Teurer Traum vom eigenen Pferd
Rheinsberg/Warendorf/dpa. - In Jugendbüchern ist die Sache einfach: Dort trifft ein armes, pferdeverrücktes Mädchen in der Stallgasse auf ein krankes Pferd, rettet es mit Zeitungsaustragen vor dem Schlachthof und gewinnt später Turniere.
Doch die Realität sieht anders aus. Vor dem Reitvergnügen gilt es meist, ein Pferd oder Pony zu kaufen, und dabei ist insbesondere in rechtlicher Hinsicht einiges zu bedenken. Auch die laufenden Kosten für den Vierbeiner auf Hufen dürfen nicht unterschätzt werden. Freizeitpferde und -ponys werden oft vergleichsweise preisgünstig angeboten. So gibt es durchaus Pferde für 2000 Euro, und einige Ponys kosten mit rund 500 Euro sogar weniger als mancher Rassehund. Dies kann zum vorschnellen Kauf verleiten.
«Bedacht werden sollten aber die relativ hohen Folgekosten», warnt Antje Rahn, Tierärztin und Fachbuchautorin aus Rheinsberg in Brandenburg. Jeden Monat muss die Stallmiete, alle sechs bis acht Wochen der Hufschmied bezahlt werden. Allein der Termin beim Schmied schlägt mit 60 bis 200 Euro zu Buche.
Auch für den Tierarzt fallen immer wieder Kosten an - und das nicht nur, wenn der Vierbeiner sich eine Verletzung oder Krankheit zugezogen hat. Auch bei einem gesunden Pferd sind laut Antje Rahn regelmäßig Impfungen oder Entwurmungskuren nötig. Empfehlenswert ist es außerdem, eine Pferdehaftpflichtversicherung abzuschließen.
Experten empfehlen, Pferde und Ponys direkt vor dem Kauf von einem Tierarzt untersuchen zu lassen. «Man unterscheidet zwischen einer so genannten kleinen und einer großen Ankaufsuntersuchung», erklärt Margund Mrozek von der Bundestierärztekammer in Bonn. Eine solche Untersuchung, die meist der Käufer bezahlen muss, ist kostspielig: Schon für die kleine Version können um die 300 Euro fällig werden. «Bei preisgünstigen Pferden sollte bedacht werden, ob diese Kosten überhaupt im Verhältnis zum Kaufpreis stehen.»
Antje Rahn rät, sich beim Kauf nicht allein auf die Untersuchung zu verlassen. Wichtig sei es auch, sich nach der Herkunft sowie den Aufzucht- und bisherigen Haltungsbedingungen des ausgewählten Huftieres zu erkundigen. Wer sich vorab ein wenig informiert hat, findet dadurch mit einiger Wahrscheinlichkeit heraus, ob das Tier aus einem Stall mit «gutem Ruf» kommt oder nicht.
Hat sich ein Pferdefan für einen Kauf entschlossen, gilt es, das Geschäft rechtlich abzusichern. «Jedes Pferd muss seit dem Jahr 2000 einen Pferdepass haben, der beim Transport des Tieres etwa zum Tierarzt oder zum Turnier stets mitzuführen ist», erklärt Maike Amelsberg vom Züchterverband «Pferdestammbuch Schleswig-Holstein/Hamburg» in Kiel. Diesen Pass, auch Equidenpass genannt, habe bei Rassepferden einen roten Umschlag, bei anderen und ausländischen einen grünen.
Der Pass allein sagt laut Maike Amelsberg aber ähnlich wie der Fahrzeugschein beim Auto nichts über die Eigentumsverhältnisse aus. Hierfür gebe es die Eigentumsurkunde. «Nicht jedes Pferd hat eine Eigentumsurkunde», erläutert Joachim Wann, Justiziar der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf in Nordrhein-Westfalen. Das sei etwa bei älteren deutschen und Pferden aus dem Ausland der Fall.
Für alle Pferde und Ponys sollte zusätzlich ein Kaufvertrag abgeschlossen werden. Hierin lässt sich der Käufer nach Wanns Worten versichern, dass das Tier «frei von Rechten Dritter» und somit im «Eigentum des Verkäufers steht». Ein Profi-Verkäufer verpflichte sich, die «Sache» - Pferde gelten rechtlich als Sache - «mangelfrei zu verschaffen». Ein Privatmann könne ein Pferd hingegen auch unter «Ausschluss jeglicher Haftung» verkaufen.
Doch das Halten eines Pferdes erfordert nicht nur Geld, sondern auch Zeit. «Vor dem Kauf muss man sich bewusst machen, dass ein Pferd täglich mindestens zwei bis drei Stunden Auslauf haben sollte», sagt Antje Rahn. Es sei traurig, dass manche Pferde trotzdem teilweise Tage lang in ihrer Box auf Bewegung warten müssen. Bei der Auswahl des Stalles sollten Pferdefans, die selbst nicht jeden Tag Zeit haben, deshalb auf Weiden zum Freilauf achten. So bekommt das Tier auch dann seine Bewegung, wenn es nicht täglich geritten werden kann.