Sommelier Sommelier: Trinken am Arbeitsplatz
Coburg/Köln/dpa. - Ein Sommelier trinkt nur selten am Arbeitsplatz, er probiert - mit klarem Blick und guter Nase. «Außerdem verbringt er seine Zeit nicht hauptsächlich im Keller zwischen seinen Lieblingstropfen, sondern als Berater im Restaurant», sagt Christina Fischer, Sommelière und Gastronomin in Köln. Dort soll er dem Gast helfen, das optimale Getränk zum Essen zu finden. «Die Berufsmöglichkeiten sind sehr gut», sagt Bernd Glauben, Präsident der Sommelier-Union Deutschland. Rund 150 Weinkellner sind derzeit in deutschen Restaurants im Einsatz.
Christina Fischer zählt auf, was mitgebracht werden sollte und übertreibt nur ein bisschen: «Eine abgeschlossene Ausbildung als Hotel- oder Restaurantfachmann, der Besuch möglichst vieler Weinproben und Winzer, Auslandserfahrung, zwei bis drei Fremdsprachen, fundierte Psychologiekenntnisse, Einfühlungsvermögen, Verkaufstalent, Überzeugungskraft und ein unerschütterliches Gemüt.»
«Es ist ein Beruf, der im Trend liegt», sagt Sommelier-Weltmeister Markus Del Monego. Aber letztlich ist es ein Gastronomieberuf wie jeder andere. Das bedeutet körperliche Anstrengung und ungewöhnliche Arbeitszeiten. Der Verdienst liegt laut Glauben meist zwischen 1500 und 3000 Euro brutto monatlich.
Es gibt zwei geregelte Ausbildungswege: die Deutsche Wein- und Sommelierschule in Koblenz mit Zweigstellen in Berlin und München sowie die Hotelfachschule in Heidelberg. Voraussetzung ist meist eine abgeschlossene Lehre in der Gastronomie und Berufserfahrung. Die Koblenzer Schule bietet die Ausbildung berufsbegleitend sechs Monate lang an. In Heidelberg handelt es sich um einen Vollzeitlehrgang über zehn Monate. Weingut-Praktika kommen in beiden Schulen hinzu.
Weinkellner brauchen viel zwischenmenschliche Erfahrung: «Auf zwei Hauptgruppen muss man sich einstellen», sagt Christina Fischer, «Gäste, die schon genau wissen, was sie wollen, und Gäste, die völlig hilflos sind und sich kaum ein Wort zu sagen trauen.» Häufig kümmern sich Sommeliers auch um die Weinkarte, den Einkauf und die Pflege des Bestands.
Zum korrekten Servieren gehört, dass der Weinkellner dem Gast die Flasche zunächst zeigt. Dann wird sie vor dessen Augen geöffnet und ein Probeschluck eingegossen. Dabei geht es darum, ob die Flasche einen Mangel hat, etwa Kork, nicht aber um einen Geschmackstest.
Viele Weinkellner wechseln in den Handel oder machen sich als Berater selbstständig. Markus Del Monego, der seit 1998 in Essen ein Beratungsunternehmen in der Wein- und Genussmittelindustrie führt, hat bereits ungewöhnliche Höhen erreicht: Er stellt auch das Weinsortiment auf den Flügen der Lufthansa zusammen.