Vom Balkon in das Esszimmer Vom Balkon in das Esszimmer: Neue Gartenmöbel sind salontauglich

Köln/Lüneburg/dpa. - Plastik-Klappstühle oder Bierbank und dazu ein Campingtisch: Während für das Wohnzimmer die teure Ledergarnitur angeschafft wurde, musste für Terrasse oder Balkon lange Zeit die Sparausgabe reichen. Doch mittlerweile haben die Deutschen offenbar ihre Liebe zum Garten entdeckt: Wer es sich leisten kann, sieht auch bei Gartenmöbeln nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auf gute Verarbeitung und besonderes Design.
«Die Hinwendung zu hochwertigem Design ist unübersehbar», heißt es bei der Kölnmesse, die jedes Jahr die Internationale Fachmesse für Sportartikel, Gartenmöbel und Campingbedarf (Spoga) ausrichtet. Trotz Konjunkturflaute und Kaufzurückhaltung - die Hersteller edler Gartenmöbel machen derzeit besonders gute Geschäfte.
«Hochpreisiges hat großen Zuwachs», bestätigt Bobby Dekeyser, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Dedon in Lüneburg. Die Kunden seien heute informierter und zugleich wählerischer: «Eigentlich brauchen die Leute nichts mehr», so Dekeyser. «Wenn etwas gekauft wird, geht es oft um die Sehnsucht nach etwas Schönem - die Produkte müssen eine Philosophie haben.» Nachdem im Innenbereich in den vergangenen Jahren sehr viel investiert worden sei, sieht Dekeyser jetzt der Garten im Kommen. Und da seien vor allem innovative Möbel gefragt.
Design statt 08/15: Die veränderten Ansprüche der Kunden zwingen die Hersteller dazu, Neues auszuprobieren. Ein Beispiel dafür ist der Materialmix, nach Angaben der Kölnmesse der herausragende Trend der kommenden Gartensaison. «Durch den Mix verschiedener Materialien lassen sich ganz neuartige Formen entwickeln», erklärt Will Seyfang von der Firma Fischer Möbel aus Schlierbach (Baden-Württemberg). «Außerdem können die Vorteile der verschiedenen Materialien miteinander kombiniert werden.»
Beim Zusammenspiel von Holz und Aluminium - eine der häufigsten Kombinationen - würden zum Beispiel die Leichtigkeit des Materials Aluminium und die Wärme des Holzes vereint. «Die Möbel werden dadurch leichter, das Sitzen fühlt sich aber dennoch angenehm an, weil beispielsweise die Armauflagen aus Holz sind», so Seyfang. Seiner Erfahrung nach spielt das Fühlen gerade im Außenmöbelbereich eine wichtige Rolle - schließlich nehme man im Sommer oft nur mit T-Shirts oder kurzen Hosen bekleidet am Gartentisch Platz.
Neben Holz und Aluminium werden laut Seyfang mittlerweile unter anderem Edelstahl und Teak oder Edelstahl und Kunststoffe miteinander kombininiert. Bei der Gartenmöbel-Serie «Tennis» etwa ist das Gestell aus Holz. Edelstahl sorge an den für die Konstruktion wichtigen Stellen für Stabilität und rostfreie Gelenkverbindungen. Und die Sitz- und Liegeflächen bestehen aus einem Polyestergewebe, das beständig gegenüber dem Wetter und UV-Strahlen sei.
Das Unternehmen Garpa aus Escheburg bei Hamburg hat für die Kollektion «Newport» ein Aluminiumgestell mit einem Gurtgeflecht für die Rücken- und Sitzflächen sowie Teak für die Armlehnen verbunden. Diese Kombination sei absolut regen-, sonnen- und seelufttauglich. Ebenfalls unempfindlich gegenüber jeglicher Witterung sei die Verbindung von Aluminium und Kunststoff, wie sie beispielsweise beim neuen so genannten Recliner aus der Serie «Newport» zu finden ist. Bei dem Gartenstuhl mit kopfhoher Lehne, der bis in die Liegeposition verstellt werden kann, bildet wiederum Aluminium den Rahmen, während die Sitzfläche aus Kunststoff besteht.
Dedon setzt dagegen ausschließlich auf die Kombination aus pulverbeschichtetem Aluminium für das Gestell und der von der Firma selbst entwickelten Kunstfaser Hularo. Bei der Herstellung baut das Unternehmen auf die traditionelle Handwerkstechnik in Asien, beim Design dagegen auf bislang eher ungewohnte Formen: «Für unsere neue Serie 'Soho' war zum Beispiel die moderne Biertischgruppe der Ausgangspunkt», erklärt Dekeyser. Statt wie sonst aus Holz bestehen Tisch- und Sitzfläche bei der Dedon-Garnitur jedoch aus Flechtwerk.
Fast so etwas wie ein Gegenstück zu den geradlinigen «Soho»-Bänken und -Tischen bildet die ebenfalls neue «Tango»-Kollektion, deren Sessel und Tische sich durch ihre geschwungenen Linien auszeichnen. «Diese organische Form ist sehr schwer zu flechten - die Faser muss dafür extrem eng verflochten werden», so Dekeyser. Die Entwicklung habe deshalb fast zwei Jahre gedauert.
Neben Hochwertigkeit und neuen Formen zeichnet sich nach Ansicht Dekeysers derzeit noch ein weiterer Trend im Gartenmöbel-Bereich ab: Immer häufiger wanderten eigentlich für draußen gedachte Möbel in das Haus. Das bestätigt auch Gabi Eiber von der Pressevertretung des britischen Herstellers Gloster in Hof (Bayern): «Unser neuer Stuhl 'Manhattan' kommt zwar eigentlich aus dem Gartenbereich, in Großbritannien wurde er aber bei einer Messe für Innenraummöbel ausgezeichnet als Esszimmerstuhl.»
Dabei machen viele Outdoor-Möbel im Innenbereich nicht nur optisch eine gute Figur. Dass Schmutz einfach abgewischt werden kann, ist im Esszimmer ebenfalls ein großer Vorteil. Geschätzt wird laut Bobby Dekeyser aber auch die Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit - weshalb immer mehr Möbel seiner Firma im Badezimmer landeten.