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Tischler Tischler: Nicht mehr wie Meister Eder

Von Andreas Heimann 14.08.2006, 11:58
Computer statt Zeichenbrett: Wer den Beruf des Tischlers erlernt, muss auch mit moderner Software umgehen können. (Foto: dpa)
Computer statt Zeichenbrett: Wer den Beruf des Tischlers erlernt, muss auch mit moderner Software umgehen können. (Foto: dpa) Tischler-Innung Hamburg

Berlin/Hamburg/dpa. - Seit dem neuen Ausbildungsjahr 2006 gilt eine neueAusbildungsordnung, die beides berücksichtigt.

«Tischler arbeiten zwar immer noch vorwiegend mit Holz undHolzwerkstoffen wie Spanplatten», sagt Arne Bretschneider, Referentfür Berufsbildung beim Bundesverband Holz und Kunststoff in Berlin.«Aber was die Technik angeht, hat sich in den vergangenen Jahrenunheimlich viel geändert», ergänzt Jürgen Großer, Tischlermeister undMitglied im Berufsbildungsausschuss der Handwerkskammer Hamburg. DenUmgang mit Maschinen wie der Bandsäge sind Tischler schon langegewohnt. «Aber es wird auch immer mehr mit CAD und CNC gearbeitet»,sagt Großer - der Computer hat Einzug in die Tischlereien gehalten.

«Viele Kunden haben noch das Bild im Kopf, wie Meister Eder mitdem Hobel in der Werkstatt steht», sagt Bretschneider. Aber auch dasTischlerhandwerk kommt nicht mehr ohne moderne Technik aus. DieJugendlichen, die sich für den Beruf interessieren, wüssten dasmeistens aber auch: «Die wollen sogar am Computer zeichnen.» Der PCwird in vieler Hinsicht zum Alltagswerkzeug in der Werkstatt: Auchdas Suchen nach Informationen im Internet müssten Tischler heutebeherrschen, sagt Bretschneider.

«Die neue Ausbildungsverordnung berücksichtigt dieseEntwicklungen», sagt Dieter Weiß, der beim Bundesinstitut fürBerufsbildung (BIBB) in Bonn daran mitgearbeitet hat. «Die Ausbildungin CNC-Technik ist jetzt vorgeschrieben und auch Bestandteil derPrüfung.» CNC steht für «Computerized Numerical Control» und meintcomputergesteuerte Maschinen, beispielsweise zum Fräsen oder Drehen.

Insgesamt sind Weiß zufolge eine Reihe von Qualifikationen neu indie Ausbildungsverordnung aufgenommen beziehungsweise deutlicherakzentuiert worden. Dazu zählen auch Arbeiten im Team und dasVornehmen von Montagearbeiten inklusive des Einbaus elektrischerEinrichtungen.

Allerdings lassen sich die rund 42 500 Betriebe in Deutschlandnicht über einen Kamm scheren: «Es gibt schon noch Tischlereien, dieganz klassisch ausbilden und sich zum Beispiel auf Restaurationspezialisiert haben», sagt Bretschneider. Dann wird auch bevorzugtmit traditionellem Werkzeug gearbeitet.

Bewerber gibt es oft deutlich mehr als Lehrstellen. Die Tendenzgeht dahin, eher Realschüler und Abiturienten einzustellen. «Aberauch Hauptschüler haben eine Chance», sagt Bretschneider. DieAusbildungsvergütung ist regional unterschiedlich. Sie beginnt zumBeispiel in Bayern bei monatlich 360 Euro im ersten Lehrjahr underreicht 585 Euro im dritten. In Ostdeutschland reicht die Spanne von286 bis 439 Euro. Im ersten Gesellenjahr ist mit 1720 Euro (inOstdeutschland 1432 Euro) zu rechnen.

Informationen: Bundesverband Holz und Kunststoff -Bundesinnungsverband für das Tischler/Schreinerhandwerk, Littenstraße10, 10179 Berlin)