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Unterhaltung und Lebenshilfe Unterhaltung und Lebenshilfe: Wie Psychotests funktionieren

11.07.2006, 13:52
Bin ich ein «Macher-Typ»? - Psychotests sind unterhaltsam und ermöglichen Orientierung im Alltag. (Foto: dpa)
Bin ich ein «Macher-Typ»? - Psychotests sind unterhaltsam und ermöglichen Orientierung im Alltag. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Freiburg/dpa. - Seriöse wissenschaftliche Aussagen liefern sie zwar nicht. Werden sienicht allzu ernst genommen, sorgen sie aber für Unterhaltung undbieten ein wenig Orientierung im Alltag.

Da wundert es nicht, dass die Kästchen zum Ankreuzen beim Friseuroder Zahnarzt nur selten noch unangetastet sind. «Viele Menschenhaben das Bedürfnis, etwas über sich zu lernen», sagt der PsychologeMichael Ziegelmayer aus Freiburg. Daher rühre das starke Interesse anden Tests. Dass sie in der Regel nur wenig mit strenger Wissenschaftzu tun haben, tue dem keinen Abbruch.

Einen Zeitschriftentest könne daher jeder Psychologe mit mehr oderweniger Kreativität in einigen Stunden entwerfen. Trotzdem steckt natürlich auch hinter populärwissenschaftlichen Tests ein Schema.«Den meisten Persönlichkeitstests liegen fünf Faktoren zu Grunde:Normgebundenheit, Belastbarkeit, Unabhängigkeit, Entschluss- undKontaktbereitschaft», erläutert Werner Stangl, Psychologe an der Johannes Kepler Universität in Linz (Österreich). Diese Bestandteileseien weitgehend austauschbar und würden je nach Test unterschiedlichgewichtet.

Mit dem Ergebnis lasse sich dann etwas über Eigenschaften undVerhalten eines Menschen aussagen. Dazu werde wiederum die Reaktiondes Lesers in konkreten Situationen abgefragt. «Wenn ich einebestimmte Eigenschaft des Lesers testen will, muss ich diesenseelischen Bereich in verschiedene, lebensnahe Fragen aufgliedern.Diese sollten - auch unterschwellig - einen Teilaspekt des gesamtenWesenszugs widerspiegeln», erklärt Arnd Stein aus Iserlohn(Nordrhein-Westfalen), der seit mehreren Jahren Psychotests fürverschiedene Medien erarbeitet. Je besser ein solches Spiegelbildgelingt, desto gültiger und aussagekräftiger sei dann der ganze Test,sagt der Psychologe und Psychotherapeut.

Das sei auch der Grund, warum manche Fragen bisweilen sehr plattdaher kommen. «Je konkreter gefragt wird, desto eindeutiger kann auchdie Antwort interpretiert werden», sagt Stein. Antworten solltenLeser am besten spontan und ehrlich. Das liefere die bestenErgebnisse. Denn schließlich gehe es nicht darum, das Frageschemaauszutricksen. Die Funktion der Tests geben die Experten vielmehr als«Unterhaltung gepaart mit Persönlichkeitsdiagnostik» an.

Allzu ernst sollte man die Ergebnisse daher nicht nehmen - und beiernsthaften Lebensproblemen sollte man sie schon gar nicht zu Rateziehen. «Da sind professionelle Beratungsstellen und Psychologen diebesseren Ansprechpartner», rät Ziegelmayer. Vielmehr sollen die Testsein Garant für Kurzweil und Diskussionsstoff sein, sagt Arnd Stein.«Und aussagekräftiger als Horoskope sind sie allemal.»