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Wie werde ich...? Steinmetz

Von Claudia Bell 28.04.2008, 07:56

Stuttgart/Königslutter/dpa. - Hinterbliebene, die alles schnell hinter sich bringen wollen, machen Thomas Groß besonders zu schaffen. Er ist Steinmetz und Steinbildhauer und hat fast täglich mit trauernden Angehörigen zu tun, wenn er sie wegen des Grabsteins berät.

«Vielen ist gar nicht klar, dass der Stein gerne auch etwas über den Verstorbenen preisgeben darf», sagt der 39-Jährige. Ein durchschnittliches Beratungsgespräch dauere daher in der Regel maximal eine halbe Stunde.

Rund ein Drittel seiner Aufträge kommt aus dem Grabstein-Bereich - sein liebstes Geschäftsfeld, sagt Groß. In diesem Bereich brauche es die Fähigkeit, sich auf die trauernden Menschen einzulassen. Und das könne er ganz gut. Dennoch sei es manchmal auch anstrengend, die Diskussionen unter den Hinterbliebenen mitzuerleben.

Den technischeren Teil ihres Berufes decken Groß und seine drei Kollegen auf dem Bau, etwa bei der Gestaltung von Küchen und Bädern, ab. Neben dem Geschäft mit den Grabsteinen spielen auch andere Gewerke eine Rolle: «Rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes werden heute auf dem Bau erwirtschaftet», bestätigt Wolfgang Simon, Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Deutschen Steinmetz-, Stein- und Holzbildhauerhandwerks (BIV) in Frankfurt/Main.

Steinmetze werden häufig genug nur «auf den Friedhöfen» wahrgenommen. Wolfgang Simon ist froh darüber, dass Steinmetze zunehmend auch in anderen Bereichen eine Rolle spielen. Immerhin sei der Beruf vielseitig, und man sehe das Ergebnis noch viele Jahre.

«Das Niveau unter den Azubi-Bewerbern ist recht akzeptabel, wir wollen uns nicht beschweren», sagt Simon. Dennoch habe es sich bei den jungen Leuten noch nicht herumgesprochen, dass man neben einer gewissen Kreativität auch ganz gut rechnen können muss. «Man muss ja täglich mit Flächen umgehen, die muss man schließlich berechnen können.» Räumliches Vorstellungsvermögen und körperliche Ausdauer seien weitere Voraussetzungen für den Beruf, betont Reiner Flassig, Leiter der Steinmetzschule in Königslutter bei Braunschweig.

Die Schule bildet derzeit 450 Lehrlinge sowie rund 30 angehende Meister aus. Bundesweit werden derzeit rund 1300 Azubis ausgebildet. Das Lehrlingsgehalt reicht von rund 360 Euro monatlich im ersten bis rund 590 Euro im dritten Lehrjahr. Das durchschnittliche Bruttogehalt eines Gesellen liegt bei 2900 Euro im Monat.

Für viele Steinmetze ist der Job als Restaurator etwa in einer Dombauhütte der Traumjob schlechthin - doch für Thomas Groß hat sich der Traum mit der Übernahme des Familienbetriebs vor einem Jahr erfüllt. Er schätzt vor allem den täglichen Umgang mit seinen Kunden, auch wenn der manchmal zur Herausforderung wird: «Die direkte Resonanz der Menschen gleich zu erleben, ist mir sehr wichtig.»

Informationen: Bundesinnungsverband des Deutschen Steinmetz-, Stein- und Holzbildhauerhandwerks (BIV), Weißkirchener Weg 16, 60439 Frankfurt, Telefon: 069/57 60 98

Informationen rund ums Handwerk: www.biv-steinmetz.de