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Wie werde ich...? Orthopädieschuhtechniker

Von Katlen Trautmann 01.02.2010, 09:06

Hannover/dpa. - Gesunde Füße gelten als selbstverständlich. Doch Menschen mit angeborenen Handicaps oder in höherem Alter haben damit oft Probleme. Auch Frauen machen Fehlbelastungen oft zu schaffen.

Viele müssen deshalb ihre Schuhe anpassen, umarbeiten oder anfertigen lassen. Orthopädieschuhmacher - oder Orthopädieschuhtechniker, wie sich die Fachleute selbst nennen - übernehmen das. «Erfolg in unserem Beruf ist, wenn ein Kunde mit unsauberem Gang hereinkommt und am Ende des Auftrags akkurat und korrekt hinausgeht», sagt Werner Dierolf, Präsident des Zentralverbandes Orthopädieschuhtechnik (ZVOS) in Hannover.

Die Fachleute vermessen Füße und prüfen den Gang ihrer Kunden, verkaufen Heil- und Hilfsmittel und fertigen Schuhe und Fußprothesen. Auch das Anpassen von Bandagen für Fuß und Knie gehört zu ihren Aufgaben. «Sie verstehen die Menschen und ihre Gebrechen und die Diagnosen der Ärzte», sagt Dierolf. Orthopädieschuhmacher arbeiten zum Beispiel in Kliniken, Sanitätshäusern und Rehabilitationseinrichtungen.

«Zahlreiche körperliche Beschwerden haben Ursachen in Gebrechen am Fuß», erklärt Dierolf. Knie- und Kopfschmerzen sowie Verspannungen im Kreuz zählen dazu. Mit den Krankheiten Rheuma, Diabetes und Allergien werden die Fachleute oft konfrontiert. «Zuckerkranke» brauchen besonders passgenaue Schuhe. Ihre Füße werden unempfindlich gegenüber Druck, was Entzündungen und schlimmstenfalls Amputationen nach sich ziehen kann.

Orthopädieschuhmacher berücksichtigen aber auch modische Gesichtspunkte und Kundenwünsche. Sie beherrschen das Herstellen von Maßschuhen mit Hilfe eines Leistens. Die medizinische Fußpflege gehört ebenfalls zu ihrem Repertoire. Angehende Orthopädieschuhmacher sollten Spaß an der Arbeit mit Leder und Naturstoffen mitbringen. Interesse an Anatomie kann hilfreich, Mathematik sollte kein Buch mit sieben Siegeln sein. Geschickte Hände sind wichtiger als makellose Rechtschreibkenntnisse.

Die Bundesfachschule Hannover bildet seit mehr als 50 Jahren aus. Anerkannte Schulen der Branchen gibt es außerdem in Siebenlehn (Sachsen), Landshut und Langen (Hessen). Darüber hinaus existieren länderübergreifende Fachklassen. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Azubis lernen das Schumacherhandwerk abwechselnd in Werkstätten und der Berufsschule. Sie erfahren, wie Stütz- und Bewegungsorgane beim Menschen funktionieren und wie man sie mit moderner Technik vermisst. Auch das Verarbeiten verschiedener Materialien steht auf dem Lehrplan.

Nach Angaben des ZVOS haben Azubis künftig zwischen zwei Spezialisierungen zu wählen. «Diagnostiker» gelten als Fachleute für das Vermessen. Die anderen kennen sich mit dem Herstellen besonders gut aus. Berufsanfänger sollten mobil sein: Eine Orthopädieschuhmacherei brauche ein Einzugsgebiet von etwa 30 000 Menschen, erklärt Dierolf. Das kann einen Umzug erforderlich machen. Die Chancen für Berufsanfänger gelten nach Einschätzung aus der Branche als gut.

Webauftritt des Zentralverbands der Orthopädieschuhtechnik: www.zvos.de

Im Jahr 2006 begannen 298 zukünftige Orthopädieschuhmacher ihre Ausbildung. Knapp jeder zweite Azubi hatte der Bundesagentur für Arbeit zufolge einen mittleren Schul- und etwa jeder dritte einen Hauptschulabschluss, jeder zehnte Abitur. Im ersten Lehrjahr bekommen sie monatlich etwa 400 und im letzten Lehrjahr 590 Euro. Berufseinsteiger können mit brutto rund 12 Euro Stundenlohn rechnen.