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Unerwünschte Briefe Unerwünschte Briefe: Werbepost durch Adressenhandel

Von Kerstin Metze 30.11.2001, 15:26

Halle/MZ. - Wahrscheinlich hatte jeder in seinem Briefkasten schon einmal "offiziell" aufgemachte Haushaltsbefragungen. In ihnen sollen oftmals mehr als 100 Fragen mit zuweilen sehr persönlichem Inhalt beantwortet werden. Als "Bonbon" werden Gewinne versprochen, die allerdings lediglich ein Köder sind und nie beim Verbraucher ankommen. "Statt eines erhofften Gewinns bekommt man zumeist nur massenweise Werbung zugeschickt", weiß Gabriele Emmrich, Juristin bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, aus ihrer Beratertätigkeit.

Wer sich vor überquellenden Briefkästen schützen möchte, sollte sich deshalb genau überlegen, ob er solche Fragebögen beantwortet: "Derartige Umfragen dienen in aller Regel nur dazu, Konsumdaten und Adressen an interessierte Unternehmen zu verkaufen. Je detaillierter die Datensätze sind, umso teurer lassen sich diese insbesondere für Werbemaßnahmen verkaufen", sagt die Expertin und empfiehlt, solche Post am besten gleich in den Papierkorb zu werfen.

Bei den kommerziellen Fragebögen gehe es nicht um die oft vorgetäuschte Marktforschung, sondern "schlicht und einfach um Adress- und Datenhandel". Erfragt werden zum Teil äußerst detaillierte Informationen aus allen Bereichen des Privatlebens. Da geht es um die Höhe des Familieneinkommens ebenso wie um beliebte Produktmarken, bevorzugte Freizeitaktivitäten oder Ernährungsgewohnheiten. "Wichtig ist den Fragenden, Angaben herauszubekommen, die den Angesprochenen für spätere gezielte Werbung interessant zu machen", sagt Gabriele Emmrich.

Schon öfter seien die Verbraucher in Sachsen-Anhalt beispielsweise mit einer so genannten "nationalen Verbraucherbefragung" der Lifestyle AG aus Ditzingen konfrontiert worden. "Mit seiner Unterschrift musste der Verbraucher zwar der Verwendung, sprich Weitergabe, seiner Daten zustimmen," merkt Gabriele Emmrich an, "aber die meisten tun dies, ohne sich im Klaren zu sein, was sich daraus entwickeln kann." Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass es keine Verpflichtung gibt, derartige Fragebögen auszufüllen.

Etwas anderes sind wirklich seriöse Umfragen von anerkannten Markt- und Meinungsforschungsinstituten oder Statistik-Ämtern. Diesen geht es nicht um das Erfassen von Adressen und intimen Daten, sondern um Meinungen und Verhaltungsweisen, die für verschiedene Bevölkerungsgruppen repräsentativ sind. Ein Beispiel ist der jährlich in Sachsen-Anhalt durchgeführte Mikrozensus (siehe unten stehenden Beitrag.)

Unüberlegt oder unkontrolliert sollten Adressaten grundsätzlich keinen Fragebogen ausfüllen. "Jeder sollte wissen, dass seine persönlichen Daten auch in falsche Hände geraten und so zur unkontrollierten Handelsware werden können", warnt Gabriele Emmrich.

Auf Grund des regen Adressenhandels raten Verbraucherschützer dazu, sich in die so genannte Robinsonliste aufnehmen zu lassen - und zwar sowohl in die für Briefsendungen als auch für Faxe. Hundertprozentigen Schutz vor der Flut an Prospekten und Werbeschreiben bietet allerdings auch diese Vorsorge nicht, denn längst nicht alle Firmen richten sich nach der Robinsonliste. Doch zumindest von einigen Unternehmen bekommt der überfütterte Konsument dann keine unerwünschte Post mehr.

Um herauszufinden, wer möglicherweise hinter unliebsamer Werbepost steckt, empfiehlt sich ein einfacher Trick: Verändern Sie einfach mal irgendwo, wo Sie nach Ihrer Anschrift gefragt werden - zum Beispiel bei einer Gewinnspielfirma -, unwesentlich Ihren Namen. Aus Carola Haus könnte zum Beispiel Karola Hauss gemacht werden. Wenn Frau Haus dann als Frau Hauss Post erhält, kann sie daraus ableiten, dass die - um beim Beispiel zu bleiben - Gewinnspielfirma ihre Anschrift weitergegeben hat. Mit einem entsprechenden Schreiben könnte diese Firma aufgefordert werden, die Weitergabe der Adresse zu unterlassen.