Wie werde ich...? Logopäde
Karlsruhe/Frechen/dpa. - Manche Menschen stottern, können die Grammatik nicht richtig anwenden oder haben nach einem Schlaganfall ihren Wortschatz verloren. Solche Sprachstörungen werden von Logopäden behandelt.
«Viele Schüler, die sich bewerben, haben schon mal eine logopädische Therapie erlebt oder kennen das aus dem Freundeskreis», sagt Gerlinde Bauer von der Fachhochschule für Logopädie in Karlsruhe. Doch eigene Erfahrung reicht nicht, um Logopäde zu werden.
Logopäde ist ein staatlich anerkannter Beruf, dessen Bezeichnung geschützt ist. «Das heißt, man darf sich nicht einfach so nennen», erklärt Bauer. Dem Gesetz nach müssen Bewerber mindestens 16 Jahre alt sein, sagt Lucas Rosenthal, Geschäftsführer des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie in Frechen. Und sie brauchen einen Realschulabschluss oder einen Hauptschulabschluss plus eine mindestens zweijährige Berufsausbildung.
Die Statistik zeige, dass die überwiegende Mehrzahl der Logopäden Abitur hat. «Die hohen Ansprüche der theoretischen Ausbildung führen dazu, dass in der Regel Bewerber mit Abitur bevorzugt angenommen werden», sagt Rosenthal. An den meisten Schulen gibt es laut Rosenthal außerdem eine Aufnahme- und Eignungsprüfung. Im Test und in einer ärztlichen Untersuchung wird die Eignung der Bewerber für den therapeutischen Beruf überprüft.
Dazu gehören ein differenziertes mündliches und schriftliches Ausdruckvermögen, eine gute Stimme und ein gutes Gehör. Auch dürfen Bewerber keine Sprech- und Sprachfehler haben. Gefragt sind außerdem Musikalität, Einfühlungsvermögen und Teamfähigkeit. Und ein Interesse an Medizin, Psychologie und Pädagogik. «Die Schulen achten sehr stark auf die Deutschnote und die sprachliche Kompetenz», ergänzt Bauer.
In Karlsruhe gebe es etwa einen Test zur Rechtschreibung. Mit einer Vier oder Fünf in Deutsch komme man nicht weit, meint auch Petros Katsikaris vom Aktiven Berufsverband Logopädie Sprachtherapie in Köln. Die Schüler müssten außerdem kommunikativ und offen sein, sagt Bauer. «Wenn ich die Kommunikation therapieren möchte, muss ich selber kommunizieren können.»
Bewerber sollten aber auch gut beobachten und beschreiben können. Denn die Analyse von Problemen beim Sprechen gehöre schließlich auch zum späteren Berufsalltag. Während der Ausbildung lernen angehende Logopäden die Theorie im medizinisch-sprachpathologischen Bereich, erklärt Rosenthal. Das heißt, sie haben Unterricht in Fächern wie Anatomie, Physiologie und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.
In der praktischen Ausbildung lernen sie unter Aufsicht, Befunde zu erheben und eine Therapie zu planen. Sie müssen auch Beratungsgespräche führen und Patienten behandeln. Zugleich bekommen Azubis eine rhythmisch-musikalische Erziehung, Unterricht in der Stimmbildung und machen eine Sprecherziehung. Das Ganze lernen künftige Logopäden seit 1980 an Berufsfachschulen, erklärt Rosenthal. Diese haben unterschiedliche Bewerbungsfristen, die zu beachten sind. Derzeit gebe es in Deutschland mehr als 80 staatliche und private Institute.
Mittlerweile können Abiturienten aber auch Logopädie studieren, sagt Rosenthal. Seit dem Sommer 2009 dürften die Bundesländer Hochschulstudiengänge erproben. Nordrhein-Westfalen plane in Bochum zum Wintersemester 2010/11 eine Fachhochschule für Gesundheitsberufe, die einen Studiengang «Logopädie» anbieten soll.
Die Berufsaussichten für Logopäden sind Rosenthal zufolge allerdings nicht gerade rosig. «Statistisch gesehen haben wir heute schon zu viele niedergelassene Logopäden. Auch die Zahl der angestellten Logopäden ist so stark gestiegen, dass man sagen muss: Es gibt keinen zusätzlichen Bedarf mehr.» Ähnlich sieht das Bauer: Man müsse schon flexibel sein, um einen Job zu finden.
Die meisten Logopäden arbeiten in Praxen. Einige kommen aber auch in Krankenhäusern unter oder unterrichten an Logopädie-Schulen. Sie sind etwa zu gleichen Teilen selbstständig und angestellt tätig. «Die Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs angestellter Logopäden sind eher bescheiden» warnt Rosenthal. Für sie kämen Leitungsstellen in klinischen Einrichtungen und der Lehrlogopädie infrage - davon gebe es aber relativ wenige.
Ein Vollzeit-Logopäde verdient brutto zwischen 1740 Euro und 2250 Euro, sagt Rosenthal vom Deutschen Bundesverband für Logopädie. Als Lehrlogopäde in leitender Position könnten es bis zu 2500 Euro sein, mit einem Hochschulabschluss knapp 3000 Euro. Die Einkommen der freiberuflich tätigen Logopäden richten sich nach den aktuellen Vergütungssätzen der Krankenkassen, die je nach Bundesland unterschiedlich sind. «Viele Praxen berichten von existenziellen wirtschaftlichen Problemen, andere kommen einigermaßen zurecht.»