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Wacken-Gründer Thomas Jensen im Interview

25.07.2008, 12:31

Wacken/dpa. - Das Wacken Open Air (W:O:A) ist das weltgrößte Heavy Metal-Festival und findet in diesem Jahr zum 19. Mal in dem schleswig-holsteinischen Dorf Wacken statt. Wacken-Gründer Thomas Jensen erzählt in einem dpa-Interview, wie das Festival entstand.

Gemeinsam mit ihrem Freund Holger Hübner haben sie vor fast 20 Jahren das erste Wacken-Open-Air organisiert. Wie kam es dazu?

Jensen: «Das Festival entstand aus einer Bier-Laune heraus. Ich trat mit meiner Band Skyline immer in irgendwelchen Pleite-Kneipen auf und Holger legte im Anschluss als DJ auf. Irgendwann hatten wir die Idee, ein Open-Air-Konzert zu organisieren. Im ersten Jahr kamen 800 Gäste. Ich spielte mit meiner Band, zapfte nebenbei Bier und konnte die Einnahmen noch in meine Hosentasche stecken. 1996 schafften wir dann den Durchbruch. Die Böhsen Onkelz spielten und es kamen über 10 000 Fans. Heute leben wir nicht schlecht von dem Festival, aber wir sind keine Millionäre.»

In diesem Jahr werden 72 500 Teilnehmer zum 19. Wacken-Open-Air erwartet. Erschrecken Sie manchmal vor dieser Entwicklung?

Jensen: «In einer einsamen Nacht bekomme ich schon mal Angst. Aber wir machen gar nicht soviel anders, als vor 19 Jahren. Wir sind genauso beknackt wie damals, nur ist alles etwas größer. Vieles ist nur mit der Hilfe der Wackener möglich, wir profitieren von der Vereinsmeierei, jeder kennt jeden und alle packen mit an. Und macht sein Geschäft: Die einen verkaufen im Vorgarten selbstgebackenen Kuchen, ein anderer hat auf dem Festival einen Biergarten für 4 500 Leute. Als Dank dürfen alle Wackener und die Bewohner aus den umliegenden Dörfern einen Tag gratis zum Open Air. Wir wollen zeigen, was wir hier machen und keinen elitären, sektenhaften Geheimcharakter.»

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Jensen: «Es wäre schon ein Traum, zur 20. Auflage im kommenden Jahr Metallica oder AC/DC zu bekommen. Außerdem wollen wir das Festival exportieren und im Mai 2009 das erste W:O:A: fern von Wacken im brasilianischen Sao Paolo organisieren. Langfristig hoffe ich, dass die familiäre Atmosphäre bleibt. Bei uns haben schon Fans auf der Bühne geheiratet. Oder jedes Jahr kommen die 'Headbanker', eine Gruppe Bankangestellter aus dem Raum Leverkusen. Außerdem wünsche ich mir, dass die Solidarität bleibt: Als vor drei Jahren ein Festival-Besucher nach einem Zusammenprall mit einem Krankenwagen tödlich verunglückte, haben zahlreiche Gäste 25 000 Euro gespendet. Einige haben bis heute Daueraufträge, um die Frau und die drei Kinder zu unterstützen.»

W:O:A 2008: www.wacken.com

W:O:A 2008: Ein ganzes Dorf im Metal-Fieber

Wacken Open Air: Viel Bier und ein Sonderzug