der Messe München, diein jedem Jahr die Wintersportmesse Ispo ausrichtet. Doch auch wennviele Jacken und Hosen optisch heute an Modelle aus vergangenenJahrzehnten erinnern - beim Komfort liegen Welten zwischen alt undneu. «Die Frage ist immer: Wie stylish wird das Ganze umgesetzt?»,erläutert Thomas Roider vom Unternehmen Bogner in München den Spagatzwischen Mode und Funktion. «Bei aller Technik sollen die Sachen jaauch noch modisch aussehen, nicht wie bei einem Bergsteiger.»

«Softshells» heißt das Zauberwort, das die Ski- und Outdoor-Moderevolutioniert und jetzt erstmals auch auf dem Massenmarkt auftaucht.Auf den ersten Blick muten viele der «Softshell»-Kleidungsstücke anwie ein ganz normaler Fleece-Pullover. Dennoch sollen sie Wind, Kälteund Nässe besser abhalten als die Daunenungetüme vergangenerJahrzehnte. Gleichzeitig muss sich aber auch an sonnigen Skitagenniemand darin kaputt schwitzen, so das Versprechen der Hersteller.

Der Name «Softshells» entstand durch den Gegensatz zu den«Hardshells», also schweren Wind- und Wetterjacken. Grundidee ist es,die Wind- und Wetterschutzschicht mit der Isolationsschicht zuverbinden. Typisch ist ein aus drei Lagen bestehendes Gewebe: Einewasserabweisende Schicht außen, in der Mitte eine für Wasserdampfdurchlässige Membran und ganz innen hautverträgliches Fleece.

Die «Softshells» beeinflussen auch die Optik der Skikleidung. Dasdünne Material eignet sich ideal für körperbetonte, schmale Schnitte.«"Softshells" bringen eine sehr reduzierte Optik», sagt AndreaStetter vom Unternehmen Elho Sportswear aus München.

Die Designer haben die neuen Möglichkeiten genutzt und dieSilhouetten auffällig schmal geschnitten - nicht nur bei den Frauen.«Auch bei den Männern wird mit Stretchmaterialien auf Figurgegangen», sagt Roider. Anders als vor 20 oder 30 Jahren muss aberniemand mehr in der Jet-Hose frieren. Trotz betonter Formen wird auchdie Beweglichkeit nicht eingeschränkt: «Für die Bewegungsfreiheitmüssen die Sachen heute nicht mehr so weit sein. Stattdessen wird mitelastischen Einsätzen und besonderen Schnitten gearbeitet.»

Beim italienischen Hersteller Colmar etwa finden sich in der Linie«Ergofit» Stretchstoffe, dehnbare Wattierungen und ein elastischesInnenfutter. Diese Kombination soll vor allem an Gelenken wieEllbogen und Knien das Gefühl einer «zweiten Haut» vermitteln.

Als eine Art Gegenbewegung zu den High-Tech-Materialien erfolgtbei manchen Designern aber auch eine Rückbesinnung auf traditionelleMaterialien. Das Unternehmen Völkl aus Straubing (Bayern) setzt fürseine Bekleidungslinie dieses Jahr beispielsweise auf OriginalTiroler Loden. Der Wollstoff wurde technisch so bearbeitet, dass erjetzt nicht weniger wasserabweisend ist als die modernen Produkte.

Ebenfalls alte Bekannte sind Daunen, doch auch sie tauchen nichtmehr in der «Michelin-Männchen-Optik», sondern in neuen Formen auf.«Daunenoptik ist nach wie vor ein Thema, vom Blouson über den Parkabis hin zu Kurzmänteln», sagt Norma Fehling, Designerin für Skimodebei der Firma Head Sportswear in Hamburg. Grundsätzlich sind dieneuen Daunen-Outfits tailliert. Für Abwechslung sorgen verschiedeneSteppungen und Accessoires. So macht etwa ein Gürtel Jacken ladylike.

«Ein Vorteil der Daunenjacken ist, dass sie auch beim Après-Skioder im Alltag getragen werden können. Das ist für viele Verbraucherein wichtiger Punkt», erklärt Fehling. «Wenn die Leute viel Geldausgeben, schätzen sie Multifunktionalität unheimlich», bestätigtRoider. «Der Rund-ums-Jahr-Gedanke spielt eine wichtige Rolle.»

Bei Bogner begegnet man diesen Ansprüchen vor allem mit Oberteilenaus «Softshells». Diese könnten nicht nur zum Skifahren, sondern zumBeispiel auch zum Wandern oder zum Radfahren angezogen werden. Deritalienische Hersteller Belfe geht mit seiner Jacke «Quattrotempi»einen ganz anderen Weg: Insgesamt 18 Reißverschlüsse machen die Jackezu einem Verwandlungskünstler. Unter anderem lassen sich dieDaunenpads einzeln entnehmen und die Ärmel entfernen, was aus demAnorak eine sommertaugliche Weste macht.

Wieder andere Unternehmen arbeiten viel mit «normalen» Stoffen wieKord oder Jeans, die per Spezialbehandlung auf Pistentauglichkeitgetrimmt werden. Mit einer vom kanadischen Trapper-Look inspiriertenSki- und Snowboardhose aus Kord können sich trendbewussteWintersportler etwa bei der Firma Chiemsee in Grabenstätt (Bayern)ausstatten. Exzentrischer fällt der aktuelle Chiemsee-Pisten-Look fürFrauen aus: Zu Hosen mit Leoparden-Druck, die es auch in Pink gibt,kommen Fellverbrämungen aus Kunstpelz. Ebenfalls angesagt sind üppigeOrnamente und Stickereien, wie sie sich unter anderem auf vielenModellen des finnischen Herstellers Luhta finden.

Grundsätzlich gilt: Auffallen ist in dieser Saison Pflicht, Tarnfarben sind passé. «Nicht Grau, nicht Dunkelblau, nicht Beigeoder Schwarz», sagt Philippe Malet vom Unternehmen Schneemond ausDüsseldorf. Bevorzugt werden stattdessen kräftige Farben wie Rot,Orange und Pink bis hin zu einem leuchtenden Sonnengelb.

Beim Schweizer Trendlabel Alprausch wird die Knallfarbe mit einembesonders figurbetonten Schnitt zu einem Skianzug kombiniert, derauch in einem James-Bond-Film seinen großen Auftritt haben könnte.Bei Bogner findet sich neben ethno-inspirierten undsportlich-schlichten Modellen eine Art Catsuit in Tomatenrot mitweißen Rennstreifen. So richtig windschnittig sehen diese Outfitsallerdings nur dann aus, wenn auch die Figur in Topform ist.