Tourismusbranche Tourismusbranche: Ausbildungsmöglichkeiten werden immer vielfältiger
Berlin/dpa. - Gerade mit der Einführung der Bachelor-Abschlüsse starten vor allem Fachhochschulen mit akademischen Ausbildungsalternativen für den Branchennachwuchs - wie sich auch bei der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin zeigte. Wie sinnvoll das ist, ist umstritten.
«Die Berufsausbildung bleibt der wichtigste Einstieg», sagte Renate Ebert, Geschäftsführerin der Schule für Touristik in Berlin. Die private Schule bildet seit 1988 touristischen Nachwuchs aus. Die Azubis lernen dabei die Theorie an der Schule, die Praxis in einem Betrieb der Tourismusbranche. Die Veränderungen auf dem Ausbildungsmarkt sind nach ihrer Beobachtung längst zu spüren: «Es ist für uns deutlich schwerer geworden, Ausbildungsbetriebe zu finden.» Ursache dafür sei die wachsende Zahl von Praktikanten, die im Rahmen anderer Ausbildungsformen für kürzere Zeiträume in möglichen Ausbildungsbetrieben arbeiten. Wachsende Ansprüche sieht Lars Boesing, Geschäftsführer von DER Reisecenter TUI GmbH, auf die Azubis zukommen: «Sie müssen auf jeden Fall technisch fit sein», sagte Boesing. «Kunden im Reisebüro haben sich heute oft schon von vorne bis hinten im Internet informiert.» Der Reisebüro-Mitarbeiter müsse dann noch mehr zu bieten haben. Bei vielen Bewerbern sei das allerdings nicht zu erwarten: «Viele disqualifizieren sich schon durch katastrophale Rechtschreibung oder dadurch, dass sie nicht 15 Prozent von 200 Euro ausrechnen können.»
Ähnliche Sorgen hat Annette Bramkamp, Personalleiterin des «Estrel Hotel» in Berlin: «Das Niveau der Bewerber lässt dramatisch nach.» Dabei bleibe für die Hotellerie die Beurfsausbildung der wichtigste Einstieg in die Branche. «Für Führungspositionen ist ein Studium dann sicher sinnvoll.»
Dass der Bedarf an Arbeitskräften mit Hochschulabschluss zunimmt, davon ist Prof. Jörg Soller von der Hochschule für Wirtschaft in Berlin überzeugt: Auch im Studium ließen sich Theorie und Praxis verknüpfen, sagte Soller. Die Anforderungen in der Branche insgesamt seien gestiegen. Die Hochschule für Wirtschaft bietet deshalb einen dualen Studiengang an, bei dem sich für die Studenten Phasen im Hörsaal und Seminarraum mit solchen in der Praxis abwechseln. Noch schließt der Studiengang mit Diplom ab, er ist aber bereits für den Bachelor akkreditiert.
Berufseinsteiger mit Bachelor-Abschluss sind nach Prof. Sollers Einschätzung für das mittlere Management prädestiniert. Wer mehr erreichen will, kann ein Master-Degree draufsatteln. Empfehlenswert sei auch ein Auslandsaufenthalt zur Perfektionierung von Fremdsprachen. Absolventen entsprechender Studiengänge könnten aber nur in begrenzter Zahl auf dem Arbeitsmarkt untergebracht werden, warnte Roland Hahn von der Berufsakademie Berlin. Hochschulen, die entsprechende Studiengänge einrichten, sollten Hahns Ansicht nach deutlicher sagen, wofür genau sie ihre Studenten qualifizieren wollen.