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Wie werde ich...? Wie werde ich...?: Hostess auf Kreuzfahrtschiffen

Von Andreas Heimann 08.05.2006, 16:39
Hostessen helfen bei individuellen Wünschen weiter. (Foto: dpa)
Hostessen helfen bei individuellen Wünschen weiter. (Foto: dpa) Hapag-Lloyd

Bonn/Hamburg/dpa. - Eine einheitliche Bezeichnung für solches Personal gibt es nicht. «Früher hieß das mal Kummertante, heute klingen die Bezeichnungen dynamischer», sagt Johann Zurnieden vom Schifffahrtsausschuss des Deutschen Reiseverbandes (DRV).

«Mal heißt es Butler, mal Concierge oder Hostess», so der Geschäftsführer des Veranstalters Phoenix Reisen in Bonn. «Bei uns heißen sie schlicht Reiseleiter.» Je nach Reederei oder Veranstalter sind sie fest angestellt oder haben befristete Verträge. Eigentlich sollte man meinen, Passagiere auf der «Queen Mary 2» müssten wunschlos glücklich sein. Aber es gibt immer wieder Gäste, die noch etwas auf dem Herzen haben. Dann ist Isabelle Bastian gefragt. Die gelernte Hotelfachfrau ist als Hostess auf dem Ozeanriesen und damit Ansprechpartnerin Nummer eins für alle erdenklichen Sorgen und Nöte, die an Bord auftauchen können.

Ein Ausbildungsberuf ist Hostess nicht. Erfahrung in der Hotelbranche ist nicht ungewöhnlich. «Fundierte touristische Fachkenntnisse sind absolute Voraussetzung», sagt Negar Etminan, Pressereferentin bei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten in Hamburg.

«Qualifikationen, die an Bord eines Kreuzfahrtschiffes gebraucht werden, gehören auch für Hotelfachleute zur Ausbildung», ergänzt Stefanie Heckel, Sprecherin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Berlin. «Flexibilität zum Beispiel, ein hohes Maß an Belastbarkeit, die Fähigkeit zu organisieren und zu improvisieren.» Auch viele Hotels haben Mitarbeiter im «Guest Relation Management» - genau das, wofür Isabelle Bastian auf der «Queen Mary 2» verantwortlich ist.

Bei den Kreuzfahrtreedereien sind die Zuständigkeiten dafür unterschiedlich verteilt. Auf den Schiffen von Transocean Tours zum Beispiel gibt es sie nicht. Auf der «MS Astor» fährt seit diesem Frühjahr allerdings ein Concierge mit. «Der hat gegenüber der Rezeption seinen eigenen Tresen», sagt Reederei-Sprecher John Will. Wer beim nächsten Landgang einen Mietwagen braucht, einen Stadtplan oder für abends Theaterkarten, bespricht das mit dem Concierge.

Vom Concierge wird auch bei Hapag-Lloyd erwartet, dass er schnell und diskret die Wünsche seiner Gäste erfüllt - selbst wenn von einem Tag auf den anderen noch ein Tisch in einem New Yorker Restaurant gebucht werden soll, das üblicherweise auf Monate im Voraus ausgebucht ist. Weltweite Kontakte sind deshalb unverzichtbar.

Meist handelt es sich um alltägliche Probleme: «Das fängt mit der vergessenen Zahnbürste an und endet beim verlorenen Ehering», sagt Ingo Thiel von der Cunard-Reederei in Hamburg. Oft ist Kreativität gefragt, wie im Fall der aufgeregten Dame, die auf der «MS Europa» an den Kapitänstisch geladen wurde, aber ihre schwarzen Schuhe zu Hause gelassen hatte. Der Concierge hat das Problem auf seine Weise gelöst - und mit schwarzer Schuhcreme ein weißes Paar Schuhe entsprechend umgearbeitet. Die Passagierin war glücklich, dem Kapitän ist nichts aufgefallen.

Auf der «Queen Mary 2» ist die Hostess beispielsweise auch für die Bordzeitung verantwortlich. Sie informiert die Passagiere über das Schiff, begleitet Ausflüge und plaudert abends an der Bar mit Gästen, die jemanden brauchen, der ihnen zuhört. «Mittags haben die Hostessen in der Regel länger frei», sagt Cunard-Sprecher Ingo Thiel. «Dafür haben sie aber sieben Tage die Woche zu tun und selten früh Feierabend.»