Telekom Telekom: Poker um die Zukunft von Ron Sommer

Berlin/dpa. - Der Aufsichtsrat will am kommenden Dienstag auf einer Sondersitzung überdie Zukunft Sommers beraten. Der Kurs der T-Aktie profitierte angesichts der Spekulationen erneut.
Wie es weiter hieß, soll der Staatssekretär imBundesfinanzministerium Manfred Overhaus, die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit im 20-köpfigen Aufsichtsrat für einen Wechsel an derTelekom-Spitze organisieren. Bundeskanzler Gerhard Schröder suchtnach einem Bericht des «Handelsblatts» weiter nach einem Sommer-Nachfolger.
Ein Regierungssprecher wollte keine Stellungnahme zu dem Berichtabgeben. An den Spekulationen beteilige sich die Regierung nicht. DerStaat hält noch 43 Prozent der Telekom-Aktien und ist damit dergrößte Telekom-Aktionär.
Als Favorit für die Nachfolge gelte der DaimlerChrysler-ManagerKlaus Mangold, schrieb das «Handelsblatt» weiter. EinDaimlerChrysler-Sprecher sagte: «Mangold steht für diese Aufgabenicht zur Verfügung.»
Wie Sommer wehrte sich auch der Telekom-Aufsichtsratsvorsitzende,Hans-Dietrich Winkhaus, gegen Einflussnahme aus der Politik. Winkhauszählt in dem Gremium nach Informationen aus dem Unternehmen zu derGruppe, die eine Ablösung Sommers befürwortet.
Winkhaus sagte dem «DeutschlandRadio Berlin», das Gremium brauchekeine Ermahnungen und Hinweise aus der Politik. Der «FrankfurterAllgemeinen Zeitung» sagte er: «Führungsentscheidungen müssenunabhängig von Wahlterminen getroffen werden.»
Sommer verwahrte sich gegen Kritik aus der Politik an seinerArbeit. «Der Staat sollte sich darauf beschränken, die rechtlichenRahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen», sagte Sommer. «Dasgilt für die Deutsche Telekom ganz besonders - die Politik soll sichnicht einmischen.» Entscheidungen über Führungskräfte habe allein derAufsichtsrat zu treffen.
Er sei es seit Jahren gewöhnt, dass über seine Zukunft spekuliertwerde. «Die öffentliche Diskussion ist unerfreulich und schadet demUnternehmen», sagte Sommer und verwies auf die Geschäftsaussichten.«Es geht eindeutig aufwärts. Bis auf die Schulden, die gehenabwärts.» Die Telekom hat gut 65 Milliarden Euro Verbindlichkeiten.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident WolfgangClement (SPD) lobte die Arbeit von Ron Sommer. Er habe vor seinenLeistungen «höchsten Respekt», sagte Clement in Bonn. Die bayerischeStaatsregierung warf der Bundesregierung «schwere Fehlentscheidungen»bei der Telekom vor. Staatskanzleichef Erwin Huber (CSU) sagte derdpa in München, die Regierung habe als Hauptgesellschafterin derTelekom die Kleinaktionäre geschädigt.
Die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die über 12Prozent der Telekom-Anteile hält, wies in Frankfurt Gerüchte zurück,die Bank habe kürzlich Aktienverleihgeschäfte mit den von ihrgehaltenen T-Aktien getätigt. KfW-Vorstandssprecher Hans Reich sitztim Telekom-Aufsichtsrat.
Nach dpa-Informationen ist der Aufsichtsrat am stärksten überPläne aus der Politik beunruhigt, zum Schuldenabbau Teile vonTelekom-Töchtern zu verkaufen. Das Tafelsilber des Unternehmens dürfenicht verschleudert werden, war aus dem Telekom-Umfeld zu hören. Auchwachse die Sorge ausländischer Investoren um die Unabhängigkeit vonEuropas größtem Telekommunikationsunternehmen.