Spielzeug zum Selberbauen Spielzeug zum Selberbauen: Den Kran im Kinderzimmer
Bonn/Ulm/dpa. - Technisches Spielzeug vom Flugzeug mit Solarantrieb bis hin zum Experimentierkasten liegt im Trend. Nach Einschätzung von Experten können Kinder damit nicht nur Spaß haben, sondern auch etwas lernen. An einem ausgesprochenen Technikspielzeug-Klassiker erfreuen sich heutzutage jedoch weniger die Söhne als die Väter.
«Ich bin ein großer Fan von Technikspielzeug», sagt Armin Radünz aus Bonn, Autor eines Spielzeug-Ratgebers der Verbraucherzentralen. «Kinder können damit technische Lösungen oder auch Naturgesetze nachempfinden, indem sie etwas mit eigenen Händen zusammenbauen.» Das lasse sich an keinem Computer simulieren. Allerdings spielen Computer mittlerweile auch beim Technikspielzeug eine wichtige Rolle: «Viele Geräte zum Zusammenbauen lassen sich über den Rechner steuern», sagt Ingetraud Palm-Walter vom herstellerunabhängigen Expertenausschuss spiel gut mit Sitz in Ulm.
Einer der Hersteller, die Technikspielzeug auf den Markt bringen, ist Lego. Aus der Linie «Lego Technic» des dänischen Herstellers mit Deutschlandvertretung in München stammt auch der Kran mit dem 64-Zentimeter-Arm. «Den kann man heben und senken, und er ist um 360 Grad schwenkbar», erklärt Sprecherin Katharina Sutch. Zudem ist das Gefährt mit einem Motor ausgestattet, der es ermöglicht, mit einer Seilwinde Lasten zu heben. Der «XXL Pneumatik-Kranwagen» ist für Kinder ab elf Jahren gedacht und kostet rund 130 Euro.
Seit gut vier Jahrzehnten bringt das Unternehmen Fischer aus Waldachtal (Baden-Württemberg) unter dem Markennamen fischertechnik entsprechendes Spielzeug heraus. «Dabei wird die Elektronik immer wichtiger», erläutert Alfred Kropfeld, Herausgeber der Fachzeitschrift «Spielzeug international» im bayrischen Ebermannstadt.
Ein Beispiel dafür ist der neue Baukasten «Industry Robots 2». Damit lassen sich computergesteuerte Roboter fertigen. Einer davon kann laut Unternehmenssprecher Volker Simon mit Hilfe einer Software so programmiert werden, dass er Gegenstände stapelt oder versetzt. «Vorbild dafür sind Industrieroboter.» Empfehlenswert sei der etwa 170 Euro teure Kasten für Kinder ab zehn Jahren.
Auch Eitech aus Thüringen zählt zu den Traditionsherstellern von Technikspielzeug. Das Unternehmen bietet zum Beispiel unter dem Titel «Construction» verschiedene Metallbaukästen an. «Neu herausgebracht haben wir eine Reihe, die Kindern ab acht nahe bringen soll, was mit Sonnenenergie möglich ist», sagt der geschäftsführende Gesellschafter Steffen Hildebrandt. Damit lässt sich etwa ein solarbetriebenes Wasserflugzeug bauen.
Einen erneuten Aufschwung erfahren haben Experimentierkästen, wie sie neben Eitech auch Kosmos anbietet: «Die waren vor sieben, acht Jahren so gut wie auf Null gesunken», erläutert Volker Schmid, Geschäftsführer des Deutschen Verbandes der Spielwaren-Industrie (DVSI) in Stuttgart. Ingetraud Palm-Walter von spiel gut rät Eltern, die ihren Kindern solchen Kasten kaufen wollen, sich für keine allzu komplexe Variante zu entscheiden. «Dann haben die Kinder eher Erfolgserlebnisse.»
Vergleichsweise leicht soll der Einstieg ins Experimentieren mit «Easy Elektro Start» von Kosmos gelingen, wie das Unternehmen in Stuttgart betont. Der seit Kurzem erhältliche Kasten ermöglicht Kindern ab acht Jahren 60 elektrotechnische Experimente. Sie können damit zum Beispiel Türklingeln oder Bewegungsmelder bauen. Im Handel erhältlich ist der Kasten zum Preis von etwa 50 Euro.
Erheblich teurer ist unter Umständen ein Spielzeug-Klassiker, der nach wie vor zu haben ist: die Dampfmaschine. «Hochwertige Exemplare können zwischen 500 und 600 Euro kosten», sagt Alfred Kropfeld von «Spielzeug international» - wobei Dampfmaschinen streng genommen laut EU-Norm gar kein Spielzeug sind. «Das läuft unter Modellbau», erklärt Ingetraud Palm-Walter diese Feinheit. Von ihrer Faszination haben die archaisch anmutenden Apparate deswegen nach Ansicht der Experten aber nichts verloren. «Allerdings», so schränkt Kropfeld ein, «ist das heute wohl eher was für Väter als für Söhne.»