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Versicherungen Versicherungen: Was die neuen Unisex-Tarife mit sich bringen

Von Florian Oel 01.12.2012, 09:33

Berlin/AFP. - UNISEX: Bislang rechnen Versicherer aus, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Versicherungsfall eintritt, wie viel sie zahlen müssen und wie lange. Weil etwa Frauen eine längere Lebenserwartung haben, sind Lebensversicherungen für sie teurer. Die Unisex-Tarife gehen zurück auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) von 2011. Dieser hatte entschieden, unterschiedliche Tarife für Männer und Frauen seien diskriminierend - und nur noch zulässig, wenn ein höheres Risiko sich eindeutig durch biologische Unterschiede begründen lässt.

NEU- UND ALTVERTRÄGE: Die Unisex-Tarife sind ab 21. Dezember verpflichtend. Sie gelten aber nur für Neuverträge. Schon bestehende Verträge sind nicht betroffen. Aufpassen müssen Kunden, wenn sie ihren Versicherungsvertrag anpassen, zum Beispiel um eine höhere Absicherung zu vereinbaren. Das kann unter Umständen als Neuabschluss gelten. Wer in einem neuen Vertrag weniger zahlen muss als in einem Altvertrag, sollte sich einen Wechsel überlegen - aber nicht überstürzt handeln, warnt die Stiftung Warentest.

KOSTEN: An sich steigt der Gesamtschaden-Aufwand durch Unisex-Tarife nicht - die Ausgaben der Versicherer bleiben theoretisch gleich. Nur ihre Einnahmen müssen sie neu verteilen. Entsprechend müssten sich steigende und sinkende Beiträge im Zuge der Umstellung die Waage halten. Die Versicherungskonzerne aber kalkulieren zusätzliche Sicherheiten ein - denn es könnte sein, dass sich jetzt mehr Menschen versichern, die dies zuvor wegen hoher Beiträge nicht taten. Entsprechend könnte das Risiko der Versicherer steigen.

RISIKO-LEBENSVERSICHERUNG: Mehr Männer als Frauen sterben früh - Versicherungen müssen für sie also öfter zahlen. Bislang sind die Beiträge für Frauen geringer als für Männer. Ab Ende des Jahres steigen ihre Prämien deutlich - um bis zu 55 Prozent, wie „Finanztest“ im Sommer ermittelte. Für Männer wird es hingegen bis zu 22 Prozent günstiger. „Finanztest“ rät Frauen, die eine Risiko-Lebenspolice benötigen, diese noch vor dem 21. Dezember abzuschließen.

ALTERSVORSORGE: Lebensversicherungen zur privaten Rentenvorsorge werden für Frauen günstiger und für Männer teurer. Letztere zahlten bislang niedrigere Prämien für die gleiche Rente - denn sie leben im Schnitt deutlich kürzer. RIESTER-RENTEN haben schon seit 2006 Unisex-Tarife. Ausgenommen vom Unisex-Zwang ist die betriebliche Altersvorsorge - das könnte sich aber durch eine erneute Klage vor dem EuGH ebenfalls ändern. Arbeitgeber dürften daher künftig gleich auf Unisex-Tarife setzen.

BERUFUNFÄHIGKEIT-VERSICHERUNG: Auch hier wird es für Frauen etwas günstiger, während die Prämien für Männer leicht ansteigen dürften. Der Grund ist, dass Frauen häufiger berufsunfähig werden als Männer.

KRANKEN- UND PFLEGEVERSICHERUNG: Bei der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung sind die Beiträge unabhängig vom Geschlecht. Anders ist das bei privaten Anbietern, die künftig aber auch Unisex-Tarife anbieten müssen - für Voll- und für Zusatzversicherungen. Bislang zahlen Frauen deutlich mehr als Männer. Langfristig dürfte es aber laut Stiftung Warentest für niemanden billiger werden. Grund sind spezielle Wechselrechte der Kunden. Diese können dazu führen, dass Frauen aus alten, teuren Verträgen in die Unisex-Tarife wechseln, Männer können wiederum in günstigere Altverträge wechseln.

KFZ-VERSICHERUNG: Frauen bauen weniger Unfälle - und zahlen daher bislang oft deutlich weniger als Männer für die Versicherung ihres Autos. Ab Dezember wird es für Frauen also teurer, für Männer günstiger.