Warentest Warentest: Dampf im Akkord
Halle/MZ. - Deshalb verlassen sie sich häufig auch beim Bügeleisen-Einkauf auf die Urteile von Stiftung Warentest: Was deren Tester für gut befinden, taugt für die Qualitätsansprüche im Alltag. Das gilt für technische Geräte ebenso wie für Tomatenketchup oder Handcreme.
Bundesweit beauftragt die Stiftung Warentest etwa 100 herstellerunabhängige Institute mit den entsprechenden Untersuchungen. Sie macht dabei konkrete Vorgaben, die letztlich ausschlaggebend für die Vergabe der Testurteile sind. "Die Namen der Institute werden geheim gehalten, damit Bestechungen oder spätere Anfeindungen ausgeschlossen werden können", sagt Holger Brackmann, der Bereichsleiter Untersuchungen von Warentest. Bei Sicherheitsfragen darf die Verbraucherorganisation einem Urteil des Bundesgerichtshofes zufolge sogar höhere Ansprüche stellen als es die DIN-Normen verlangen. Im Falle von Skibindungen oder Komposthäckslern beispielsweise habe das bei einigen Herstellern für Unmut gesorgt, sei aber im Sicherheitsinteresse von Verbrauchern gewesen.
Eines der Labore, in denen die Stiftung Warentest technische Geräte prüfen lässt, befindet sich in der Nähe von Chemnitz. Auf einer Fläche von 6 000 Quadratmetern rattern, dampfen und bewegen sich Haushaltsgegenstände und Werkzeuge in unterschiedlichen Abteilungen in Dauertests. 108 Mitarbeiter wachen über die Abläufe. Prüfingenieur Reinhard Löser ist der Mann, der Tausende Säuberungsversuche von Staubsaugern beobachtet und elektronisch protokolliert. "Schmutzpartikel werden bis zu 25 Mikrometer erfasst", erzählt er. Das sei für Allergiker wichtig. Nebenan brennen Glühlampen im 100-Stunden-Test, zischt der Dampf von Bügeleisen im Akkord, kämpfen Rasenmäher mit Steinen, werden die Stecker von Elektrogeräten 30 000 Mal rein- und rausgezogen, arbeiten Heckenscheren 75 Stunden lang mit Unterbrechungen.
Die Produkte kauft Stiftung Warentest anonym, also wie ein normaler Kunde, in einem Geschäft ein und stellt sie dem Labor mit den gewünschten Prüfkriterien zur Verfügung. "Alle für den Verbraucher relevanten Produkteigenschaften werden einbezogen", sagt Brackemann: Funktion, Handhabung, Haltbarkeit, Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Der Aufwand ist hoch. Für den Test von Geschirrspülmitteln beispielsweise wurden 10 000 Geschirrteile exakt definiert beschmutzt und 10 000 Spülgänge angesetzt. Im Durchschnitt kosten die Tests 30 000 bis 50 000 Euro. "Unser teuerster Test waren mit 500 000 Euro Photovoltaikanlagen", erzählt Hubertus Primus, Chefredakteur der Zeitschrift "test". Bei Lebensmitteln oder Kosmetika käme man natürlich mit weniger Geld aus.
Bei den Herstellern stoßen die Testurteile freilich nicht immer auf Gegenliebe. Bei negativen Bewertungen komme es schon zu Auseinandersetzungen, gibt Brackemann zu. "Doch wir sind noch nie rechtskräftig zu Schadenersatz verurteilt worden." Der Handel reagiere aber mitunter durchaus und ziehe ein Produkt schon mal aus dem Verkehr. Ein Fakt mehr, der Verbraucher auf die Urteile von Stiftung Warentest vertrauen lässt.