1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Technik
  6. >
  7. Kreative Online-Kunst: Kreative Online-Kunst: Die zehn besten GIF-Blogs

Kreative Online-Kunst Kreative Online-Kunst: Die zehn besten GIF-Blogs

Von Clemens Schnur 02.09.2014, 10:43
Quasi im Vorbeifahren haben Blogger mit kreativer GIF-Art die Kunstszene revolutioniert.
Quasi im Vorbeifahren haben Blogger mit kreativer GIF-Art die Kunstszene revolutioniert. James Kerr/Scorpion Dagger Lizenz

1. Schräge Renaissance-Mashups von James Kerr

Berlin - Viel Mut zur Absurdität, feinsinniger Humor und keine Scheu vor derbem Nonsens: Der Künstler James Kerr bloggt seit März 2012 unter dem Pseudonym Scorpion Dagger höchst unterhaltsame Mash-up-GIFs. Dabei bedient er sich vornehmlich aus dem reichhaltigen Fundus der frühen nordischen Renaissance und verfremdet beispielsweise Gemälde bekannter Maler wie Albrecht Dürer und Hieronymus Bosch.

Aus einem losen Projekt entwickelte der aus England stammende und in Montreal lebende Kerr schließlich den ambitionierten Plan, jeden Tag ein GIF-Kunstwerk online zu stellen. Das gelang vortrefflich und so baute sich Kerr eine große Fangemeinde auf.

Weiter gehts zu einem Künstler, der sich selbst klont.

2. Erdal Incis „Clones Project“

Wie kaum ein anderer Künstler versteht es Erdal Inci, die Techniken von mechanischer Endlosschleife und digitaler Reproduktion in seinen GIFs bis hin zur Perfektion zu harmonisieren. Inci sucht sich leere Plätze als seine Bühne, vollführt dort seine streng, fast schon militaristisch choreographierten Bewegungen und multipliziert die Aufnahmen in kurz getakteten Intervallen.

Was zunächst nach langer Belichtungszeit ausschaut, ist in Wahrheit eine Stakkatosequenz vieler einzelner Bilder. So gelingt es dem türkischen Performance-Künstler mit seinem „Clones Project“ hypnotisierende Illusionen von Unendlichkeit zu erzeugen.

Weiter gehts zu einem Kunstkenner, der sich auch von psychedelischen GIFs nicht aus der Ruhe bringen lässt.

3. The Gif Connoisseur

„Wie lange kann man auf ein Kunstwerk starren?“ Die Serie „The Gif Connoisseur“ hat sich dieser Frage angenommen. Sie gilt als brillantes Unikat im Bereich der Micro-Movie-Kunst – in vielerlei Hinsicht.

„The Gif Connoisseur“ zeigt GIFs nicht etwa von nur einem Urheber, sondern von verschiedenen Künstlern, die einen älteren Herren im blauen Anzug vor die Animationen stellten, während er (scheinbar) ganz entspannt und in aller Seelenruhe auf die paralysierenden Bewegungen blickt.

Die wirre, überbordende Dynamik des Bildes im Bild und die statische Nonchalance der im Bild platzierten Betrachterfigur könnten gegensätzlicher nicht sein. Eine Kombination mit reichlich skurrilem und absurdem Anstrich. Mehr noch: Man ist unweigerlich versucht, die Perspektive des Mannes einzunehmen und die GIF-Animationen durch seine Augen zu „sehen“: eine in der bisherigen GIF-Art-Geschichte einzigartige Multi-Perspektivität .

Der ältere Herr stammt übrigens im Original von Norman Rockwells „The Connoiseur“ aus dem Jahre 1962.

Die Hauptperson des Gemäldes blickt hier auf ein Action Painting von Jackson Pollock. So zitiert „The Gif Connoisseur“ Rockwells Kommentar auf eine Pollock-Arbeit, verbindet die Kunst von Micro Movies mit der intertextuellen Vielschichtigkeit von Online-Memes und erweitert die Ausgangsfrage: „Wie lange kann man eigentlich auf ein GIF-Kunstwerk starren?“

Weiter gehts zu Armani-veredelten Eindrücken aus New York.

4. „Seeing New York – through my Giorgio Armani lenses“

Die Cinematographen Kevin Burg und Jamie Beck eröffnen mit ihrer GIF-Kunst ebenfalls eine ganz neuartige Sichtweise – und zwar auf ihre Heimatstadt und ihren Lebensmittelpunkt New York City. In „Seeing New York – through my Giorgio Armani Lenses“ verwandeln die beiden Künstler eine Brille in den Star der Animationen und zeigen, wie sie die berühmten Orte der Stadt durch das Nobelgestell sehen - beispielsweise den Times Square oder den Central Park.

Burg und Beck versuchen, dem Betrachter zwar einen klaren Fokus vorzugeben, aber die Aufmerksamkeit durch das Spiel mit Schärfe und Unschärfe auch zwangsläufig auf die Nebenaspekte des Bildes zu lenken.

Weiter gehts mit Filmpostern und Albumcovern, die das Laufen lernen.

