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Warum Männer einfach anders ticken als Frauen

Von Andreas Heimann 26.11.2008, 08:22

Berlin/dpa. - Männer sind anders, Frauen erst recht. So mancher Partner hat auch nach Jahren wohliger Zweisamkeit das Gefühl, sein langjähriges Gegenüber lebe in einer anderen Welt - unverständlich, undurchschaubar, seltsam eben.

«Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen», diagnostizierte schon Loriot. Trotzdem zeigt die Erfahrung immer wieder: Da geht doch was. Die Vorstellung, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern würden sich in der modernen Gesellschaft verflüchtigen, scheint sich nicht zu bewahrheiten. Andererseits klingt auch die These vom «Krieg der Geschlechter» nicht mehr so plausibel wie vor 30 Jahren. Und längst ist die Überzeugung verbreitet, dass Männer von Frauen lernen können und umgekehrt, im Beruf genau wie in der Partnerschaft.

Die Idee, dass Jungs und Mädchen bis auf die Körpermerkmale gleich sind und die Unterschiede nur durch Erziehung und Umwelt zustande kommen, überzeuge nicht mehr, sagt Prof. Harald Euler, Psychologe von der Universität Kassel. Die Bedeutung des Geschlechts sei kaum zu leugnen, sagt auch Christine Bücker-Gärtner: «Wenn wir jemanden treffen, checken wir als erstes, ob unser Gegenüber ein Mann oder eine Frau ist», erklärt die Psychologin aus Berlin.

Dass Männer anders sind als Frauen, sollte weder kleingeredet, noch überschätzt werden: «Die Hirnforschung zeigt, dass die Unterschiede innerhalb der Geschlechter größer sind als zwischen den beiden», so Bücker-Gärtner. Klischees, nach denen Männer nicht zuhören können und Frauen nicht einparken, wie in den Bestsellern von Allan und Barbara Pease behauptet, seien populär, aber nicht zutreffend, sagt Euler. Die Unterschiede bei den Fähigkeiten seien klein: Männer und Frauen können grundsätzlich fast alles gleich gut.

«Es geht mehr um unterschiedliche Vorlieben und Neigungen», sagt Euler. «Frauen zeigen ein größeres Interesse an Menschen, Männer an Technik. Frauen verstehen eher durch Einfühlen, Männer durch rationales Erfassen.» Weibliche Eigenschaften werden laut Susanne Kleinhenz, Trainerin und Autorin aus Köln, aber immer wichtiger: Soziale Kompetenz, emotionale Intelligenz, Fingerspitzengefühl im Umgang mit anderen und Empathie spielen im Privaten wie im Beruflichen eine zunehmend größere Rolle.

Zu behaupten, dass nur Frauen solche Eigenschaften hätten, ist Unsinn, sagt Kleinhenz: «Männer haben immer auch weibliche Anteile und umgekehrt.» Damit es in der Beziehung nicht knallt, könnten sich Männer zum Beispiel bemühen, die eigene weibliche Seite nicht zu unterdrücken: «Frauen wünschen sich von Männern, dass sie sich auch mal eine Blöße geben können und dass sie Gefühle zeigen.»

Überhaupt sollten Männer in dieser Hinsicht häufiger über ihren Schatten springen, sich mehr mit ihrer Partnerin austauschen und sich trauen, über ihre Gefühle zu sprechen, rät Christine Bücker-Gärtner. Das ist schon deshalb kein schlechter Ansatz, weil manche Beziehung sonst zu Ende geht, bevor sie wirklich begonnen hat.

Literatur: Susanne Kleinhenz, Der Mann im weiblichen Jahrhundert - Was Männer und Frauen voneinander lernen können, Gabal, ISBN-13: 978-3-89749-850-1, 29,90 Euro; Susan Pinker, Das Geschlechter-Paradox: Über begabte Mädchen, schwierige Jungs und den wahren Unterschied zwischen Männern und Frauen, DVA, ISBN-13: 978-3-42104-361-0, 17,95 Euro

Männer können von Frauen lernen und umgekehrt. Aber sie sollten nicht versuchen, sich gegenseitig zu kopieren. «Wenn Frauen beispielsweise am Arbeitsplatz versuchen, aggressiv wie ein Mann aufzutreten, um sich durchzusetzen, werden sie von ihrem Umfeld oft nicht als stark, sondern als hysterisch wahrgenommen», sagt die Psychologin Christine Bücker-Gärtner. Auch Männer sollten lieber auf das aufbauen, was sie an Eigenschaften mitbringen, ergänzt Susanne Kleinhenz, Autorin aus Köln. Die Geschlechtergrenzen möglichst verwischen zu wollen, sei nicht wünschenswert: «Das wäre ja auch langweilig.»