Dreiste Masche im sozialen Netzwerk Betrug auf Facebook: Wie das soziale Netzwerk mit Betrugsunternehmen abkassiert
Diesmal versucht es der Mann, der sich „Timot Ben“ nennt, mit Staubsaugerrobotern. Für nur 29 Euro verkauft er die in einem Internetshop, der „Green Outlet Store“ heißt.
„Ihr Partner für ein sauberes Zuhause“ (Eigenwerbung) schaltet beim sozialen Netzwerk Facebook große Anzeigen, die bei den Nutzern ganz hervorragend ankommen.
Zehntausende klicken auf das Video, das einen wieselflinken kleinen Sauger zeigt, der geschickt und unaufhaltsam zugleich über Parkett und Teppich krabbelt und den Staub nur so wegatmet. Im Fachhandel kostet so ein Gerät nicht unter 150 Euro. Soll er was taugen, werden eher 400 bis 500 fällig. Minimum.
Betrug auf Facebook: Die Hoffnung, dass der Anbieter dennoch liefert
Im „Green Outlet Store“ kostet dasselbe Gerät nicht einmal zehn Prozent davon. So günstig kann Timot Ben natürlich nur anbieten, weil seine Staubsaugerroboter gar nicht existieren.
Ebensowenig wie die Markengitarren von Gibson und Fender, die eine andere Facebook-Anzeige zu einem Zehntel des Originalpreises anbietet. Oder wie die Mountain-Bikes mit Elektro-Antrieb, mit denen der Mann, der sich Ben nennt, vor acht Wochen eines der größten Betrugsunternehmen in der Geschichte der sozialen Netzwerke startete.
Es sind Hunderttausende, die auf seine von Facebook verbreitete Werbung hereinfallen. Was soll auch groß passieren? Wer etwa beim Shop Rightplaza bestellt, der kein Impressum hat, dafür aber Markengitarren, die eigentlich 1.500 Euro kosten, für nur 70 Dollar anbietet, setzt ein paar Dollar auf die Chance, dass der zwielichtige Anbieter vielleicht doch liefert. Das ist, glauben viele, nicht schlimmer als Lottospielen. Man kann nur verlieren. Aber wenn man gewinnt, ist es umso schöner.
Betrugsunternehmen auf Facebook: Dem organisierten Verbrechen seine Daten überlassen
Jeden Tag stehen tausende und abertausende Facebook-Nutzer vor der Frage, ob sie beim Anblick von Werbeanzeigen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen, auf ihren Verstand hören.
Oder einfach probieren, was geschieht? Viel mehr, als dass das Geld weg ist, kann es ja nicht sein, denn versprechen alle Fake-Shops Fahrräder, Gitarren und Roboter-Staubsauger kostenlosen Versand um die ganze Welt.
Es könnte mehr werden, denn wer beim Staubsaugershop ironiu.com, dem Gitarrenverschenker Rightplaza oder dem virtuellen Fahrradladen pedogo.vip shoppen geht, der überlässt nach Informationen der Internetseite Scamwarners dem organisierten Verbrechen seine Daten.
Betrug auf Facebook: Wurden Kontodaten im Darknet verkauft?
Vieles deutet darauf hin: Der mystische „Timot Ben“ betreibt derzeit 89 verschiedene Shops, nicht nur für Instrumente, Elektroräder und Reinigungsroboter, sondern auch für Mode und Fitnessuhren.
Nahezu alle tragen ganz unten den Hinweis „powered by fashion online 2017“. Wer ordert, bemerkt nach Einträgen in Internetforen zumeist nur, dass keine Ware geliefert wird.
Berichte über unauthorisierte Zugriffe auf Kreditkartenkonten finden sich nicht - aber die Mehrzahl der Betrügershops ist auch erst zwei Monate alt und der Verkauf valider Kontodaten erfolgt im sogenannten Darknet meist in größeren Mengen, um das Risiko für Verkäufer und Käufer zu minimieren.
Betrugsunternehmen auf Facebook: US-Unternehmen reagiert nicht auf Reaktionen der User
Facebook, im Fall russisch finanzierter Wahlkampfanzeigen in den USA ebenso empfindlich wie beim Löschen von Fotos mit nackten Brüsten, schaut dem Treiben der Werbekampagnen für betrügerische Onlineshops tatenlos zu.
Obwohl eine kurze Überprüfung der verlinkten Seiten schnell zeigen würde, dass durchweg dieselben Tricks angewandt werden - identisches Shop-Design, gestohlene Originalbilder und zur Tarnung vor Suchmaschinen nur als Foto hinterlegte Firmengeschichten - reagiert das größte soziale Netzwerk der Welt auf Hinweise von Mitgliedern ebensowenig nicht wie auf eine Anfrage der MZ.
Betrug auf Facebook: Anzeigen verschwinden nach einigen Wochen wieder
Facebook kassiert für die reichweitenstarken Werbeanzeigen, ohne die „Timut Ben“, der in Wirklichkeit wahrscheinlich Ling Zhang heißt und in der ostchinesischen Stadt Quzhou residiert, keine Chance hätte, zahlungswillige Opfer zu finden.
Nach drei, vier Wochen, wenn die Werbekampagne für den entsprechenden Schwindel-Shop ausgelaufen ist, verschwinden Seiten wie „Green Outlet Store“ oder „Rightplaza“, ohne dass klar ist, ob Facebook sie doch noch gelöscht hat oder die Initiatoren einfach keine Lust mehr haben, die sich häufenden Nachfragen nach ausbleibenden Lieferungen mit immer dem gleichen Satzbaustein zu beantworten. (mz)