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Wiesenknöpfe sind eine Entdeckung wert

Von Helga Panten 14.08.2008, 07:16

Bonn/dpa. - Filigran schweben rosafarbene und weiße Ähren über dem Beet. Einige stehen aufrecht, andere beschreiben sanfte Bögen. Anmutig sehen die zierlichen Wiesenknöpfe (Sanguisorba) aus, vor allem im Kontrast zu dicken, prächtigen Blüten.

Zu Unrecht gelten gerade die einheimischen Vertreter als unscheinbar - nicht nur optisch sind sie keineswegs zu verachten. Den Wiesenknopf priesen schon die alten Kräuterpäpste. Blutstiller lautet denn auch die Übersetzung des botanischen Namens. Der hohe Gehalt an Gerbstoffen ist dafür verantwortlich, wie man heute weiß. Aber inzwischen ist es eher das feine Aroma, das die Menschen begeistert. Frisch und gurkenähnlich schmeckt das Kraut, begleitet von süß-würzigem Duft. Beides zusammen hat dem Kleinen Wiesenknopf (Sanguisorba minor) einen Platz im Kräutergarten beschert.

Suppen, Salaten, Kräuterquark und Eierspeisen gibt er die besondere Note. Hamburger Aalsuppe braucht ein paar seiner fein gefiederten Blätter. Aber auch einfach gehackt auf Butterbroten erfreut er die Zunge.

Neben dem Kleinen Wiesenknopf leistet der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) ähnlich heilsame und appetitliche Dienste. Beide werden im Volksmund auch als Pimpinelle bezeichnet - was oft zu Verwechslungen mit der Bibernelle (Pimpinella saxifraga) führt.

Wie kräftige runde Knöpfe schweben die Blütenstände in artenreichen Wiesen: Der Kleine Wiesenknopf in eher trockenem Kalkmagerrasen, der Große Wiesenknopf in frischen bis feuchten, manchmal sogar nassen Wiesen.

Die bekannteste Sorte unter den Großen Wiesenknöpfen ist wohl «Tanna», eine mit 30 bis 40 Zentimetern niedrig wachsende Form, die durch dicke, schwarzrote Blütenknöpfe gefällt. Höher wächst «Pink Tanna», die rosafarbene bis dunkelrote Knöpfe bis zu 140 Zentimeter hoch schweben und leicht überhängen lässt.

Die Wiesenknöpfe aus der Fremde unterscheiden sich von den heimischen Arten durch die deutlich längeren Blütenstände. Bei ihnen entsteht kein rundlicher Knopf aus den winzigen Einzelblüten, sondern eine duftige «Flaschenbürste», die von zentimeterlang herausragenden Staubgefäßen gebildet wird.

Die aus Japan stammende Art Sanguisorba obtusa beispielsweise trägt vier bis sieben Zentimeter lange Bürsten in Rosa, die in weichen Bögen und Schwüngen wehen. Hübsch sieht das aus zum frischen Grün der unpaarig geteilten Blätter. Mit 80 Zentimetern Höhe wächst sie verhalten. Bei Sanguisorba hakusanensis, ebenfalls aus Japan stammend, fällt das Rosa noch etwas lebhafter, die Bürste noch etwas länger aus. Sie braucht noch feuchtere Böden als ihre Schwester und eignet sich sogar für den flachen Teichrand.

Saubere, stattliche Horste bildet Sanguisorba canadensis, die - der Name sagt es - aus Nordamerika stammt. Bis zu 15 Zentimeter lang können ihre straff aufrecht getragenen, weißen Kerzen werden. Zu mehreren stehen sie auf kräftigen 100 bis 150 Zentimeter hohen Stängeln und wirken wie freche Ausrufezeichen zwischen Rittersporn, Taglilien oder Astern.

Die meisten Wiesenknöpfe blühen von Juli bis September. Die rosa Blüten von Sanguisorba obtusa schwingen sogar noch im Oktober im Wind, wenn die Blättchen der anderen Wiesenknöpfe bereits mit ihrer gelblichen oder rötlichen Herbstfärbung beginnen. Nur Sanguisorba menziesii, aus Sibirien und China stammend, tanzt aus der Reihe. Sie schmückt sich bereits im Mai und Juni mit weinroten Blüten über graugrünem Laub.

Anders als die Wiesenknöpfe im Küchengarten, deren Blütenstände regelmäßig zurückgeschnitten werden, damit immer neue zarte Blättchen heranwachsen, sollten die Gartenformen mit ihren Blütenständen in den Winter gehen dürfen. Sie bringen Struktur in den kahlen Garten und wirken wie verzaubert unterm Schneehäubchen oder umsponnen von Raureif. Erst im frühen Frühjahr wird geschnitten - rechtzeitig bevor der frische Tuff zierlich zerteilter Blätter Hoffnung auf neue Knöpfe und Flaschenbürsten macht.

Die meisten Wiesenknopf-Arten lieben frische, lehmige Böden. Als Wiesenpflanzen fühlen sie sich in voller Sonne wohl, kommen aber auch mit zeitweiligem Schatten zurecht. Sanguisorba hakusanensis eignet sich am besten für den halbschattigen, kühlfeuchten Teichrand. An ihnen zusagenden Standorten sind die Wiesenknöpfe langlebig. Müssen sie umgepflanzt werden, ist das zeitige Frühjahr die beste Zeit. Später vertragen sie das Umpflanzen schlecht. Dicke Horste lassen sich mit dem Spaten oder dem Messer teilen.