5. Animated Movie Posters/Animated Album-Art

Sind animierte Filmposter die besseren Trailer? Vielleicht sogar die Zukunft in Hollywoods PR-Maschinerie? Ein GIF-Macher versucht das zu beantworten, indem der kurze Filmszenen auf die jeweiligen Promo-Poster bannt. Man mag berechtigt einwenden, dass Poster-GIFs eher retrospektiv wirken – zumindest nachdem man den Film gesehen hat. Ansonsten kommen einige der Szenen unter Umständen allzu kryptisch oder gar banal daher.

Kennt man den Film nicht, verschließt sich auch die inhaltliche Tiefe der animierten Sequenz und die Wirkung galoppiert ins Leere. Nett anzusehen ist es dennoch. Besonders gelungen sind die Umsetzungen von „Skyfall“ und „Der Hobbit“.

Wesentlich leichter haben es dagegen GIF-Künstler, die Cover-Artworks populärer Musikalben auf verblüffende Weise Leben einhauchen. Sie sind nicht etwa an eine komplexe Storyline aus umfangreichen Filmdrehbüchern gebunden, die sie in einen kurzen Loop pressen müssten, sondern können auf umgekehrte Weise arbeiten. Die Bildmotive sind hier der in alle Richtungen offene Ausgangspunkt, um durch die GIF-Animation eine ganz frei erfundene Geschichte (weiter) zu erzählen.

Weiter gehts zu einem Allzeit-Klassiker aus Berlin.

6. Wie man in Berlin über das wahre Leben in Berlin bloggt

Als Mutterdisziplin von Kunst im GIF-Format gilt das Genre des „reaction GIF“. Physische oder emotionale Regungen als Reaktion respektive Antwort auf Ereignisse oder in Dialogen werden mit sinnfremden Zitaten oder Phrasen kombiniert und erhalten so einen neuen Kontext.

Als Klassiker des reaction-GIF-bloggings hat sich vor allem das Berliner Blog whenyouliveinberlin einen Namen gemacht, das auf grandiose und ironische Weise das Leben in der Stadt kommentiert. Das Blog ist so erfolgreich, dass nach kurzer Zeit bereits Spin Offs (whenyoureallyliveinberlin, ifyouaregayinberlin) entstanden sind, die das Originalthema in leichter Variation nachahmen.

Weiter gehts zu den äußerst dezent animierten GIFs von Nicolas Ritter.

7. Die Suchbilder von Nicolas Ritter

Ja, es bewegt sich! Nur wo? Hat man gerade keinen Feldstecher zur Hand, muss man hier wirklich genau hinschauen. Die GIF-Kreationen des in Frankfurt lebenden Visual Artist Nicolas Ritter beeindrucken auf den ersten Blick eher durch demonstrativen Stillstand als durch den üblicherweise flirrenden Animationskarneval.

Wer sich aber die Mühe macht, die minimalen Bewegungen in Ritters Aufnahmen zu finden, darf sich am Ende über ein ganz persönliches Erfolgserlebnis freuen. Die Fotografien zu Ritters Projekt „One“ entstanden durchweg in London. Für Ritter ist die hoffnungslos überlaufene, englische Metropole der geeignete Ort, um mit seiner Kunst auf das einzelne Individuum in der hektischen Masse aufmerksam zu machen.

Weiter gehts zu flirrenden Statuen und surrealen Objekten von Zach Dougherty.

8. Instant-Surrealismus von Zach Dougherty

Vom US-amerikanischen Portland aus bloggt Zach Dougherty vertrackte GIF-Kunst. Seine Werke sind vielfach verfremdet, meist fügt er mehrfach bearbeitete Bilder zusammen, die im Ergebnis surreale, fast schon mystische Züge erhalten.

Doughertys Bearbeitungen von Objekt – in der Regel antike Skulpturen oder abstrakte Formen - und Hintergrund fallen zuweilen derart minimal aus, dass unsere Wahrnehmung eine Weile braucht, um die optischen Veränderungen in ihrer detailreichen Komplexität zu erfassen.

Weiter gehts zu Qi Wei Fongs Reisen durch Zeit und Licht.

9. „Time in Motion“ von Qi Wei Fong

Der in Singapur lebende Fotokünstler Qi Wei Fong hat das Spiel mit Licht, Raum und Bewegung in GIF-Animationen um einen weiteren Faktor bereichert: Zeit. Für sein Projekt „Times in Motion“ hat Fong Bilder von Landschaften und Städten in China, Indonesioen und Bali jeweils über mehrere Stunden hinweg geschossen. Die Aufnahmen hat er anschließend in einer Collage zusammengefügt und animiert.

Das beeindruckende Resultat beschreibt den Verlauf des Lichts, das während des Tages mal linear, mal konzentrisch die Szenerie erhellt und im Tunnel der Nacht verschwindet.

Weiter gehts zu einem japanischen Filmprojekt, das ziemlich rund läuft.

10. rrrrrrrroll GIFs aus Japan

Eine Gruppe junger Japaner suchte nach einer Möglichkeit, alltägliche Bewegungen und unscheinbare Gesten auf relativ einfache Art künstlerisch aufzuwerten, um sie der Trivialität zu entziehen. Animation im GIF-Style schien ihnen dafür die perfekte Lösung zu sein. Ihren Alltagsgesten gaben sie durch Endlosschleifen und Rotation im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen „Twist“ – inklusive des in Japan gebotenen Habitus des stillen und grazilen Understatements.