Tierarzt Tierarzt: Alles andere als ein Streichelberuf

Bonn/dpa. - Silke Agus hat in der Regel zwei Patienten: dasTier und sein Herrchen. «Der Umgang mit den Menschen ist mindestens genauso wichtig», sagt die Tierarzthelferin, die beim Berufsverbandder Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen (BdA) in DortmundFachreferentin ist. Und der Geschäftsführer der LandestierärztekammerNordrhein, Harald Fischer, fügt hinzu: «Tierarzthelferin ist keinStreichelberuf.»
Zum Beginn des neuen Ausbildungsjahrs am 1. August wurde dieAusbildungsverordnung novelliert. «Der technische undtiermedizinische Fortschritt hat die Neuregelung notwendig gemacht»,erklärt Gisela Mettin vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) inBonn. In den Praxen rückten Prävention und Rehabilitation neben derBehandlung immer stärker in den Vordergrund.
«Außerdem müssen die Auszubildende Verhaltenskunde,Tierschutzbestimmungen und Ernährungsgrundlagen erlernen», beschreibtMettin das erweiterte Ausbildungsprogramm. Mit der Neuordnung hatsich auch der Name geändert: Die Tierarzthelferin - denn sie ist inder Regel weiblich - heißt jetzt tiermedizinische Fachangestellte.
Drei Jahre dauert die Ausbildung, die auf zweieinhalb Jahreverkürzt werden kann. Ein bestimmter Schulabschluss wird laut HaraldFischer von der Landestierärztekammer nicht vorausgesetzt.
«Die Arbeit wird mehr und mehr ein Management-Job, der vielOrganisationstalent erfordert und auch Durchsetzungskraft», sagtFischer. Doch bei aller Verwaltungsarbeit steht immer noch die Arbeitmit dem Tier im Mittelpunkt. «Hauptinhalt gerade der Ausbildung istdie Diagnostik und Therapie», sagt Mettin. So müssten dietiermedizinischen Fachangestellten Operationen vorbereiten, dem Arztassistieren und Laborarbeiten durchführen.
«Das ist kein Job, der von 9.00 bis 17.00 Uhr geht», sagt Fischer.Zu den Bereitschafts- und Notdiensten kämen auch Sprechstunden amAbend oder am Wochenende. Und dann ist da noch der Umgang mit denMenschen: «Wenn ein Tier eingeschläfert werden muss, kann man dieBesitzer nicht einfach mit dem toten Tier alleine lassen», sagt Agus.
Rund 1300 Euro monatlich beträgt das Anfangsgehalt für eineausgelernte tiermedizinische Fachangestellte bei einerWochenarbeitszeit von mindestens 40 Stunden – dieSteigerungsmöglichkeiten sind begrenzt. «Der Tarifvertrag sieht nachdem 15. Berufsjahr rund 1900 Euro vor, dann ist Schluss», sagt Agus.
Zwar gibt es viele Einsatzmöglichkeiten neben den Tierarztpraxenund -kliniken etwa in Zoos, Forschungseinrichtungen und Laboratorien,der tiermedizinischen Forschung, doch kaum Aufstiegsmöglichkeiten.Einzig der Betriebswirt für Management im Gesundheitswesen lässt sichmit der Ausbildung anschießen.
«Deswegen nutzen viele die Ausbildung auch als Sprungbrett oderVorbereitung zum Studium», bedauert Agus. So wanderten oft die bestenKräfte ab. «Wir arbeiten daran, dass es künftig anerkannteSpezialisierungen gibt, die dann auch höhere Gehälter rechtfertigen.Bis dahin bleibt die Tierarzthelferin ein Job für Idealisten.»